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INTERVIEW

Goran Bugarić: „Trends sind vergänglich, Stil ist ewig!“

FOTO: zVg.

MODE. Während die anderen Buben davon träumten, Polizisten, Feuermänner und Cowboys zu werden, wollte der kleine Goran nur schöne Kleider zeichnen und schneidern. Bereits als Schüler der Ersten Textilschule in Leskovac erhielt er 2002 im Weißen Palast vom Thronfolger Karađorđević eine Auszeichnung.

Seine Ambitionen führten ihn aus seiner Heimatstadt Bor nach Wien. Heute ist Goran Bugarić ein bekannter Modedesigner, dessen Kreationen auf den Wiener Bällen, vielen Hochzeiten und bei zahlreichen anderen Anlässen zu bewundern sind, wenn frau ganz besonders und einmalig aussehen möchte.

KOSMO: Du hast einmal gesagt, die Verantwortung für deinen Werdegang als Modedesigner trägt deine Großmutter, aber auch Barbie…?
Goran Bugarić: So ist es! Mich hat die Mode schon sehr früh fasziniert, und zwar wegen meiner Oma Nada und der Barbie-Puppe. Während die Oma entworfen und genäht hat, hat sie mich in die phantastische Welt der Stoffe und Fetzen eingeführt und mir geholfen, für meine erste Kundin, die Barbie, wunderbare Kreationen mit der persönlichen Unterschrift „Bugarić“ zu nähen. Und dann ist sogar eine Nachbarin aus dem Erdgeschoss jeden Tag vor der Arbeit zu mir heraufgekommen, um mich zu fragen, ob sie so, wie sie gekleidet war, ins Büro gehen konnte.

Und so bist du heute dank Oma Nada und Barbie ein bekannter Modedesigner. Aber wie war es eigentlich, als du deine Karriere unter der Wiener Sonne begonnen hast?
Schwer und zufällig, würde ich sagen. Mein Ziel war Paris oder Mailand, aber weil meine Eltern kein Geld hatten und eine damalige Freundin bereits in Wien studierte, fiel die Wahl auf das Studium und die weitere Ausbildung  in Wien. Weil Wien eine Kompromisslösung war, hat es mich nicht gerade begeistert, aber nach einigen Jahren ist es mein Zuhause geworden.

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Inspiriert durch die Mode der Männer vom Balkan hat der 28-jährige Ilija Miličić mit seiner Kollektion den ersten Internationalen Erfolg erzielt. Seine Mode wird in den Kulturstädten Europas ausgestellt. Das Handwerk lernte er in Wien.

 

 

Was war für dich am schwersten, als du hier angekommen bist?
Am schwersten waren für mich die Einsamkeit und der Abschied von meinen Lieben. Und im ersten Jahr, als ich noch kein Deutsch konnte, diese Unsicherheit und die Unfähigkeit, normal zu kommunizieren. Ich habe nie aufgehört, meine Familie zu vermissen, aber ich habe gelernt, damit zu leben und diese Nostalgie und meine Gefühle in Kreativität umzuwandeln. Ich habe mich entschieden, das als Motivation und nicht als Behinderung zu sehen.

Deine Motivation ist offensichtlich, denn du präsentierst ständig neue Kreationen für Modeschauen und für Kunden. Was ist deine Inspiration?
Inspiration gibt es überall, man muss nur aufmerksam schauen. Oft ist das ein Moment, der überall passieren kann. Auf der Straße, im Lift, in der Kirche… Nach der Inspiration kommt die Phase des Ausprobierens und des Drapierens. Mir ist es sehr wichtig, dass sich die Frauen in meinen Kreationen vor allem wohl und schön fühlen. Meistens nähe und verkaufe ich Kleider, von Tages- bis zu Abend- und Hochzeitskleidern. Die Frauen kommen meistens, weil sie sich etwas Besonderes und Einmaliges wünschen.

