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Schlusslicht

EU-Vergleich: Österreich auf letztem Platz bei Teuerungskampf

Bundesministerin Leonore Gewessler und Bundesminister Magnus Brunner. (FOTO: BKA/Alexander Zillbauer)
Bundesministerin Leonore Gewessler und Bundesminister Magnus Brunner. (FOTO: BKA/Alexander Zillbauer)

Wohnkostenzuschuss statt Mietpreisbremse. Energiebonus statt Gaspreisbremse. Österreich verteilt gerne Einmalzahlungen. Die Inflation hingegen wird weiter in die Höhe getrieben.

Diesen Monat erhöhten sich die Mieten von rund 376.000 Haushalten um 8,6 Prozent. Der Bund stoppte die Mietpreisbremse vor Realisierung und verteilt stattdessen eine Einmalzahlung von 200 Euro. So hatte der Bund auch einen Energiebonus statt einer Gaspreisbremse eingeführt. Im Vergleich zu den restlichen EU-Ländern steht Österreich damit an letzter Stelle des Maßnahmen-Vergleichs. Das zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts auf Basis von Daten des belgischen Think Tanks Bruegel.

Schlusslicht der Eurozone

Preiswirksame Maßnahmen, die direkt in den Markt eingreifen, hat der Bund kaum gesetzt – etwa Preisbremsen. Lediglich die Strompreisbremse wurde eingeführt. Danach griff Österreich hauptsächlich auf einkommenswirksame Instrumente zurück (Einmalzahlungen). Die meisten Länder hingegen haben auf einen Mix aus einkommens- und preiswirksamen Maßnahmen gesetzt, um Haushalte zu entlasten.

Damit bildet Österreich das Schlusslicht der Eurozone, was unmittelbar preiswirksame Maßnahmen betrifft. Die Verweigerung weiterer Preisbremsen wie etwa für Gas oder Mieten eröffnet der Inflation einen unkontrollierbaren Anstieg. Da die Inflation direkt an die Mietpreise gekoppelt sind, beeinflussen sich Mietpreise und Inflation gegenseitig. Steigen die Mieten also, so steigt auch die Inflation, und vice versa.

(FOTO: Momentum Institut)
(FOTO: Momentum Institut)

Andere Länder im Vergleich

Kurzzeitig wurden Haushalte in Österreich mit einkommensunterstützenden Instrumenten zwar entlastet. Eine dämpfende Wirkung auf die Inflation selbst ist damit aber nicht verbunden„, erklärt Marie Hasdenteufel, Ökonomin am Momentum Institut. Durch Strompreisdeckel und Mietpreisbremse in Spanien oder die Gaspreisbremse in Deutschland, ist es diesen Ländern gelungen die Inflationsrate durch direkten Eingriff in die Preise zu reduzieren.

Schüttet man Einmalzahlungen aus, hilft man den Menschen vielleicht in dem einen Auszahlungsmonat ihre Rechnungen zu bezahlen, die Preise steigen aber weiter und bieten dann wiederum die Berechnungsgrundlage für die kommenden Inflationsraten. Das Problem der Teuerung packt man dabei nicht an der Wurzel, man bekämpft lediglich Symptome„, so Hasdenteufel weiter.

Inflation in Europa

In den meisten Ländern, in denen der Anteil der preiswirksamen Hilfen höher ausfällt, ist die Inflationsrate im Februar 2023 niedriger. In Österreich liegt sie laut Eurostat im Februar bei 11 Prozent bei einem Anteil von 25 Prozent an preissenkenden Maßnahmen. Griechenland hat zu 100 Prozent auf preissenkende Instrumente zurückgegriffen und weist eine Inflationsrate von 6,5 Prozent auf. Auch Frankreich, Spanien oder Belgien haben verstärkt auf preissenkende Maßnahmen gesetzt, die Inflationsrate ist dort ebenfalls geringer als in Österreich.

Eine höhere Inflationsrate als Österreich, trotz stärkerem Einsatz von preissenkenden Maßnahmen, weisen die baltischen Staaten auf. Das dürfte vor allem auf Unterschiede im Konsumverhalten der Haushalte zurückzuführen sein: Sie geben einen größeren Teil ihres Einkommens für besonders von der Teuerung betroffene Produkte, wie Lebensmittel oder Energie, aus. Auch kurzfristige Energiepreisschwankungen wirken dort stärker auf die Inflation.

(FOTO: Momentum Institut)
(FOTO: Momentum Institut)

Andere Länder haben vorgemacht, wie wir die Teuerung bekämpfen und Haushalte gezielt entlasten können. Statt den Menschen weiterhin Geld in die Hand zu drücken, um irgendwie mit den rasant steigenden Preisen Schritt halten zu können, wäre es sinnvoll direkt in die Preise einzugreifen„, so Hasdenteufel weiter.

200 Euro weniger: Diese Steuer soll in Österreich abgeschafft werden!

Das Momentum Institut empfiehlt eine Mehrwertsteuersenkung auf Grundnahrungsmittel, inklusive eines Kontrollmechanismus, der garantiert, dass Supermarktketten die Steuersenkung auch tatsächlich an die Konsumenten weitergeben. Mit Anfang April steigen die Mieten mit Richtwertmietzins. Im Juni dann die Kategoriemieten. Um alle Mieter im Land zu entlasten, empfiehlt das Momentum Institut eine Mietpreisbremse für alle Mietverträge. Außerdem empfiehlt die Denkfabrik ein Gaspreisbremse.

Quelle: Momentum Institut, ots