Start News Panorama
ZEITUNGSSTERBEN

Erstes Balkanland ohne gedruckte Tageszeitungen

BALKAN_ZEITUNGEN
(FOTO: iStock)

Durch die Corona-Pandemie ändern sich viele Betriebe- vor allem in Digitalisierung. Sogar Zeitungen sind davon betroffen. Seit einigen Jahren verschwindet ihre Auflage und immer mehr Menschen steigen auf online um. Am Balkan hat die Corona-Zeit zu großer Veränderung geführt. Es ist das erste Land in ganz Europa, in dem es keine Print-Tageszeitungen mehr gibt.

Noch vor kurzem wurde die Tageszeitung „Koha Ditore“ gedruckt, welche als die größte kosovarische Zeitung war. Nun erscheint diese nur noch Online. „Schon vor der Pandemie fiel die Zahl der Leser immer weiter und wirtschaftlich war es nicht mehr darstellbar, eine gedruckte Zeitung zu veröffentlichen“, sagt Agron Bajrami in einem Interview gegenüber mdr. „Also haben wir uns darauf konzentriert, unsere Leser von der gedruckten zur digitalen Ausgabe zu bringen.“

„Koha Ditore“ verkaufte bis 2020 rund 10.000 Exemplare täglich. Mit seinen knapp zwei Millionen Bewohner war die Tagezeitung auflagenstark. Laut dem Chefredakteur Agron Bajrami, war Corona nicht daran schuld, sondern sie beschleunigte die Einstellung der Zeitung nur. „Was sonst fünf Jahre gedauert hätte, ist nun in fünf Monaten passiert. Die Pandemie hat uns gezwungen, schneller zu handeln als gewohnt, weil die Probleme immer größer wurden. Der Druck wurde über Nacht riesig. Aber ich denke, wir waren uns schon vor der Pandemie darüber bewusst, dass wir diesen Weg irgendwann gehen müssen.“, so Bajrami.

Schwere Umstellung:
Der zunehmende digitale Medienkonsum hat seit der Coronazeit enorm zugenommen. Im Kosovo informiert man sich meistens über Smartphones oder Internet. Außerdem zählt Kosovo zur jüngsten Bevölkerung, wo die Hälfte der Menschen unter 30 Jahre alt ist. Deswegen ist die Digitalisierung enorm hoch. Deswegen kam das Ende der Printmedien im Kosovo schneller als gedacht.

„Leider sind wir heute das einzige Land Europas – oder vielleicht der Welt – ohne gedruckte Tageszeitung. Die meisten hier sind online. Aber die ältere Generation wird ihrer primären Informationsquelle beraubt – eben der gedruckten Tageszeitung.“, sagt Imer Mushkolaj, Journalist und Vorsitzender des kosovarischen Presserats

Quelle: mdr