Die lang erwartete Dokumentation über die Partisanengedenkstätte von Mostar ist fertig gestellt. Der Film des britischen Regisseurs Chris Leslie soll bald auf Al Jazeera Balkans gezeigt werden. „The Partisan Necropolis“ schildert die Analyse der Anlage von Bogdan Bogdanović als Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
Es geht um mehr als die vielleicht bekannteste Gedenkstätte des jugoslawischen Architekten Bogdan Bogdanović, um mehr auch als um das Erinnern an die Partisanen des Zweiten Weltkriegs, die auf dem Berghang im Westen von Mostar geehrt werden.
Das Partisanendenkmal von Mostar, der Partizansko groblje, ist ein Mikrokosmos, in dem die Geschichte Jugoslawiens, Bosniens und der Stadt Mostar seit dem Zweiten Weltkrieg Tag für Tag neu verhandelt wird.
Um diesen Mikrokosmos auszuleuchten, hat der in Glasgow geborene Regisseur Chris Leslie zwei Jahre seines Lebens investiert.
Aufgerüttelt davon, dass Neo-Ustaša im Juni 2022 in nur einer Nacht alle Grabplatten der Gedenkstätte zertrümmerten, machte sich Chris auf den Weg in die zweigeteilte Stadt und begann mit einem Projekt, das man am besten als die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit beschreiben kann.
Ein wesentlicher Teil war schon zu Beginn, herauszufinden, warum die Vandalen bis heute zumindest offiziell unbekannt sind.
„The devastation was brutal and very sad, but at the time very confusing – who would do that to a cemetery and why? Especially as this was a place to commemorate those who died fighting fascism and defending freedom“, beschrieb Chris seine Eindrücke zum Jahreswechsel 2023/2024, als Balkan Stories das erste Mal über das Filmprojekt berichtete.
Gemeinsam mit dem balkanisch-britischen Filmemacher Oggi Tomić und unterstützt von Redakteur Geri Toth und Story Consultant Stephen A Bennet widmete sich Chris den Leuten, die für den Erhalt der Stadt der Toten kämpfen, und begleitete Menschen, deren Verwandte in der Gedenkstätte geehrt werden.
Experten wie Historiker Dragan Markovina und Architektin Senada Demirović Habibija erläutern die historische und die aktuelle Bedeutung des Denkmals, Material aus dem Nachlass von Bogdan Bogdanović in Wien erlaubt tiefere Einblicke in Planung und Umsetzung – und Herausforderungen für den langfristigen Erhalt – so der politische Wille gegeben ist.
Ergänzt wird das mit Archivmaterial des öffentlich-rechtlichen Senders BHRT und zahlreiche historische Fotos aus privaten Sammlungen.
Einen wesentlichen Part in der Doku spielen die Konflikte rund um die Gedenkstätte, die weit über die Zerstörung der Grabplatten vor zweieinhalb Jahren hinausgehen. Mostar ist seit dem Krieg geteilt: Im Osten leben Bosnjaken, Serben und Kroaten, die nichts mit den Umtrieben im Westen zu tun haben wollen. Der Westen ist die Hochburg des kroatischen Nationalismus in der Hercegovina.
(Mehr über diese Hintergründe könnt ihr in dieser Reportage von Balkan Stories nachlesen.)
Das ist auch eine Analyse der Konflikte, die ganz Bosnien und Hercegovina lähmen – und die ein wesentlicher Beitrag sind, die Jugend des Landes zu vertreiben. Auch sie kommt in diesem Film zu Wort.
„This film is my way of ensuring that the cemetery’s story is told, that its importance is recognised, and that its future is safeguarded before it’s too late“. Regisseur Chris Leslie
Zwei Jahre nach den ersten Dreharbeiten hat Chris „The Partisan Necropolis“ fertiggestellt, und für eine 52 Minuten lange gekürzte Version Al Jazeera Balkans als Plattform gewonnen. Der Sender wird die Doku im ehemaligen Jugoslawien in den nächsten Monaten ausstrahlen. Ein genauer Termin ist nicht bekannt.
Keinen Termin gibt es für die Premiere der Langversion mit 70 Minuten. „Da suchen wir noch Partner und Aufführmöglichkeiten“, sagt Chris. Angedacht sind in erster Linie Filmfestivals, auch nach Vertriebspartner wird gesucht.
Eine ausführliche Beschreibung des Films und seiner Entstehungsgeschichte und Kontaktmöglichkeiten findet ihr im offiziellen Folder zum Film.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Nicht die Meinung der KOSMO Redaktion.
Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.
Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.
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