Der Terrorschütze aus Christchurch legte mit Bildern und Videos eine Spur zum Balkan. Welche Verbindung besteht jedoch zwischen Brenton Tarrant und der europäischen Halbinsel?
Während der 28-Jährige seinen Anschlag auf eine Moschee im neuseeländischen Christchurch streamte (KOSMO berichtete) „untermalte“ er diese grausame Tat mit einem nationalistischen Lied, welches in den 1990er Jahren im Jugoslawienkrieg große Beliebtheit unter serbischen Nationalisten genoss.
Das Lied „Karadžić, führe deine Serben“ verherrlicht den Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, der 2016 in Den Haag zu 40 Jahren verurteilt wurde – unter anderem für seine Beteiligung am Massaker von Srebrenica. Am 20. März erwartet Karadžić das rechtskräftige Urteil vonseiten der Berufungsinstanz. (KOSMO berichtete)
Reisen durch den Balkan
Wie nun bekannt wurde, soll Tarrant vor dem Attentat mehrere Balkanländer besucht haben. 2018 war er als Tourist an zahlreichen historischen Orten in Bulgarien. Danach ging seine Reise weiter nach Rumänien und Ungarn.
Zwei Jahre davor soll er eine Rundreise durch Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien gemacht haben. Laut der „Deutschen Welle“ soll er dort auf der Suche nach einer typischen Neonazi-Szene gewesen sein.
Befreiungskampf gegen Osmanen als Inspiration?
Die Tatsache, dass er auf seinen Waffen in kyrillischer Schrift die serbischen Helden Car Lazar und Miloš Obilić verewigte, und dass das Datum der Zweiten Türkenbelagerung von Wien ebenso auf einem Magazin zu lesen war, lässt jedoch darauf schließen, dass er sich vom „Kampf gegen die Türken“ inspirieren hat lassen.
Lazar und Obilić, die zwei wohl größten serbischen Heldenfiguren aus der Schlacht am Amselfeld, sowie das ultranationalistische Lied über Karadžić deuten darauf hin, dass Tarrant in der „Verteidigung christlicher Gebiete“ in Südosteuropa eine gewisse ideologische Grundlage gefunden hat.
Dass diese Geschehnisse und Heldenfiguren, sowie alle anderen Dinge, die er auf seinen Waffen verewigte, jedoch historisch nur schwer unter einen Hut zu bringen sind, stört den Attentäter wohl kaum. Die „Deutsche Welle“ bezeichnete diese Weltvorstellung als „Patchworkideologie, die sich nach Art eines Selbstbedienungsladens das jeweils Passende nimmt.“
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