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Cannabis als Touristen-Magnet am Balkan? Ist das möglich?

iStock/Animaflora
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Alle Länder werden plötzlich ein kleines Stück liberaler, wenn es um den Cannabis-Konsum geht. Zieht der Balkan bald nach? Und könnte sich dadurch ein Cannabis-Tourismus entwickeln?

Österreich fordert einen Grenzwert für die Polizeikontrolle in Bezug auf Marihuana-Konsum. Denn anders als bei Alkohollenkern gibt es bei Cannabis keinen vorgeschriebene Richtwert. Wird im Blut THC nachgewiesen, folgt eine Strafe. Nun setzt sich der Suchtbeirat der Vorarlberger Landesregierung dafür ein, dass eine Empfehlung für einen Grenzwert bei Cannabis im Straßenverkehr ausgesprochen wird. Demnach soll dann erst ab einem bestimmten THC-Pegel gestraft werden. Laut ORF, würde die Polizei einen solchen Grenzwert begrüßen.

Deutschland und die Legalisierung

Nicht nur in Österreich werden heftige Cannabis-Debatten geführt. In Deutschland etwa wurde gerade die Legalisierung beschlossen. Ein Gesetzesentwurf soll bis Ende des Jahres erstellt werden. Demnach soll Marihuana als Genussmittel legalisiert werden. Personen über 18 sollen dann in lizenzierten Fachgeschäften Cannabis zum Zwecke des Genusses kaufen können. Ob auch Nicht-Deutsche in den Genuss kommen dürfen, ist noch nicht klar. Damit würde Deutschland allerdings einen wichtigen Wirtschaftszweig vernachlässigen: den Cannabis-Tourismus.

Cannabis-Tourismus als Wirtschaftszweig

Bislang galt Thailand als ein Land mit einer konsequenten Drogenpolitik. Ja, selbst bei Cannabis drohte einem das Gefängnis. Doch am 09. Juni strich die thailändische Regierung Marihuana aus der Liste der illegalen Rauschmittel. Quasi über Nacht katapultierte Anutin Charnvirakul, stellvertretender Premier und Gesundheitsminister, sein Land zu einem der liberalsten Länder weltweit in Bezug auf Cannabis-Konsum. Im Zuge der Legalisierung versprach die Regierung eine Verteilung von einer Million Marihuanapflanzen an die Bevölkerung.

Auch Touristen dürfen ab jetzt in Thailand ihre Joints kaufen und rauchen. Somit erschließt sich Thailand einen enormen Wirtschaftszweig: den Cannabis-Tourismus. Wie in Holland üblich, streifen auch in Thailand schon die ersten Ausländer mit ihrer Gewürzzigarette umher. Wobei Amsterdam seit 2021 die Touristen aus den heimischen Coffeeshops vertreiben will. Die Bürgermeisterin Femke Halsema sagt dem Drogentourismus den Kampf an. Stellt sich nur die Frage, in wie weit sich Amsterdam damit einen Gefallen tut? 2019 kamen zehn Millionen Touristen in die Stadt – und damit auch ihr Geld. Wie werden diese Zahlen aussehen, wenn Touristen kein Cannabis mehr erwerben können?

Cannabis auf dem Balkan

In Griechenland und Nordmazedonien ist der Anbau von medizinischem Marihuana legal. In Skopje wird seit 2016, mit Hilfe amerikanischer Investoren, in großen Mengen angebaut. Allerdings ist die Verarbeitung und der Handel mit der Nutzpflanze nicht geklärt. Somit kann zwar angebaut aber nicht exportiert oder verarbeitet werden. Momentan werden daher nur Hanföl oder Extrakte in das Ausland verkauft. Die Blüten müssen entsorgt werden. Das sind etwa 70 Prozent des Produktes. Ein herber Verlust.

In anderen Balkan-Ländern sieht die Situation wieder ein wenig anders aus. In Bosnien-Herzegowina ist der Kauf und Konsum von Marihuana illegal. Lediglich Industriehanf mit einem THC-Gehalt von maximal 0,2 Prozent darf angebaut und verarbeitet werden. Dabei werden unter anderem Fasern und Tiernahrung hergestellt. Verstöße nach dem Suchtmittelgesetzt können mit einer Strafe von 2.500 Euro bis zu 51.300 Euro geahndet werden.

2015 legalisierte Kroatien medizinisches Cannabis. Ausschlag dafür war die Festnahme einer Person mit Multipler Sklerose. Diese baute Cannabispflanzen an, um daraus Öl gegen sein Leiden herzustellen. Der Fall erregte Aufsehen und die Regierung beschloss eine Gesetzesreform. Allerdings wird in Kroatien nicht angebaut. Die Produkte werden extra und exklusiv aus Kanada geordert. Der Konsum zum Genuss ist immer noch illegal.

In Serbien ist der Marihuana-Konsum illegal. Egal ob aus medizinischen oder anderen Gründen. Allerdings steht die Bevölkerung seit 2005 für die Legalisierung ein. So finden jährliche Cannabis Märsche in Belgrad statt, die zahlreiche Marihuana-Freunde versammeln.

Auch wenn Länder wie Deutschland und Thailand ihre Gesetzte zu Gunsten eines neuen Wirtschaftszweiges ändern. So scheint das am Balkan noch lange nicht der Fall zu sein. Zwar gibt es immer wieder vereinzelt Anstrengungen zumindest den medizinischen Anbau und Konsum zu rechtfertigen, doch eine Legalisierung ist noch lange nicht in Sicht.

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