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Arche

Forscher wollen Zellen bedrohter Tierarten zum Mond schicken

FOTO: iStock/Dr K Kar/microgen
FOTO: iStock/Dr K Kar/microgen

Angesichts der zunehmenden Gefährdung der Biodiversität durch den Menschen, sind innovative Konzepte gefragt, um die Artenvielfalt zu bewahren. Eine bemerkenswerte Idee zielt darauf ab, Biobanken – Lager für genetisches Material – auf den Mond zu verlagern.

Samenbank in Norwegen als Vorbild

Diese Initiative wird von Mary Hagedorn, Wissenschaftlerin am Smithsonian National Zoo and Conservation Biology Institute, geleitet und basiert auf Erfahrungen mit dem Svalbard Global Seed Vault in Norwegen. Dieses Saatgutlager, bekannt für die sichere Aufbewahrung von Millionen Samenarten, war 2017 von schmelzendem Permafrost überflutet worden – eine Gefahr für das wertvolle Saatgut. Die Forscher sind nun auf der Suche nach einem sicheren Alternativstandort: „Es ist sehr gut, so viele Pläne wie möglich zu haben, insbesondere wenn es darum geht, unsere Artenvielfalt und das Leben auf der Erde zu retten.“

Herausforderungen und Potenziale

Forscherinnen und Forscher halten eine Biobank in den dauerbeschatteten Regionen des Mond-Südpols für stabiler als irdische Einrichtungen. Dort herrschen konstante Temperaturen von etwa –196 °C, ideal für die langfristige Lagerung tierischer Zellen. Frühere Pläne für eine „Mondarche“ in Lavaröhren scheiterten an der Abhängigkeit von solarbetriebenen Kühlsystemen, die bei einem Ausfall die Proben gefährden würden. In den Mondschattenregionen hingegen wäre weder zusätzliche Energie noch Wartung nötig.

Obwohl das Konzept einer Mondbiobank vielversprechend erscheint, stehen noch einige Herausforderungen im Raum. Langfristige Auswirkungen von Strahlung und Schwerelosigkeit könnten das genetische Material beeinträchtigen. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, entwickeln Hagedorn und ihr Team strahlungssichere Behälter, die in zukünftigen Mondmissionen getestet werden sollen.

Ausgestorbene Arten wieder zum Leben erwecken

Der kritische Aspekt dieser Forschung ist die Möglichkeit, ausgestorbene und bedrohte Arten mithilfe von Biotechnologie wiederzubeleben. Ein erstes Beispiel gelang 2003, als Forscher den Pyrenäensteinbock kurzzeitig zurückbrachten. Dabei wurden Zellen des letzten lebenden Exemplars in diversen Versuchen verwendet, um weibliche Ziegen künstlich zu befruchten. In sieben Fällen gelang eine Befruchtung, ein Junges kam zur Welt – doch es starb schon nach zehn Minuten.

Ethikproblem

Schätzungen von Organisationen wie Greenpeace zufolge sterben täglich zwischen 130 und 150 Arten aus. Insbesondere große und schwergewichtige Arten stehen seit der Ausbreitung des Menschen verstärkt unter Druck. Während Klontechnologien eine mögliche Rettungsleine darstellen, mahnen Tierschutzorganisationen zur Vorsicht. Der Deutsche Tierschutzbund berichtet, dass rund 25 Tierarten geklont wurden, wobei die meisten Versuche noch immer fehlschlagen: „In der Regel sterben mehr als 95 Prozent der übertragenen Klonembryonen im Mutterleib oder kurz nach der Geburt.“

Ethik und Zukunftsperspektiven

Die Mondbiobank ist somit nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein ethisch komplexes Unterfangen. Die Vision, das Erbe der Biodiversität außerirdisch zu sichern, bleibt ein faszinierender Ausblick, erfordert jedoch umfassende technische Lösungen und eine sorgfältige Abwägung der ethischen Auswirkungen, bevor sie Realität werden kann.