Start Aktuelle Ausgabe
REPORTAGE

AMS-Betrug: „Die Schwarzarbeit hat mein Leben zerstört“

Schwarzarbeit-Beichte2
Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Bereits seit längerem wird darüber diskutiert, ob sich das Arbeiten in Österreich auszahlt oder nicht. Trotz des guten Lebensstandards und des hochentwickelten Sozialsystems kommen viele erst zurecht, wenn sie sich in die Schattenwirtschaft begeben und schwarzarbeiten.

Eine der verbreitetsten illegalen Aktivitäten in Österreich ist die Schwarzarbeit. Unter Schwarzarbeit versteht man jeden Verkauf von Gütern oder jedes Angebot von Leistungen, die dem Finanzamt nicht gemeldet werden. Der Definition zufolge ist es der Sinn der Schwarzarbeit, unter Umgehung der Steuerpflicht Gewinne zu erzielen. Mit dieser Art des Arbeitens wird die einheimische Wirtschaft geschädigt, was das größte Problem ist.

Österreich gehört im Vergleich zu den übrigen Staaten der Europäischen Union noch zu den Ländern mit einem relativ geringen Anteil an Schwarzarbeit. Nach Schätzungen des Linzer Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich Schneider wird die Schwarzarbeit in Österreich im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 % auf ca. 24,1 Milliarden Euro sinken, was etwa 6,2 % des Bruttoinlandsprodukts entspricht. In der übrigen Union beträgt der Anteil der Schattenwirtschaft 16,3 % des Bruttoinlandsprodukts.

„Ich habe AMS-Kurse besucht, die mir nicht geholfen haben. Monate sind ins Land gegangen und mir ging es wegen der finanziellen Knappheit immer schlechter“, erzählt Ruža in ihrer bewegenden Beichte.

Einer der Gründe, aus denen Österreich eine relativ geringe Quote an Schwarzarbeit hat, liegt darin, dass gewisse Tätigkeiten in Österreich nicht wie in anderen Ländern als illegal gelten. So fällt z.B. die Nachbarschaftshilfe, d.h. die Bezahlung eines Nachbarn für Dinge wie Gartenarbeit oder das Ausführen eines Hundes, nicht in die Schattenwirtschaft, während sie in Deutschland als solche definiert ist. Nach bisherigen Analysen haben in der Europäischen Union Bulgarien (30,1 %), Rumänien (26,9 %) und Kroatien (26,4 %) die höchsten Raten an Schwarzarbeit.

Die Folgen der Schwarzarbeit
Der größte Verlierer der Schattenwirtschaft ist der Staat, d.h. die Sozialversicherung, die ausschließlich aus dem auf legalem Wege erwirtschafteten Geld finanziert wird. Die Steuerverluste bewegen sich überwiegend im Bereich des Normalen, denn das Geld wird z.B. durch Einkäufe sehr schnell in den legalen Kreislauf zurückgeführt. Wenn wir nur von Österreich reden, so nimmt man an, dass in diesem Jahr 9,9 Milliarden Euro an Schwarzgeld erwirtschaftet werden, und das alleine im Bereich der Bauwirtschaft und des Handwerks; der höchste Prozentsatz davon stammt aus der Hauptstadt Österreichs.

Ein weiteres Problem der Schwarzarbeit ist, dass sie in allen Tätigkeiten durch alle ausgeübt werden kann, unabhängig vom wirtschaftlichen oder sozialen Hintergrund. Mit Schwarzarbeit werden mehrere Gesetze verletzt: das Steuergesetz, das Gesetz über die Sozialversicherung und die verpflichtende Anmeldung von Arbeit bei den staatlichen Behörden, und die Folgen können drastisch sein. Statistiken zufolge ist die Zahl der Fälle, in denen das Arbeitslosengeld aufgrund der Ausnutzung der Sozialhilfe eingestellt wurde, erneut gestiegen, und zwar um 19,7 %, obwohl der Prozentsatz der Arbeitslosigkeit gesunken ist. Unter allen Strafen wurde für 33,9 % der Menschen die Auszahlung der Sozialhilfe für eine bestimmte Zeit eingestellt, weil sie dieses Geld ausgenutzt hatten, d.h. weil sie trotz der Meldung beim AMS illegal gearbeitet hatten.

Unsere Gesprächspartnerin ist ein deutliches Beispiel dafür, dass man mit illegaler Arbeit gut leben kann, aber im Falle einer Entdeckung auch tief fällt.

Auf der nächsten Seite geht’s weiter!