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INTERVIEW

Heinz Faßmann: „Ich hoffe, dass Schüler bis zum Herbst geimpft werden”

(FOTO: Bundesministerium/Lusser)

Das Schuljahr 2020/21 neigt sich dem Ende zu. KOSMO fragte bei Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) nach, wie das kommende Schuljahr aussehen wird.

Wie auch schon 2020 war auch dieses Jahr von Öffnungen, Schließungen und Distance-Learning geprägt. Wie alle ihre Klassen abschließen können und wie der Schulalltag ab Herbst aussehen wird, fragten wir Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).

KOSMO: Ihnen war es immer ein großes Anliegen, dass alle Schüler in Abschluss- bzw. Maturaklassen ihre abschließenden Prüfungen auch machen können. Wie sehen die Pläne diesbezüglich aus?
Heinz Faßmann: Wir werden die Abschlussprüfungen wie geplant abhalten. Die Klausuren finden – der Situation angemessen – unter erleichterten Bedingungen statt: Die Jahresnote fließt in die Prüfungsnote ein und es gibt eine Stunde mehr Arbeitszeit. Die Benotung der Mathematikmatura wurde überhaupt neu auf-gestellt. Wer möchte, kann auch zu den mündlichen Prüfungen antretenden. Wir haben uns aber dafür entschieden, die mündliche Matura auf freiwilliger Basis stattfinden zu lassen, so wie auch die Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten.

„Wir haben rund 10.000 Endgeräte für Familien zur Verfügung gestellt, um technische Engpässe für das erfolgreiche Distance-Learning zu beseitigen.”

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)

Im vergangenen Jahr wurde hinsichtlich des Distance-Learning mehrfach beklagt, dass nicht alle Schüler gleich gut erreicht werden können. Was wurde diesbezüglich unternommen und wie würden Sie die Situation derzeit bewerten?
Die Situation hat sich im Verhältnis zum ersten Lockdown vor einem Jahr deutlich gebessert. Die Schulen haben wesentlich öfters Online-Stunden mit Video-konferenzen angeboten. In den höheren Schulen wurde im Distance-Learning nach Stundenplan unterrichtet. Während allen Lockdown-Phasen waren die Schulen für die Betreuung und zur Lernunterstützung geöffnet. Sollte ein Kind gar nicht erreichbar gewesen sein, wird die aufsuchende Sozialarbeit informiert, die dann die Familien kontaktiert und Hilfe anbietet. Und wir haben rund 10.000 Endgeräte zur Verfügung gestellt, um technische Engpässe zu beseitigen.

Die Sommerschule 2021 wird heuer auf AHS-Ober-stufen und berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) ausgeweitet. Wieso haben Sie zu diesem Schritt entschieden?
Im vergangenen Jahr hatten wir bereits zahlreiche Anfragen von Schulen, die die Sommerschule  auch  gerne  in  der  Oberstufe angeboten hätten. Da sich diese zu einem  echten  Erfolgsprojekt entwickelt hat, wollten wir dem Wunsch in diesem Jahr   nachkommen und auch  älteren  Schülerinnen  und Schülern die Möglichkeit bieten, ihre Lernlücken in  der  Sommerschule  zu  schließen. Zusätzlich wird heuer neben Deutsch auch Mathematik  und  in  den  Volksschulen  auch  Sach-unterricht angeboten.

Oftmals wurden Schulen in der Öffentlichkeit als „Infektionsherde” bezeichnet. Entspricht dies, wissenschaftlich gesehen, der Wahrheit?
Es gibt derzeit zwölf von insgesamt  5.800  Schulstandorten, die aus epidemiologischen  Gründen  geschlossen  sind. Ich bin kein Virologe, aber ich denke, die Zahl spricht für sich.  Die Schulen bilden das  Infektionsgeschehen der Gesellschaft ab und sind davon nicht unberührt. Infektionen schnappen einen und werden auch wieder weitergegeben. Mit den umfangreichen Testungen gelingt es uns aber, infektiöse Fälle aus den Schulen zu holen, bevor sich die Infektion weiter verbreitet.

Derzeit wird in Österreich auf Hochtouren gegen das Coronavirus geimpft. Könnten Sie sich  eine Rückkehr zum vollständigen Präsenzunterricht vorstellen, insofern alle Lehrenden  immunisiert sind?
Wir kehren am 17. Mai im Rahmen der Öffnungen auch in anderen  Bereichen  zum  vollständigen Präsenzunterricht zurück. Damit dieser sicher gelingen kann, weiten wir  unsere Teststrategie an den Schulen noch weiter aus. Wenn alle Schülerinnen und Schüler wieder an den Schulen sind, werden wir rund 3 Millionen  Antigen-Selbst-tests durchführen. Und wir laden die Lehrenden ein, sich impfen zu lassen. Sie schützen damit sich selbst und andere.

„Wenn alle Schülerinnen und Schüler wieder an den Schulen sind, werden wir rund 3 Millionen Anti-gen-Selbsttests durchführen.”

Einen zugelassenen Impfstoff für Kinder gibt es bis dato noch nicht. Heißt das, dass im  kommenden Schuljahr auch weiterhin Masken- und Testpflicht herrschen wird?
Der Zulassungsprozess für den Impfstoff  der  12+-Jährigen  läuft bereits. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, diese Altersgruppe noch  vor  dem  Schulstart  im  Herbst zu impfen. Damit wäre sehr viel gewonnen. Ob wir im Herbst noch Masken und Tests benötigen,  kann  heute  noch  nicht  vorausgesagt  werden.  Wir  bereiten  uns  jedenfalls  auf einen sicheren Schulstart im Herbst vor.