Ein erschütternder Fall von medizinischer Fahrlässigkeit sorgt vor dem Landgericht Frankfurt für Entsetzen. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 67-jähriger Anästhesist.
Dr. W. wird beschuldigt, aufgrund seiner gravierenden Hygiene- und Sorgfaltspflichtverstöße den Tod eines vierjährigen Mädchens sowie schwere Verletzungen bei fünf weiteren Kindern verursacht zu haben.
Medikamente neben Lebensmitteln gelagert
In seinem Haushalt fand die Polizei Medikamente, die unsachgemäß neben Lebensmitteln aufbewahrt wurden. Zudem kam es laut Anklage bei Dr. Gerald W. zu mehrfacher Verwendung von Einwegspritzen und dem Einsatz von Narkosemitteln, die bereits mit Pilzen befallen waren.
Fünf Kinder lebensgefährlich verletzt
Der Vorwurf lautet, er habe die kleine Emilia (4) totgespritzt und fünf weitere Kinder teilweise lebensbedrohlich verletzt. Nachdem die Kinder in Narkose versetzt worden waren, rang eine Reihe von ihnen mit dem Tod, litten unter Organversagen und septischem Schock und mussten in der Universitätsklinik wochenlang künstlich beatmet werden.
Vor Gericht zeigte sich Dr. Gerald W. uneinsichtig und ließ über seinen Anwalt nur eine halbherzige Entschuldigung verlesen: „Mir müssen unbewusst Fehler in der Hygiene unterlaufen sein.“
Verunreinigte Narkosemittel im Einsatz
Erschütternde Details kamen ans Licht: Dr. Gerald W. nutzte dieselbe Flasche Narkosemittel für mehrere Kinder, obwohl diese nur für eine einmalige Anwendung vorgesehen war. Diese Flasche war bereits mit dem Pilz Candida und weiteren Bakterien kontaminiert. Zudem verabreichte er verschiedene Medikamente mit derselben Spritze und ließ die Kinder allein unter Narkose, um sich die Kosten einer zwingend vorgeschriebenen Assistentin zu sparen.
Mehrere dramatische Vorfälle
2. September 2021, 11 Uhr: Friedrich E. (3) bekam nach einer Zahnbehandlung hohes Fieber und konnte aus der Vollnarkose kaum erwachen. Trotz Fiebersaft sank die Temperatur nicht und stieg weiter. Erst die Gabe von Penicillin durch seine Mutter, einer Arzthelferin, rettete ihn.
28. September 2021, 9 Uhr: Jeremy W. (5) musste sich nach dem Aufwachen übergeben. Daheim verschlechterte sich sein Zustand rapide, seine Lippen werden blau. Er erlitt einen septischen Schock, akutes Leber- und Nierenversagen und schwebte in Lebensgefahr. Drei Wochen verbrachte er auf der Intensivstation, zehn Tage künstlich beatmet. Bis heute benötigt er Dialyse.
11 Uhr: Aras K. (4) bekam ebenfalls Fieber und wurde nach vier Tagen ins Krankenhaus eingeliefert, wo er wegen einer Blutvergiftung 18 Tage behandelt wurde.
13.30 Uhr: Anna-Maria K. (4) litt unter Übelkeit und Durchfall und wurde in die Universitätsklinik nach Frankfurt überführt. Sie erlitt einen septischen Schock und Kreislaufversagen. Sieben Tage musste sie künstlich beatmet werden.
15 Uhr: Emilia P. (4) wurde behandelt, obwohl das Narkosemittel bereits stark kontaminiert war. Ihre Zahnoperation dauerte länger, und ihr Zustand verschlechterte sich beim Aufwachen zunehmend. Dr. Gerald W. muss sie vor Ort sogar beatmen. Er versäumte es, rechtzeitig den Notarzt zu rufen und verabreichte ihr um 22 Uhr stattdessen eine weitere Vollnarkose. Trotz dramatischer Anzeichen von Lebensgefahr und Blutspucken, bei dem er das Blut mit einem Speichelsauger entfernte, holte er keine Hilfe. Das Mädchen stirbt in seinen Händen. Er reanimiert sie auf dem Behandlungsstuhl und einem viel zu weichen Sofa. Erst gegen 1 Uhr nachts rief die Zahnarztpraxis den Rettungsdienst, der erfolglos versuchte, das kleine Mädchen zu reanimieren.
29. September 2021, nur Stunden nach Emilias Tod: Bereits am nächsten Morgen setzte Dr. Gerald W. seine Arbeit fort und verabreichte Lennart W. (5) erneut ein verunreinigtes Narkosemittel, was auch bei ihm zu schweren gesundheitlichen Problemen führte.
Prozess wird fortgesetzt
Der Prozess gegen den Anästhesisten dauert an. Ihm drohen mehrere Jahre Haft aufgrund der schwerwiegenden Missachtungen seiner pflichtgemäßen Sorgfalt.
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