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Das waren die größten Medikamenten-Irrglauben während der Pandemie

Das waren die größten Medikamenten-Irrglauben während der Pandemie (FOTO: iStock)

Schon seit langem geht man nicht nur in die Apotheke, um Medikamente zu kaufen, die der Arzt verschrieben hat, sondern auch für zahlreiche andere Dienstleistungen und Ratschläge. Die Menschen waren vor allem in den letzten beiden Jahren der Pandemie sehr auf ihre Pharmazeuten bezogen, aber es gibt auch Irrtümer und Vorwürfe.

Neben den Arztpraxen und Krankenhäusern gehören Apotheken für die Menschen zu den wichtigsten Adressen, wenn es um Gesundheitsfragen geht. Pharmazeuten verkaufen auf Empfehlung der Ärzte Medikamente, aber sie bieten auch zahlreiche andere Leistungen an – von Blutdruck- und Blutzuckermessungen bis hin zu Corona-Tests und anderem. Pharmazeuten werden oft Zeugen von Irrtümern der Menschen und sie kämpfen dagegen an. Das Magazin KOSMO behandelt dieses und andere Themen im Gespräch mit Mag. Sanja Kisler, der Inhaberin der Apotheke Werdertor im 1. Wiener Bezirk.

KOSMO: Mit welchen Wünschen sind die Menschen während der Pandemie am häufigsten in die Apotheke gekommen?
Mag. Sanja Kisler: Als sie verstanden hatten, dass im Kampf gegen das Corona-Virus Vitamine und Mineralien sehr hilfreich sind, haben sie diese auch zur Prävention gekauft, nicht nur, wenn sie bereits infiziert waren. Das ist ein großer Fortschritt, denn die Menschen haben begriffen, wie wichtig ein gesundes Immunsystem für die Abwehr dieses Übels ist.

Haben sie auch nach anderen Präparaten gefragt?
Eine Zeitlang war die Geschichte mit dem Präparat Scabioral (Ivermectin) sehr aktuell. Einige Male kamen Menschen mit Rezepten privater Ärzte und es gab viele, die glaubten, dass dieses Medikament bei der Behandlung von Corona helfen könnte, und die es daher kaufen wollten. Natürlich habe ich es ihnen nicht gegeben, denn dafür braucht man ein Rezept und Scabioral wird eigentlich gegen Krätze eingesetzt.

Mag. Sanja Kisler: „Kaliumjodidtabletten darf man nicht präventiv einnehmen.” (FOTO: zVg.)

Seit Beginn des russisch-ukrainischen Konflikts in der Ukraine wird oft nach Kaliumjodidtabletten gefragt. Warum?
Wegen der Angst vor erhöhter Radioaktivität fragen die Menschen tatsächlich nach diesem Präparat, denn es schützt die Schilddrüse vor radioaktivem Jod, das dort ein Karzinom auslösen kann. Leider haben wir gegenwärtig nur Kaliumjodidtabletten für Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahre im Sortiment, und das bekommen sie kostenlos. Von unseren Zulieferern haben wir das Versprechen erhalten, dass wir dieses Präparat für Personen zwischen 18 und 40 Jahren Mitte April bekommen werden, aber das ist dann kostenpflichtig. Wer älter ist als 40 Jahre, braucht es nicht. Ich betone, dass man Kaliumjodidtabletten zu Hause haben sollte; man nimmt es jedoch nicht präventiv ein, sondern nur im Falle einer direkten Gefahr durch erhöhte Radioaktivität, über die die Bevölkerung rechtzeitig informiert werden würde.

Manchmal wird einem Patienten in der Apotheke gesagt, dass er statt des verschriebenen Medikaments auch ein Produkt eines anderen Herstellers nehmen kann. Ist die Wirkung dann dieselbe?
Es ist klar, dass ein Patient seinem Arzt vertraut. Daher stimmt es, dass er manchmal dem Rat seines Apothekers, ein Medikament eines anderen Herstellers und mit anderem Namen zu nehmen, mit Skepsis oder sogar mit Ablehnung begegnet. Zum Glück wird dieses Misstrauen immer seltener, vor allem, seitdem es Corona gibt. Die Menschen verstehen, dass wir gewisse Präparate im Moment aus bestimmten Gründen nicht bestellen können, aber wir haben immer einen Ersatz dafür, denn es ist uns wichtig, dass jeder das Medikament erhält, das ihm für seine Erkrankung verschrieben wurde. Wichtig ist, dass der Wirkstoff, der die Heilung bewirkt, in dem angebotenen Ersatzmedikament dem verschriebenen Wirkstoff entspricht und dass die übrigen Inhaltsstoffe natürlich nicht schädlich sind. Wir kennen diese Materie perfekt, da muss sich niemand fürchten.

Man kann Generika-Medikamenten vollkommen vertrauen.

Medikamente, auf deren Packung GENERIKUM steht, rufen Misstrauen hervor, denn die Menschen sind überzeugt, dass sie eine schlechtere Qualität haben als das Original. Ist das tatsächlich so?
Absolut NICHT, das ist ein Irrtum! Die Entwicklung eines neuen Medikaments ist mit zahlreichen und hohen Kosten verbunden, und bevor das Produkt in die Apotheke kommt, hat der Produzent das gesetzliche Recht, sein Patent für fünf Jahre schützen zu lassen. Wenn diese Frist abläuft, können andere Pharmafirmen ihre Version des Medikaments nach demselben Rezept, jedoch unter einem eigenen Namen produzieren und auf den Markt bringen. Das ist für sie auf jeden Fall finanziell günstiger, als die Studien, das Patent und sonstiges zu bezahlen. Das heißt, man kann Generika-Medikamenten vollkommen vertrauen und ich sehe in der Praxis, dass die Menschen das auch immer besser verstehen und anerkennen.

Warum geben Sie Menschen mit hohem Fieber oder einem anderen akuten Gesundheitsproblem, deren Arzt gerade nicht erreichbar ist, nicht die Antibiotika, die sie fordern?
Ein Apotheker kann ohne ärztliches Rezept keine Antibiotika ausgeben. Das ist eine Regel, die wir nicht verletzen dürfen. In den Nachtstunden oder am Wochenende kann ein Patient sich an die Notfallambulanzen der Krankenhäuser wenden und mit einem Rezept in eine diensthabende Apotheke gehen. Wenn zu mir jemand kommt und sagt, dass er schon seit zwei Tagen mit verklebten Augen aufwacht, dann ist mir natürlich klar, dass es sich um eine bakterielle Entzündung handelt und ich gebe ihm antibiotische Augentropfen. Es gibt eine Gruppe von Medikamenten, die ausschließlich auf ärztliches Rezept ausgegeben werden. Dazu gehören neben Antibiotika auch Psychopharmaka, Kortikosteroide und Opiate.

Antibiotika, Psychopharmaka, Kortikosteroide und Opiate sind rezeptflichtige Medikamente.

Was machen Sie, wenn ein chronisch Kranker zu Ihnen kommt, dem das Medikament, das seine regelmäßige Therapie vorsieht, ausgegangen ist?
Wir sehen im System, dass diese Person jeden Monat zu uns kommt und ihr Medikament kauft. Daher akzeptieren wir einen sogenannten „Einsatz“, d.h. wir geben ihm das Medikament und er bezahlt es. Wenn er dann das ärztliche Rezept nachbringt, erstatten wir ihm die Differenz zwischen dem Preis des Medikaments und der Rezeptgebühr zurück.

Kontakt:
Apotheke am Werdertor
Tel.: 01/533 755 50
office@werdertor-apotheke.at

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.