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Mitrovica

Erneut Gewalt im Kosovo: nach Klosterbelagerung vier Tote

Aleksandar Vucic, 24.09.2023. (FOTO: EPA-EFE/DIMITRIJE GOLL / SERBIAN PRESIDENCY)
Aleksandar Vucic, 24.09.2023. (FOTO: EPA-EFE/DIMITRIJE GOLL / SERBIAN PRESIDENCY)

Im Norden des Kosovo ist es am Sonntag zu tödlichen Auseinandersetzungen gekommen. Ein Polizist wurde bei einem Angriff auf eine Patrouille getötet und zahlreiche bewaffnete Männer verschanzten sich in einem Kloster. Die politischen Reaktionen auf die Ereignisse sind heftig und werfen ein Schlaglicht auf die angespannte Situation in der Region.

In den Morgenstunden des Sonntag kam es im Kosovo erneut zu Auseinandersetzungen. Dabei sollen mehrere bewaffnete Männer eine Polizeipatrouille angegriffen haben. Ein Polizist verlor dabei sein Leben und ein weiterer wurde verletzt. Im Laufe des Tages verschärfte sich dann die Lage, als sich etwa 30 bewaffnete Männer im Kloster Banjska, nördlich der Stadt Mitrovica, verschanzten. Die Polizei umstellte das Gelände und konnte es nach stundenlangen Kämpfen wieder unter Kontrolle bringen.

Festnahmen

Innenminister Xhelal Svecla bestätigte die erfolgreiche Rückeroberung des Klosters: „Wir haben dieses Gelände wieder unter Kontrolle, nach mehreren Kämpfen.“ Es wurden mehrere Festnahmen vorgenommen und eine große Menge an Waffen und Ausrüstung sichergestellt.

Regierungschef Albin Kurti präsentierte auf einer Pressekonferenz Bilder von bewaffneten Männern in Tarnkleidung, die sich im Hof des Klosters verschanzt hatten. Er betonte: „Bei ihnen handelt es sich nicht um Zivilisten.“

Kloster Banjska

Die zuständige Diözese gab an, dass sich in dem Kloster „eine Gruppe von Pilgern“ aus der serbischen Stadt Novi Sad zusammen „mit einem Abt“ aufgehalten habe. Sie hätten sich aus Sicherheitsgründen in dem Gebäude eingeschlossen, nachdem „maskierte Männer in einem gepanzerten Fahrzeug das Kloster Banjska“ gestürmt und gewaltsam das Tor aufgebrochen hätten.

Kosovo fordert Unterstützung

Kurti bezeichnete den tödlichen Angriff auf die Patrouille als „Terroranschlag“ und beschuldigte „Verantwortliche in Belgrad“, logistische und finanzielle Unterstützung „für das organisierte Verbrechen“ zu leisten. Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani sprach von einem „Angriff“ auf ihr Land und forderte internationale Unterstützung.

Verhandlungen zwischen Serbien und Kosovo scheitern

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic wies jegliche Verantwortung seines Landes für die Vorfälle zurück und erklärte, bei den Angreifern habe es sich um Kosovo-Serben gehandelt. „Der einzige Schuldige an allem, was im Norden des Kosovo passiert (…), ist Albin Kurti“, sagte er. Vučić betonte weiter: „Denjenigen, die glauben, dass dies Serbien dazu bringen wird, den Kosovo anzuerkennen, sage ich, dass dies nicht nur mich, sondern die ganze Nation gestärkt hat und dass wir die Unabhängigkeit des Kosovo niemals anerkennen werden, selbst wenn ihr uns alle tötet.“

Vucic forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Verband serbischer Gemeinden zu gründen, serbische Polizeibeamte im Norden des Kosovo und in Metochien zu stationieren und die Forderungen der serbischen Gemeinden zu erfüllen. Er betonte, dass dies der einzige Weg sei, die Vertreibung aller Serben und weitere Konflikte zu verhindern.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.