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INSOLVENZ

Beliebte Mode-Kette ist Pleite: Filialen werden schließen müssen

INSOLVENT
(FOTO: iStock/tupungato, Aquir)

Ein deutsches Modeunternehmen, das allgemein bekannt ist, muss erneut Insolvenz anmelden und infolgedessen werden wahrscheinlich zahlreiche lokale Standorte geschlossen.

Vor etwas mehr als drei Jahren musste der bekannte Bekleidungshersteller Gerry Weber mithilfe eines Insolvenzverfahrens vor dem Aus gerettet werden. Jetzt steckt das Unternehmen aus Halle in Westfalen erneut in einer Krise. Gerry Weber plant, um sich zu sanieren, erhebliche Einschnitte im Filialnetz und einen Stellenabbau in unbestimmtem Ausmaß. Am Mittwoch teilte das Unternehmen diese Maßnahmen mit.

„Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände“, so die Chefin von Gerry Weber International, Angelika Schindler-Obenhaus.

Die Corona-Pandemie hat den Modehersteller hart getroffen und zusammen mit der hohen Inflation und der sinkenden Kaufkraft der Kunden zu einem veränderten Kundenverhalten geführt. Das Ergebnis sind zahlreiche unrentable Läden, die nach der Corona-Krise nicht mehr profitabel zu betreiben sind.

Insolvenzprozess

Das Modeunternehmen geht bei seinen Sanierungsbemühungen diesmal einen ungewöhnlichen Weg, der in Deutschland bislang selten genutzt wurde. Die Gerry Weber International AG hat beim Amtsgericht in Essen einen Antrag auf Einleitung eines Verfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) gestellt.

Das Ziel des StaRUG-Verfahrens besteht darin, es Unternehmern zu ermöglichen, ihren Betrieb zu sanieren, ohne dabei ein Insolvenzverfahren durchlaufen zu müssen. „Teil des Vorhabens soll ein vollständiger Kapitalschnitt sein, wodurch auch die Börsennotierung der Aktie der Gerry Weber International AG erlöschen würde“, heißt es in der Mitteilung.

Obwohl das StaRUG-Verfahren dem Modehersteller helfen soll, einen Insolvenzprozess zu umgehen, kommt das Unternehmen dennoch nicht vollständig darum herum. Die Gerry Weber Retail GmbH, die das deutsche Einzelhandelsgeschäft mit derzeit 149 Läden und 28 Outlet-Stores umfasst, wird nun durch ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung restrukturiert.

„Hierfür wollen wir das Filialnetz der Zukunft bauen. Denn wir glauben fest an die Filiale. Gleichzeitig müssen wir heute jeden Quadratmeter Fläche auf den Prüfstand stellen“, so die Managerin.

Schließung der Filialen

Es wurde angekündigt, dass bis Ende Juni feststehen wird, welche Filialen eine Zukunft haben werden. Die Anzahl der Läden, die im Zuge der Sanierung schließen müssen, hängt auch von der Verhandlungsbereitschaft der Vermieter ab. Gerry Weber wird sich zukünftig auf „den gesunden Kern“ konzentrieren und das erfolgreiche Großhandelsgeschäft, den E-Commerce und das Auslandsgeschäft weiter stärken, erklärte Finanzvorstand Florian Frank. Diese Bereiche sind von den Sanierungsmaßnahmen nicht betroffen. Die Lieferfähigkeit bleibt vollständig gewährleistet und der Geschäftsbetrieb läuft in vollem Umfang weiter.

Allerdings ist Gerry Weber mit seinen aktuellen Problemen nicht allein. Viele Modeanbieter in Deutschland kämpfen derzeit ums Überleben, darunter auch viele bekannte Namen. Bereits Ende des letzten Jahres suchte Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Im März folgte der Modehändler Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf (P&C) diesem Schritt. Der Schuhhändler Görtz hatte bereits im September denselben Schritt unternommen. Vor wenigen Wochen musste auch der Wettbewerber Reno einen Insolvenzantrag stellen.