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INTERVIEW

Dejan Stanković: „Serbien hatte kein Glück bei Weltmeisterschaften“ (GALERIE)

FOTO: zVg.

Dejan Stanković ist zweifellos einer der größten Namen des serbischen Fußballs. Wir baten die Klublegende von Inter Mailand zum Interview.

Von 2004 bis 2013 spielte er für die schwarz-blauen Mailänder, für die er 300 Pflichtspiele absolvierte und dabei 40 Treffer erzielte. Mit Inter gewann er nicht nur zahlreiche nationale Titel, sondern auch die Champions League und die Klub-Weltmeisterschaft. Zugleich genießt der heutige Fußball-Pensionist Stanković, der vor seiner Inter-Zeit bei Crvena Zvezda und Lazio Rom spielte, einen besonderen Status in der serbischen Nationalmannschaft: Er ist der einzige Serbe, der an drei Weltmeisterschaften teilgenommen hat und war bis vor kurzem auch Rekordhalter (95 Länderspiele) bei Einsätzen im Nationalteam.

Als dreifacher Teilnehmer bei Weltmeisterschaften für Serbien, weiß Stanković, worauf es bei Großturnieren ankommt. Ebenso kennt er das heutige serbische Nationalteam sehr gut, da er bis 2013 mit einigen der heutigen Spieler selber am Platz stand. Wir baten „Deki“ um eine Prognose, aber sprachen mit ihm auch über alte Zeiten, seine UEFA-Funktion und sein Engagement für die Jugend.

Was erwartest Du dir von der WM: Wie weit kann Serbien kommen?
Stanković: Ich war seit dem Freundschaftsspiel gegen Russland vor 2 Jahren der festen Überzeugung, dass wir uns für die WM qualifizieren werden. Viele fragen mich, wieso ich so ein Optimist war. Ich habe mir aber nur die Kraft der Mannschaft bewusst gemacht. Wir haben definitiv die Qualität, um einen der ersten beiden Plätze in der Gruppe zu holen und ins Achtelfinale einzuziehen.

Serbien war seit 2010 bei keinem Großturnier. Bei der Spielerqualität muss man sich wohl fragen: Wieso eigentlich?
Du hast schon Recht, die Qualität war immer da. Aber man braucht auch Glück und einige Faktoren müssen zusammenspielen. Es ist unumgänglich, dass das Team aufsteht, auch dann wenn es schwierig ist. Das ist uns in den letzten Jahren nicht wirklich gelungen. Aber, glücklicherweise ist das jetzt vorbei. Wir sind bei der WM und die Zukunft kann kommen.

In welchen jungen serbischen Spielern siehst du das größte Potenzial?
Mich freut es, dass wir junge Spieler in großen europäischen Klubs haben. Ich will aber niemanden belasten,indem ich ihn nenne und so den Druck auf den Spieler erhöhe. Aber trotzdem hat ganz Europa die Partien von Sergej Milinković bei Lazio gesehen. Nun kämpft er für einen Stammplatz in der Verteidigung von Fiorentina. Und man weiß, wie groß dieser Klub ist. Luka Jović konnte in der deutschen Bundesliga mit seinen Spielen für Eintracht begeistern. Marko Grujić erwartet ebenso eine schöne Zukunft. Wir haben gute junge Spieler – definitiv.

Du hast bei drei Weltmeisterschaften für Serbien teilgenommen. Wie sind die Erinnerungen an die WM?
Es ist für jeden Spieler ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wenn man Teil dieses Spektakels ist. Das erste Mal nahm ich mit unserem „Dream Team“ teil 1998, als Stojković (Piksi), Mihajlović, Jugović, Jokanović und Mijatović für das Team spielten. Aber diese WM würde ich am liebsten vergessen. Alles ging damals schief. Auch in Südafrika 2010 war ich im Team, welches eigentlich die historische Wende im serbischen Fußball bringen sollte. Ich werde nie dieses Spiel gegen Australien vergessen, als der Ball trotz der phänomenalen ersten Halbzeit nicht ins Tor wollte. Könnte ich das Rad meiner Karriere zurückdrehen, würde ich kein einziges Spiel ändern, außer bei diesem Australien-Match. Das tut noch immer weh.