Du kannst uns sicher sagen, wer mehr Stil hat: die Österreicher oder die Serben?
Die Italiener (lacht)! Wenn wir die Frauen anschauen, wahrscheinlich die Serbinnen, obwohl sie zur Übertreibung neigen. Bei den Männern aber die Österreicher, denn ihre Garderobe besteht nicht nur aus Trainingshosen.

Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Regeln für guten Stil bei Frauen?
Sich selber, seine Figur, sein Temperament zu kennen und das beim Anziehen immer zu berücksichtigen. Dieselben Regeln gelten auch für das andere Geschlecht.

Wo machen denn beide Geschlechter in Kleiderfragen die größten Fehler?
Wenn sie die Mode ignorieren, wenn sie übertreiben und wenn sie ihren Körper nicht kennen. Fehler sieht man überall: auf der Straße, in den Verkehrsmitteln, in Restaurants und in der Oper. Viele Menschen haben keine Bekleidungskultur mehr, sie unterscheiden nicht mehr zwischen der Garderobe für besondere Anlässe und Streetwear.

Viele sagen, dass Stil nichts mit Geld zu tun hat. Das Gegenargument dazu lautet, dass es für einen guten Stil doch ein bisschen Geld braucht. Was sagst du dazu?
Stil und Geschmack haben tatsächlich nichts mit Geld und Besitz zu tun. Das sind ästhetische Kategorien. Manche Leute haben einfach ein Gespür für Ästhetik, aber viele leider auch nicht. Dass das nichts mit Geld oder Status zu tun hat, zeigen uns viele Persönlichkeiten aus der Vergangenheit. Jeder hat in seinem Familienleben zumindest ein Foto von der Mama, Oma, Tante oder einer entfernten Verwandten, die sicher nicht reich war, aber zeitlos ausgesehen hat. Die Menschen glauben zu Unrecht, dass sie allein durch den Kauf teurer Garderobe, Schuhe oder Taschen automatisch schon und geschmackvoll aussehen werden. Selbst die teuersten Dinge können billig wirken, wenn sie falsch getragen werden, und genauso kann das billigste Kleid nach einer Million Dollar aussehen, wenn es auf die richtige Weise kombiniert und getragen wird.

Und was ist die „richtige Weise“?
Wenn Sie ein Kleidungsstück hübscher macht, Mängel verdeckt und Ihre schönen Seiten und Ihren Charakter hervorhebt.

Ich muss den Modeexperten einfach fragen: Was wird im kommenden Jahr, 2018, IN sein?
Da ich selbst die Trends nicht verfolge, gilt für mich nur eine einzige zeitlose Regel für jede Saison: Ziehen Sie sich Ihrer Figur entsprechend an, betonen Sie Ihre Vorteile und versuchen Sie, Fehler zu kaschieren: Dann werden Sie sicher jemand sein, nach dem man sich nicht nur 2018, sondern Ihr Leben lang umdreht. Ein Trend ist vergänglich, aber ein Stil ist ewig.

Und zum Schluss: Wie sehen deine weiteren Karrierepläne aus?
Im Moment ist die Ballsaison aktuell, die, wie ich hoffe, glamourös werden wird. Ball- und Hochzeitskleider verschlingen sehr viel Zeit, weil alles mit dem ersten Kundenkontakt, einem Gespräch und dem Austausch von Energien beginnt. Dann folgen der erste Entwurf und ein Modell und dann kommt die Materialauswahl, Anprobe und endlich das fertige Kleid. Dieser Prozess kann manchmal mehrere Monate dauern. Die Kunden sind ab dem ersten Tag in den Prozess und die Entwicklung des Kleides einbezogen. Es ist sehr wichtig, was sie wollen, aber noch wichtiger, was sie nicht wollen. Darum empfiehlt es sich, schon einige Monate vor dem eigentlichen Event, das Sie besuchen wollen und auf dem Sie ganz besonders und originell aussehen wollen, den ersten Kontakt aufzunehmen.

Kreationen von Goran Bugarić
Im Web: bugaric.com
Instagram: bugaric_a
Facebook: Bugaric
Adresse: Atelje SchnittBOGEN, U-Bahn Bogen 3-4, 1060 Wien