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KOMMENTAR

Heftige Kritik: „Es ist traurig, dass Kroatien in die EU durfte“

Praljak Kommentar Kadhammar Peter
(FOTO: zVg.)

Einer der bekanntesten Journalisten Schwedens und Autor eines Buches über Srebrenica, Peter Kadhammar ließ kein gutes Haar an Praljak, seinem Selbstmord und den Reaktionen in Kroatien.

„General Slobodan Praljak hat Gift geschluckt, nachdem er vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verurteilt wurde. Es war Theater. Ich könnte auch großartig oder grandios schreiben, aber es würde eine gewisse Anerkennung bedeuten, die ich ihm nicht geben möchte“, so Der Autor.

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Slobodan Praljaks Selbstmord vor den Augen der Öffentlichkeit im Den Haager Gerichtssaal sorgte für eine Welle an unterschiedlichen Reaktionen. Nicht nur die Balkanregion, sondern auch international wurde die Selbstvergiftung des Generals heftig kommentiert.

Die führende schwedische Tageszeitung Aftonbladet veröffentlicht diese mehr als kritische Kolumne, in welcher der Autor schreibt, dass Kroatien mit der Verherrlichung Praljaks sowohl Schweden als auch die EU bespucken würde, aber gleichzeitig europäisches Geld über alles liebe.

„Mann kann sagen, dass sein öffentlicher Selbstmord die Folge einer nihilistischen und zerstörerischen Politik ist, welche den Krieg in Bosnien-Herzegowina kennzeichnete“, so Kadhammar in seinem Text.

Seiner Meinung nach hätte die gesamte Geschichte über den Kriegsverbrecher mit Praljaks Selbstmord enden können, jedoch brach die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar Kitarović ihren Island-Besuch ab und verlautbarte öffentlich, dass Praljaks Tat ein Stich in das Herz des kroatischen Volkes sei.

Auch der Premier des Landes, Andrej Plenković bekundete Praljaks Familie öffentlich sein Beileid und im Nationalrat wurde eine Schweigeminute für den sich selbst richtenden Kriegsverbrecher abgehalten.

„Zwei Mitglieder, die es für unangemessen hielten, einen verurteilten Kriegsverbrecher zu ehren, erhielten eine Todesdrohung. Die Leute stellten Praljaks Porträts auf und versammelten sich in Zagreb, um die Kerzen anzuzünden.“

„Kult um toten Mörder“
„All dies passiert in einem Land, welches EU-Mitglied ist und sich inmitten unserer zivilisierten demokratischen Gemeinschaft befindet. Beschämend. Der Kult um den toten Mörder ist ein Zeichen für das Fehlen von demokratischen Instinkten“, so Kadhammer und fügt hinzu: „Es ist traurig, dass ein Land wie Kroatien in die EU gelassen wurde.“

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Der Autor bringt Kroatien im weiteren Verlauf des Textes in Verbindung mit Polen und Ungarn, wo die Demokratie genauso gefährdet sei. Ebenso wird das Adrialand mit Bulgarien und Rumänien verglichen, die bekannt für Korruption und den Export von Bettlern seien.

Kadhammer kritisiert die führenden EU-Politker scharf, da es seiner Meinung nicht nachvollziehbar sei, dass man geglaubt hat, dass aus diesen Staaten erfolgreiche liberale Demokratien entstehen und ihre Zukunft in der EU liegt. Auch wenn der Autor selbst zugibt, dass sich die von ihm verglichenen Länder nicht hundertprozentig gleichen, so hätten sie eine Sache gemeinsam: „Sie lieben europäisches Geld.“

Diese Kolumne gehört mit Sicherheit zu einer der schärfsten Kritiken an der gegenwärtigen Situation in Kroatien. Bisher wurden weder die Präsidentin, noch der Premier Kroatiens so öffentlich an den Pranger gestellt. Da Aftonbladet zu den meistgelesenen Medien Skandinaviens zählt, wird dieser Kommentar mit Sicherheit große Wellen schlagen.