Eine neu ins Leben gerufene Kampagne fordert kostenfreie Verhütungsmittel und Beratung für alle. Unterstützt wird die Initiative von namhaften Organisationen wie der Aids Hilfe Wien und der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung. Aisha Gstöttner, die Initiatorin, betont: „Verhütung darf kein Luxus sein.“
Die Initiative „Gratis Verhütung für alle!“ macht sich stark für einen kostenfreien Zugang zu Kondomen und Lecktüchern in Apotheken und Drogerien, ebenso wie zu hormonellen und nicht-hormonellen Verhütungsmethoden und der „Pille danach“. Zudem soll Verhütungsberatung bei Ärztinnen und Ärzten unentgeltlich angeboten werden.
Mehr Aufklärung in Schulen
Gstöttner unterstreicht, dass sexuelle Gesundheit kein Tabu mehr sein darf und appelliert an die Gesellschaft: „Leider wird sexuelle Gesundheit immer noch als Tabu betrachtet und oft als Privatsache abgestempelt – das muss sich ändern.“
Die Initiative pocht zudem auf umfassende sexualpädagogische Aufklärung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. „Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, unabhängig von finanziellen Barrieren und unter Beratung von Fachkräften eine Verhütungsmethode zu wählen, die zur Lebenssituation und dem eigenen Körper passt“, so Gstöttner.
Immer mehr Ansteckungen
In Österreich besteht laut dem European Contraception Policy Atlas der EU grundsätzlich Zugang zu Verhütungsmitteln, jedoch ist die niederschwellige Beratung und Zugänglichkeit stark verbesserungswürdig, wie Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien und Gynäkologin, erläutert. Die steigende Anzahl an sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien, die jährlich rund 30.000 Neuinfektionen verursachen, ist alarmierend. „Das ist eine echte Katastrophe: Chlamydien, die man oft nicht bemerkt, sind beispielsweise einer der Hauptgründe für weibliche Infertilität und können durch Vernarbung auch Eileiterschwangerschaften verursachen“, warnt Hall.
Finanzielle Belastung
Die Kosten für effektive und sichere Langzeitmethoden wie Hormon- und Kupferspiralen oder das Hormonstäbchen belaufen sich auf mehrere hundert Euro und stellen eine erhebliche finanzielle Belastung dar. „Frauen tragen außerdem mehrheitlich die Verantwortung für Verhütung alleine, daraus resultieren finanzielle, psychische und physische Konsequenzen“, betont Tamara Felbinger, Sexualpädagogin und Vorstandsmitglied im Verein Vemina zur Förderung von Frauengesundheit.

Die Initiative „Gratis Verhütung für alle!“ wurde im Sommer 2023 von Aisha Gstöttner und einem Team der IG Wien ins Leben gerufen. Aktuell befindet sich die Kampagne in der Fundraising-Phase und hat bereits etwa 2000 der benötigten 9000 Unterschriften gesammelt, um das Volksbegehren in die Eintragungswoche zu bringen. Es bleibt abzuwarten, ob sich genügend Unterstützer finden, um diesen wichtigen Schritt in Richtung sexuelle Gleichberechtigung zu realisieren.
Folge uns auf Social Media!