„Von der Möglichkeit eines Fußabdruckes wird jedoch nur wenig Gebrauch gemacht. Zumeist hinterlassen Mütter einen Abschiedsbrief, den ich persönlich für besonders wichtig erachte. In den meisten Fällen ist darin zu lesen, dass es den Müttern leidtue und dass sie ihr Kind über alles Lieben“, so DGKP Hinterleitner weiter. Solche Nachrichten oder persönliche Gegenstände der leiblichen Mütter seien psychologisch gesehen für das Kind besonders wichtig. Vor allem wenn dieses später den Wunsch nach mehr Informationen über seine Herkunft äußert
Dass es mit Sicherheit keine leichte Entscheidung ist, sein Neugeborenes in der Babyklappe abzugeben zeigen auch die Erfahrungswerte des Personals der Intensivstation für Kinder. Sie erzählten uns, dass es bereits mehrfach vorgekommen ist, dass die Klappe geöffnet wird, ohne dass ein Baby hineingelegt wird. Dieses „Probehineinlegen“ lässt darauf schließen, dass die betroffenen Frauen die Babyklappe besuchen und genauer inspizieren, bevor sie sich schließlich für bzw. gegen die Abgabe des Kindes entscheiden.
In den Jahren von 1980 bis 1999 wurden insgesamt 23 Findelkinder registriert. Seit der Einführung der Babyklappe 2000 wurden insgesamt 30 Kinder in das Babynest gelegt und es gab in diesem Zeitraum 3 Findelkinder.
Wichtig anzumerken ist zudem, dass sich die Mütter mit der Benützung der Babyklappe nicht strafbar machen „Mit der Einführung des Babynestes wurde es für werdende Mütter in einer akuten Notsituation möglich ihr Baby abzugeben ohne strafrechtlich verfolgt zu werden“, betonte Putz. Auch während unseres Gesprächs mit Primarius Dr. Frischer unterstrich er diese Tatsache mehrmals. Allerdings wies er uns auch daraufhin, dass er werdenden Müttern nahe lege die Möglichkeit zur anonymen Geburt in Anspruch zu nehmen, insofern sie darüber nachdenken, ihr Neugeborenes abzugeben.
Anonyme Geburt: „Sicherer für Kind und Mutter“
Bezüglich Ablaufs der unterscheidet sich die anonyme nicht von einer normalen klinischen Geburt. Allerdings müssen bei der anonymen Geburt die Personalien nicht angegeben und andere Formalitäten nicht erledigt werden. Die Mutter kann das Krankenhaus ohne das Baby verlassen.
Das Ziel der anonymen Geburt ist eine gute Versorgung des Babys und der werdenden Mutter bereits in der Schwangerschaft. Zudem bietet sie den Vorteil, das Kind in einem medizinischen Umfeld zur Welt zu bringen und ist somit sowohl für das Kind als auch für die Mutter sicherer. „Es ist möglich einen anonymisierten Mutter-Kind Pass zu bekommen und die medizinischen Vorsorgeuntersuchungen im Krankenhaus anonym durchführen zu lassen. Die Kinder- und Jugendhilfe bietet in diesen Fällen den werdenden Müttern Beratungs- und Informationsgespräch im Krankenhaus an“, so Putz.
Ebenso gelinge es den Sozialarbeiterinnen im Klinikverbindungsdienst der MAG 11 immer wieder den werdenden Müttern alternative Möglichkeiten, wie zum Beispiel eine herkömmliche Adoption aufzuzeigen und in wenigen Fällen auch Perspektiven für ein gemeinsames Leben mit dem Baby zu entwickeln. „Die anonyme Geburt ist auf jeden Fall für das Baby besser, weil das Kind in einer sicheren Umgebung geboren wird. Während wir bei der Babyklappe nicht wissen können, ob das Kind in einer Gewaltfamilie geboren wurde, ob vielleicht Drogen im Spiel waren etc. Viele Fragezeichen sind damit verbunden“, erklärte Dr. Frischer.
Wie bei der Babyklappe besteht auch bei der anonymen Geburt die Möglichkeit, die Freigabe zur Adoption rückgängig zu machen, insofern sich die Mutter innerhalb von sechs Monaten meldet und ihren Namen bekanntgibt. In diesem Fall wird aus der anonymen eine normale klinische Geburt. Die Frauen werden danach psychologisch betreut und unterstützt.
Nähere Informationen zum Thema anonyme Geburt und Babyklappe gibt es auf dem Öffentlichen Gesundheitsportal Österreich (www.gesundheit.gv.at)
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