Start News Chronik
POLIT-SKANDAL

Deutscher stürzt serbische Regierung in Drogen-Chaos

(FOTOS: iStock/zVg.)

Predrag Koluvija (41) wird vorgeworfen, eine riesige, illegale Hanf-Plantage betrieben zu haben. Im Laufe der Untersuchungen kamen auch Aleksandar Vučić sein Bruder und weitere Politiker ins Visier der Ermittler und der Opposition. Was steckt nun hinter dem riesigen Polit-Skandal?

Am 14. November 2019 wurde Predrag Koluvija, ein deutscher Staatsbürger mit der serbische Wurzeln, wegen der unerlaubten Verwendung eines gefälschten Polizeiausweises und polizeilicher Warnsignale auf seinem Auto verhaftet. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen wurde seine Farm „Jovanjica“ durchsucht und eine Marihuana-Plantage, sowie ein Drogenlabor vorgefunden. Insgesamt 800 Kilogramm getrocknetes Cannabis, sowie tausende frisch geerntete Pflanzen wurden sichergestellt. Jovanjica befindet sich im Besitz von Koluvija. Er bekam saftige staatliche Förderungen für seinen Betrieb. Der 41-Jährige befindet sich seit zwei Jahren in Untersuchungshaft.

Koluvija soll unmittelbar nach seiner Verhaftung darum gebeten haben, einen Anruf tätigen zu dürfen. Dabei soll er weder seine Familie, noch seinen Anwalt, sondern den Bruder des serbischen Präsidenten, Andrej Vučić angerufen haben. Der Inhalt des Telefonats ist nicht bekannt. Somit stand auch Aleksandar Vučić plötzlich im Visier der Ermittlungen und Spekulationen. Der Präsident betonte mehrfach, dass weder sein Bruder noch er in die illegalen Geschäfte auf der Farm Jovanjica verwickelt waren. Beide Brüder haben sich in Folge des Auffliegens der Plantage selber angezeigt, um demonstrativ „für Transparenz zu sorgen“. Für manche Oppositionspolitiker war dies nicht genug.   Miroslav Aleksić von der rechtsliberalen Volkspartei beschuldigte die beiden weiterhin öffentlich.

Sogar EU involviert
Der Fall schlug so hohe Wellen, dass sogar das EU-Parlament über die Ermittlungen informiert werden wollte. Man forderte von der serbischen Regierung, mehr Transparenz an den Tag zu legen in Punkto Jovanjica. Die EU vermutet wohl auch, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist und serbische Politiker in den Fall involviert waren. Medien aus der Region werfen auch Aleksander Vulin, den damaligen Arbeitsminister vor, bei den Drogengeschäften mitgemischt zu haben. 2015 hatte Aleksandar Vulin als den Jovanjica-Betrieb besucht. Auch Vulin bestritt jegliche Verbindungen zu Koluvija.

Drogen-Baron oder Business-Mann?
„Ich bin Biobauer, kein Dealer“, beteuert der 41-Jährige Koluvija weiterhin. „Lediglich legalen Industriehanf“ soll er angebaut haben. Er behauptete ebenso, den gefälschten Polizeiausweis noch nie zuvor gesehen zu haben. Die Frage stellt sich nun, ob er unfreiwillig in einen riesigen Polit-Skandal hineingeraten ist. Eine forensische Analyse ergab tatsächlich sehr niedrige THC-Werte von 0,54 Prozent bei seinen Produkten, berichtet „Vice“. Zugelassen sind zwar nur 0,3 Prozent, jedoch wäre die Rauschwirkung eines solchen Joints so niedrig, dass sich der Verkauf kaum auszahlen würde. Manche serbische Medien berichten aber von viel höheren THC-Werten als 0,54.

Chats mit Geheimdienst
Weiters belastend für den Jovanjica-Angeklagten sind dem serbischen Investigativportal Krik nach Chatprotokolle aus der Anklageschrift, in denen der Angeklagte sich mit dem Geheimdienst in Serbien und der Polizei bezüglich illegaler Geschäfte abspricht. Koluvija verklagte das Medium, weil es gegen die Unschuldsvermutung verstoßen haben soll.

Koluvija besitzt neben dem serbischen auch einen deutschen Pass, sodass sich das Auswärtige Amt mit dem Fall ebenso auseinandersetzt. Allerdings gibt es von dieser Seite noch keine offiziellen Statements zu dem Fall. Am 22. Dezember geht der brisante Fall in die nächste Runde. An dem Tag wird nämlich die Verhandlung vor Gericht fortgesetzt. Ob Koluvija nun ein genialer Drogen-Baron oder lediglich ein schlauer Geschäftsmann ist, der mit Nutzhanf-Exporten die serbische Wirtschaft unterstützt, wird sich noch zeigen. Neben dem Besitzer wurden auf jeden Fall auch neun weitere Mitarbeiter in der Causa verhaftet.