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INTERVIEW

„Ich muss es hier noch einmal laut sagen: Sch*** auf … Integration!“

Welche Botschaft wollten Sie mit diesem Buch an die Menschen senden?

“Integration” ist so ein Gedanke, der so unnötig wie ein “Kropf” ist, aber gleichzeitig so präsent wie die Luft zum Atmen.  Aus einem unnützen Gedanken namens “Integration”, der sich über die Jahre in unseren Köpfen verfestigt hat, ist eine neue Religion, ein neuer Hype entstanden. Der Glaube an “Es gibt Integration” spaltet, zerstört und hält unsere Gesellschaft in ihrer weiteren Entwicklung und ihrem Zusammenhalt untereinander zurück. Wir unterliegen unserer Vernunft und denken, dass es Integration irgendwo geben muss, weil es in unsere Geschichte hinein passt, weil es irgendwie plausibel klingt, weil uns die Politiker*innen und Medien dieses millionenfach eingeredet haben, aber wenn wir in den Alltag wechseln und versuchen, einen Beweis zu finden, dann scheitern wir kläglich. Wir erkennen im Alltag einzelne Situationen, einzelne Menschen, auf die wir reagieren. Wir merken, dass in diesen Situationen “Integration” gar nicht vorhanden ist, sondern nur Akteur*innen, die etwas tun und dieses Etwas kann uns gefallen oder nicht, gegen das Gesetz verstoßen oder nicht.

Denken Sie, dass die MigrantInnen die nach Österreich gekommen sind, aufhören sollten sich zu integrieren? Warum?

Ich denke, dass MigrantInnen, die in Österreich leben, sich gar nicht integrieren brauchen/sollen. Wenn jemand also behauptet, dass sich Einwanderer in eine Gesellschaft  integrieren sollen und meint aber in eine “geschlossene Gesellschaft” und somit homogene, dann heisst es für Einwanderer, dass ein optimales System bereits besteht und dieses System unveränderbar ist, und somit jeder Einwanderer die Pflicht hat, sich in dieses bestehende optimale System zu integrieren, sich diesem unterzuordnen, ohne es in Frage stellen oder neue Spielregeln einführen zu dürfen. Sich über die Inhalte oder Spielregeln zu beschweren, geschweige denn diese zu hinterfragen, wird zum absoluten “No go”. Eine “geschlossene Gesellschaft” erzeugt zwangsweise Parallelgesellschaften, weil es nicht zu 100% möglich ist, sich in sie zu integrieren. In einer “geschlossenen Gesellschaft” kann man sich nur assimilieren und das gelingt auch nicht immer, sobald es sichtbare unterschiedliche Merkmale eines Individuums in Relation zur autochthonen Bevölkerung gibt (sg. Migrationsvordergrund).

Im Wandel zu leben heißt auch Teil des Werdens zu sein und die Bereitschaft, dem Neuen offen zu begegnen, immer wieder die eigenen Standpunkte zu hinterfragen und neu zu denken.

Es heißt eben nicht “Einwanderer müssen sich integrieren”, sondern alle Bürger*innen (sowohl Mehrheitsangehörige als auch Einwanderer) erschaffen gemeinsam eine neue Zukunft, eine neue Gesellschaft, die noch besser, noch freier, noch gerechter, noch chancengleicher, noch bewundernswerter, noch angstfreier, noch friedlicher, noch demokratischer, noch lebensbejahender, noch partizipativer sein will.

Sie sprechen oft über die Integrationsprozesse, könnten Sie uns sagen, was sind Ihre Schlussfolgerungen darüber?

Irreführend ist der Begriff “Integrationsprozess” auch, weil es weder möglich ist, diesen genau zu definieren, ohne irgendwen zu benachteiligen, noch ist ein brauchbares Ende in Sicht, falls man versucht, sich zu integrieren. Dass es kein Ende oder Ankommen beim “sich integrieren” gibt, wird Integration dadurch zu einem Höllenspiel. Ein Spiel, das man nach den Regeln der Hölle spielt, wo man von früh bis am Abend gequält und traktiert wird, es aber keine Sicht auf Veränderung oder Besserung gibt. 

„Integration ist wie Sisyphusarbeit.” 

Du rollst den Stein bergauf und wenn  du oben ankommst, sagt man dir: „Du gehörst nicht hierher. Geh dorthin, von wo du herkommst!“ Und der Integrationsstein rollt wieder bergab, und du eilst ihn aufzuhalten und bemühst dich wieder und wieder neue Kräfte zu sammeln, um den Stein der Integration bergauf zu bringen und kaum bist du oben angekommen, sagt man dir: „Dein Name passt uns nicht! Du sprichst nicht genug gut Deutsch! Deine Religion ist falsch! “… Und der Integrationsstein rollt wieder bergab…

Was soll man ändern?

Es gibt drei große Problemfelder, die wir bekämpfen müssen: Rassismus, Neid und Zukunftsängste. Wir müssen, wer ist Österreicher*in 2.0 gemeinsam definieren. Wir müssen die wünschenswerte „offene Gesellschaft“ definieren, die wir erreichen wollen. Wenn wir dann “Integration“ aus unserem Wortschatz streichen und uns gemeinsam und respektvoll für unser besseres Morgen einsetzen, dann haben wir bereits sehr viel erreicht. Wenn wir verschiedene Kulturen, Religionen, Lebensentwürfe in ihrer Verschiedenheit zulassen und als gleichwertig begreifen, dann befinden wir uns auf dem richtigen Weg und können das ewige Dilemma des Einheimischen-Privilegs auflösen, um unseren Kindern eine bessere, lebensbejahende, gleichberechtigte, solidarische Welt hinterlassen zu können.

Kann das Publikum bald mit einem neuen Buch oder Projekt rechnen?

Ich schreibe gerade an meinem zweiten Buch, wo ich mir gerne eine Gesellschaft vorstelle, wo die BürgerInnen in größtmöglicher Freiheit leben, wo Menschen selbstbewußt und glücklich sind, wo BürgerInnen keine Psychotherapie oder Konzum brauchen und vor allem, wo die Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht keine Rolle spielen.