In Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien (WKW) hat das Magazin KOSMO im Kultrestaurant „Beograd“ serbische Gastronomen für ihre herausragende Arbeit und ihren Beitrag zur Wiener Gastronomieszene ausgezeichnet.

Milenko Šoškan (71), Inhaber des legendären Lokals „Lepa Brena“, wurde mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Sein Lokal, das sich in vielerlei Hinsicht von anderen unterscheidet, besteht nun schon seit 33 Jahren.
Nachts, wenn andere schließen, füllt sich „Lepa Brena“
KOSMO: Wann kamen Sie nach Wien und womit haben Sie sich vor Ihrer Gastronomie-Karriere beschäftigt?
Milenko Šoškan: Ich war 18 Jahre alt, als ich 1971 nach dem Abschluss der Handelsschule aus dem Dorf Niševići bei Prijedor zu meiner Schwester nach Wien zog. Damals sprach ich noch kein Deutsch. Trotzdem begann ich sofort in einer Fabrik für Indigopapier zu arbeiten. Später wechselte ich zu einer Firma, die Brücken, Straßen und Laternenmasten lackierte. Dort blieb ich zehn Jahre. Danach arbeitete ich elf Jahre als Lkw-Fahrer in einer Spedition und fuhr durch ganz Österreich. In all diesen Jahren war ich nie krankgeschrieben und musste nie Arbeitslosenunterstützung beantragen, weil ich meine Arbeit stets geschätzt habe. Mein einziger Fehler war, dass ich anfangs keinen Deutschkurs besucht habe, da ich hauptsächlich mit Landsleuten gearbeitet habe.
Wann und warum haben Sie beschlossen, das Lokal zu kaufen?
Milenko Šoškan: Ich kannte viele Leute aus unserer Community, und als ich 1992 hörte, dass das Lokal „Lepa Brena“ verkauft wird, sah ich darin meine Chance. Ich investierte mein mühsam verdientes und gespartes Geld in den Kauf. Obwohl in der ehemaligen Jugoslawien damals Krieg herrschte, hatte ich keine Angst, dass es keine Gäste geben würde. Ich habe mich nie mit jemandem gestritten oder verfeindet, also glaubte ich daran, dass das Geschäft gut laufen würde – und genau so war es. Mein Lokal war auf Volksmusik spezialisiert, und es kamen Gäste aus allen Teilen des Balkans – unabhängig von Religion oder Nationalität. Ich stellte klare Regeln auf: keine nationalistischen Lieder oder Vorfälle, um sicherzustellen, dass sich alle Gäste wohlfühlen.
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Wenn andere Lokale schlossen, begann die Party bei „Lepa Brena“
Ihr Lokal war besonders nachts beliebt, wenn andere bereits geschlossen hatten?
Milenko Šoškan: Genau! Ich wusste immer, dass mein Lokal ab zwei Uhr nachts bis auf den letzten Platz gefüllt sein würde – manchmal sogar bis zum nächsten Mittag. Die Gäste waren ausgelassen, genossen die Musik und das Feiern, aber es gab nie Schlägereien oder Polizeieinsätze wegen Unruhen. Die meisten Besucher kamen aus der balkanstämmigen Community, aber auch Österreicher sowie später Rumänen und Bulgaren, die ebenfalls unsere Volksmusik lieben. Viele Musiker arbeiteten lange Zeit bei mir: Die legendäre Schlagzeugerin Tanja spielt bereits seit 30 Jahren in „Lepa Brena“, während Sänger Miša Milanović seit 20 Jahren fester Bestandteil des Teams ist. Ich organisierte früher auch Wettbewerbe für Volksmusiksänger sowie die Vergabe des „Oskars“ für Musik, Kultur und Sport. Meine Frau Slavica hat mich immer unterstützt und geholfen. Wir haben unsere Gäste, Mitarbeiter und die Gesetze dieses Landes stets respektiert. Deshalb gibt es heute, als Rentner, nichts, wofür ich mich schämen müsste.
Wer führt das Lokal heute und was sind Ihre Zukunftspläne?
Milenko Šoškan: Ich bin stolzer Vater von zwei erwachsenen Kindern, Jovana und Stefan, die beide erfolgreich sind und eigene Familien haben – ich bin also zweifacher Großvater. Mein Sohn führt heute das Lokal, und meine Frau und ich unterstützen ihn dabei. Nach seinem Wunsch wurde das gesamte Lokal renoviert und an den Geschmack des jüngeren Publikums angepasst. Der obere Bereich ist täglich tagsüber geöffnet, während die untere Etage freitags, samstags und sonntags mit Live-Musik betrieben wird. Ich habe mein ganzes Leben lang hart gearbeitet und hatte nie Zeit für einen Urlaub von mehr als fünf Tagen. Deshalb möchte ich nun mehr Zeit in meiner Heimat verbringen und zu meinen Wurzeln zurückkehren.
Café Lepa Brena
- Adresse: Mariahilfer Gürtel 29, 1150 Wien
- Kontakt: 0699 10399543
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