Welche Favoriten hast du bei der WM?
Brasilien wird Angst und Schrecken für seine Gegner sein. Sie sind in Top-Form. Neben Brasilien sehe ich Spanien und Deutschland. Viele setzen auch auf Argentinien, aber ich glaube, dass ihnen wieder etwas fehlen wird, um wirklich die Trophäe zu erobern…

Wie siehst du die Chancen des kroatischen Teams?
Kroatien hat die Qualität und die Erfahrung. Das sind zwei sehr wichtige Faktoren im Fußball. Wir werden sehen.

Du hast bei Zvezda, Lazio und Inter gespielt. Was für Erinnerungen hast du an die jeweiligen fußballerischen Stationen deiner Karriere?
Zvezda war meine erste Liebe, die erste Freude. Ich habe immer davon geträumt, im Roter-Stern-Belgrad Trikot zu spielen. Vom Jungen, der die Bälle holen geht, wurde ich zum Stammspieler und Kapitän. Lazio gab mir die Möglichkeit, fußballerisch zu wachsen und zum Profi zu werden. In dieser Zeit war die italienische Liga die härteste der Welt. Ich bin ihnen ewig dankbar. Inter und ich teilen mehr als zehn gemeinsame Jahre. Wir sind als Mannschaft gewachsen, haben uns stetig verbessert und im Mai 2010 die Champions League gewonnen.

Bei Inter genießt du auch den absoluten Legenden-Status. Kann man mit dir in Ruhe durch Mailand spazieren?
Die Mailänder sind nicht nur dem Klub und den Spielern gegenüber loyal. Sie haben auch ein hohes Maß an Wertschätzung, aber sind dabei auch nicht aufdringlich oder anstregend. Insofern war es nie ein Problem, gemütlich und ohne großen Stress was essen zu gehen und in der Stadt zu spazieren.

Als Funktionär der UEFA kümmerst du dich nun um Spieler im Alter von 13 bis 16 Jahren. Wie kam es dazu, dass du nicht Klubtrainer wurdest, sondern dich für die Arbeit mit der Jugend entschieden hast?
Ich versuchte es mit einem Trainerjob bei Udinese und war Assistent von Andrej Stramacconi. Aber ich habe schnell begriffen, dass ich nicht der Typ für diese Arbeit bin. So etwas verlangt viel Zurückstecken, fanatische Hingabe und die Arbeit hört auch nach der Arbeit nicht auf. Das war auch der Grund, warum ich in Serbien ein Fußballcamp für junge Spieler aufgemacht habe unter dem Namen „Deki 5“.

Was hältst du von der Arbeit mit jungen Fußballern in Serbien sowie in der gesamten Region? Wird das maximale Potential erschöpft, wie sind die Strukturen der Jugendarbeit uvm.?
Die Tatsache, dass viele junge Fußballer aus Serbien und der Region die Chance in den stärksten Clubs Europas bekommen, bedeutet, dass gut gearbeitet wird. Trotzdem geht es immer besser, und wir alle sollten uns bemühen, in dieser Hinsicht beizutragen. Wie schon gesagt, mein konkreter Beitrag wird das Camp für Mädchen und Jungen von neun bis sechzehn -DEKI5 – sein, das kommenden Sommer auf Zlatibor abgehalten wird. Dazu mehr Info auf www.deki5.com.

Was bietet das Camp der Jugend an und was ist das Hauptziel des Camps DEKI5?
Wir bieten den Kindern 7 Tage in idealen Verhältnissen, auf Zatibor an. Sportplätze, Fachleute, die Schönheit der Natur, die Qualität der Unterkunft, alles ist auf dem höchstem Niveau. Die Austattung, die die Camp- Teilnehmer geschenkt bekommen ist ebenso besonders für diese Gelegenheit vorbereitet und designiert.