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GESCHICHTE

Balkan Stories: Marijka tanzt nur bei Dusko

Klapa hat Nachwuchsprobleme. Außer bei Stari Kapetan

Freilich, so beliebt Klapa-Konzerte bei einheimischem Publikum sind, die Szene befindet sich in Montenegro auch in einer Krise.

Es gibt viel zu wenige junge Sänger, erklärt Dusko. Er hat privat Abhilfe geschaffen: Drei seiner Söhne singen bei Stari Kapetan mit.

Nur können nicht alle Klapa-Sänger hier ihren Söhnen die Begeisterung so weitergeben wie er es vermochte.

Auch wenn es mittlerweile Frauenchöre und gemischte Gruppen gibt, ist Klapa bis heute eine fast ausschließlich männliche Tradition der östlichen Adriaküste.

Und eine personalintensive: „Ein Chor besteht aus mindestens vier Mitgliedern: Einem Ersten Tenor, einem Zweiten Tenor, Bariton und Bass“, erklärt Duško.

Der Zweite Tenor von Stari Kapetan ist übrigens Dragan, der mit Nachnamen Lazarević heißt.

„Der Erste Tenor singt die Melodie, der Zweite singt Terzen“. Die niedrigeren Stimmlagen sorgen für einen polytonalen Effekt.

Die Lieder sind regional sehr unterschiedlich. An der Küste sing man eher Balladen, in den Bergen lautere und kräftigere Lieder.

In Herceg Novi und anderen Teilen der Stara Hercegovina fließt auch serbische Musik ein, und mischt sich mit Mediterranem.

„Wir sind an der Küste, da ist Durchmischung normal“, sagt Dusko.

In Montenegro gebe es kein staatliches Förderprogramm für die traditionelle Musikrichtung, sagt er.

Das macht eine Teilnahme auch zu einer Geldfrage: Die Sänger treten in der Regel in einer Art Tracht auf. Die ist nicht gerade billig.

Das Kätzchen stiehlt die Show

Man blickt neidisch nordwärts. „In Kroatien gibt es viele Klape, da gibt es eine funktionierende Dachorganisation und Förderungen“.

Wir sind bei „Bye, Bye Love“ angelangt.

Marijka singt leise und begeistert mit.

Die Aufmerksamkeit der anderen Niederländerinnen haben Dusko und Dragan mittlerweile verloren.

Das liegt nicht an ihnen.

Ein Kätzchen hat sich in die Bar des Instituts verirrt.

Wahrscheinlich kommt es von der Straße. Streunende Katzen sind in der Bucht von Kotor keine Seltenheit.

Es schnuppert an einem Blumentopf.

Eine der Niederländerinnen bringt dem Katzenbaby einen Becher Wasser.

Das Kätzchen schnurrt und lässt sich die Streicheleinheiten seiner Bewunderinnen gerne gefallen.

Marijka macht eine Tanzpause. Auch sie wendet sich verzückt dem Kätzchen zu.

Duško und Dragan singen wacker weiter. Auf „Blue Spanish Eyes“ folgt „The Green, Green Grass of Home.“

Diese Evergreens liegen genau im Geschmack der Altersgruppe, aus der die Kurgäste meistens stammen.

Es ist spät geworden.

Die meisten Niederländerinnen verabschieden sich für heute abend.

Das Kätzchen hat sich auf einem Sessel eingerollt.

Einschließlich Marijka sind nur vier Zuhörerinnen da.

Sie unterhalten sich lebhaft miteinander.

So sehr sich Dusko und Dragan anstrengen, wirklich zuhören tut ihnen niemand mehr.

Sie singen tapfer weiter.

Das ist so im Kurbetrieb oder bei Barmusik.

Im Mai kommt die neue Touristensaison.

Sie wird mehr Gäste bringen, die für lebhaftere Stimmung sorgen.

Und dazwischen werden Duško und Dragan und die anderen Mitglieder von Stari Kapetan Herceg Novis Kultursaison beim Mimoza-Festival im Februar eröffnen.

Wenn ihr wissen wollt, wie Klapa klingt, könnt ihr das in diesem Video tun.

Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.

Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.