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EU-Beitritt

Erleidet Bosnien und Herzegowina dasselbe Schicksal wie Serbien und Mazedonien?

(FOTO: EPA-EFE/FEHIM DEMIR)
(FOTO: EPA-EFE/FEHIM DEMIR)

Ein neues Kapitel für Bosnien und Herzegowina: Die EU startet Beitrittsverhandlungen, doch droht dasselbe Schicksal wie Serbien und Mazedonien? Wird das Land genauso lange brauchen, um EU-Mitglied zu werden?

ANALYSE

Die Entscheidung der Europäischen Union, Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina aufzunehmen, markiert zweifellos einen bedeutenden Moment in der Geschichte des Balkanstaates. Doch während die Flaggen der EU und Bosniens vor dem Gebäude des Ministerrats in Sarajevo nun Seite an Seite im Wind wehen und die Hoffnungen einer Nation auf eine vollständige Integration in die europäische Gemeinschaft symbolisieren, lohnt es sich, einen genauen Blick auf die Realität des Beitrittsprozesses zu werfen.

Vergleicht man die Situation beispielsweise mit Serbien und Mazedonien, so drängt sich die Frage auf: Erleidet Bosnien und Herzegowina dasselbe Schicksal? Beide Länder befinden sich seit Jahren in einem zähen Prozess der Annäherung an die EU. Dieser ist von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen geprägt.

Serbien und Mazedonien

Serbien hat beispielsweise im Jahr 2012 den offiziellen Status eines EU-Beitrittskandidaten erhalten. Seitdem sind zwölf Jahre vergangen, und Serbien steht immer noch vor zahlreichen Hindernissen auf dem Weg zur Mitgliedschaft. Ähnliches gilt für Mazedonien, dessen Beitrittsverhandlungen erst im Juli 2022 eröffnet wurden. Und das nach langen Jahren des Wartens und Bemühens, offiziell als EU-Beitrittskandidat anerkannt wurde.

Steiniger Weg…

Für Bosnien und Herzegowina, ein Land mit komplexen ethnischen, politischen und institutionellen Strukturen, könnte der Weg zur EU-Mitgliedschaft genauso steinig sein. Die ethnischen Spannungen, die trotz der Fortschritte im Land weiterhin bestehen, sind nur eine der vielen Herausforderungen, denen sich das Land stellen muss.

Kroatien als EU-Mitglied

Ein weiterer Vergleich drängt sich auf, nämlich mit Kroatien. Das Nachbarland Bosniens hat den Beitrittsprozess relativ zügig durchlaufen und ist seit 2013 ein stolzes Mitglied der Europäischen Union. Der Unterschied in den Beitrittszeiten zwischen Kroatien und den anderen Balkanländern, die noch nicht EU-Mitglieder sind, ist bemerkenswert.

Vorschau

Wenn man also den Blick auf die Zukunft Bosniens richtet, so ist es durchaus möglich, dass das Land genauso lange brauchen wird wie seine Nachbarn Serbien und Mazedonien – die noch immer nur Beitrittskandidaten sind – bis es den begehrten Status eines EU-Mitglieds erreicht. Die notwendigen Reformen, die Anpassung an EU-Standards und die Überwindung der inneren Spaltungen sind allesamt Herausforderungen, die Zeit und Engagement erfordern.

Die Entscheidung der EU, Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina aufzunehmen, ist zweifellos ein bedeutender Schritt. Doch die Geschichte der Balkanländer zeigt, dass der Weg zur EU-Mitgliedschaft kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Bosnien und Herzegowina steht vor einer langen und herausfordernden Reise.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.