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INTERVIEW

Wie man den Geist der Heimat in Österreich wiederbeleben kann?

FOTO: zVg.

Die bosnisch und herzegowinisch – österreichische Jugend ist ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat eben diese Werte in der Gegenwart neuaufzulegen. Der Verband wollte eine Plattform für Jugendliche mit bosnisch-herzegowinischer Herkunft und österreichischer Identität bieten. KOSMO sprach mit Armin Salkić über die Organisation bis hin zur neuen Fußballsaison.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diesen Verein zu gründen?

Der Kleinfeldfussballverein, FC BÖJ, ist nur der Beginn unseres zahlreichen Sportangebotes im Rahmen von BÖJ Sport. Unser gemeinnütziger Verein, Bosnisch und Herzegowinisch-Österreichische Jugend, besteht seit 2015. Allerdings waren sportliche Aktivitäten eher eine Seltenheit. Mit der Zeit ist die Anzahl unserer MitgliederInnen stetig gewachsen und damit sind auch neue Ideen und Initiativen entstanden. Jedes unserer VereinsmitgliederInnen hat die Möglichkeit sein/ihr eigenes Projekt zu starten und erhält eine sehr große Unterstützung von allen VereinsmitgliederInnen. Unsere MitgliederInnen besitzen ein sehr ausgiebiges Wissen in verschiedenen Bereichen, so sind bei uns junge talentierte, aber auch sehr erfahrene Leute dabei. Auch das Projekt „FC BÖJ“ ist aus einer Eigeninitiative entstanden, wo sich mittlerweile mehrere MitgliederInnen in verschiedenen Rollen beteiligen und wir werden ab September in der Fussballkleinfeldliga vom Bund www.oekfb.com teilnehmen. Unser Ziel mit der Fussballkleinfeldmannschaft ist es, den Zusammenhalt zwischen den VereinsmitgliederInnen zu stärken, unser Angebot zu erweitern durch den Bereich „BÖJ Sport“, wo wir eben mit Kleinfeldfussball starten und natürlich das Interesse der jungen Leute zu wecken bei uns mitzumachen, aber auch Pokale zu gewinnen.

Wie wird man zum Mitglied und welche Personen können sich für den Verband bewerben?

Aktuell haben wir ca. 20 Leute, die sich für BÖJ Fussball interessieren. Diese bestehen aus VereinsmitgliederInnen, aber auch Leuten außerhalb unseres Vereines. Es kann sich wirklich jeder anmelden ab dem 16. Lebensjahr und Teil unserer BÖJ Community werden. Eine Anmeldung für BÖJ Fussball kann auf unserer Webseite www.boej.at/fussball erfolgen. Für den Liga-Spielbetrieb gibt es allerdings einen beschränkten Kaderplatz pro Spiel von 10 Leuten. Es gibt schon Ideen auch eine zweite Mannschaft eventuell anzumelden. Die Kleinfeldliga www.oekfb.com ist eine sehr gute Gelegenheit für alle, die gerne Fussball spielen möchten, aber nicht zu viel Zeit dafür haben. Es wird 2×25 Minuten jeden Sonntag gespielt, also somit deutlich kürzer als auf dem großen Feld. Es wird zwar kürzer gespielt, aber das Tempo ist sehr intensiv. So können die insgesamt 50Minuten auch ziemlich lang vorkommen. Gespielt wird 5+1 auf kleine Handballtore, wobei die Länge und Breite des Spielfeldes zwischen 44 und 54 Metern beträgt.

Wie laufen die Vorbereitungen für die kommende Fußballsaison? Was sind Ihre Erwartungen an die Liga, in der Sie spielen werden?

Aller Anfang ist schwer! Es ist sehr viel organisatorische Arbeit, die zu erledigen ist wie z.B.: Mannschaftsnamen und Mannschaftsfarben bestimmen, Sponsoren finden, Mannschaftslogo designen und vieles mehr. Vieles davon haben wir bereits umgesetzt und auch eine große Firma als Sponsor gewinnen können. Als Kleinfeldmannschaft, FC BÖJ, werden wir das erste Mal im Juni bei einem Turnier teilnehmen, das ist unsere erste richtige Generalprobe. Im Sommer werden wir in Wien einmal in der Woche gemeinsam trainieren und uns für die kommende Kleinfeldliga-Saison 2022/23 vorbereiten. Ab September startet die Saison, wo wir in der 4. Liga spielen werden. Unser Ziel ist ambitioniert, aber wir haben uns vorgenommen unter den ersten 3 Mannschaften zu landen und somit in die nächste Liga aufzusteigen. Ich bin überzeugt, dass wir als Mannschaft die Qualität besitzen, um unser Ziel auch zu erreichen und dass wir in Zukunft viele neue Spieler dazubekommen werden. Nichtsdestotrotz steht im Vordergrund der Spaß und die gemeinsame Zeit am Platz, sowie davor und danach.

Neben dem sportlichen Bereich konzentriert sich Ihr Verein auch auf zahlreiche kulturelle und politische Veranstaltungen. Was kann die Öffentlichkeit künftig von Ihnen erwarten?

Das ist richtig! Unser Verein, BÖJ, hat sich von Anfang an mit kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandergesetzt. Dabei setzen wir unseren Fokus stets auf Bosnien und Herzegowina und auf unsere Landsleute in Österreich. Auch uns als Verein macht die aktuelle Krise in Bosnien sehr große Sorgen, dabei spielt es keine Rolle welcher ethnischen Gruppe man angehört, letztlich wünschen wir uns ein friedliches Miteinander und eine perspektivolle Zukunft. Deshalb legen wir heuer einen ganz besonderen Fokus auf dieses Thema und haben bereits seit Anfang des Jahres verschiedene Initiativen umgesetzt. Unter anderem haben wir einige österreichische PolitikerInnen aufgefordert die Situation in Bosnien und Herzegowina zu thematisieren und klare Schritte von ihnen verlangt wie z.B.: Ein Gesetzt gegen Genozidleugnung, sowie Sanktionen gegen Politiker, die verfassungswidrig handeln. Mehr Informationen dazu können auf www.boej.at gefunden werden.

Wir stehen für ein multiethnisches und souveränes Bosnien und Herzegowina. Warum? Ganz einfach, weil wir in Wien sehen, dass es funktionieren kann. Hier leben Kroaten, Serben und Bosnier miteinander und besuchen teilweise die gleichen Cafehäuser, Clubs oder Restaurants. Die Trennung in ethnischen Gruppen, wie es manche PolitkerInnen in Bosnien und Herzegowina gerne hätten, ist definitiv keine Lösung und wird mit Sicherheit nicht zu mehr Wohlstand bzw. einem besserem Leben führen. Auch bei uns im Verein gibt es MitgliederInnen aus den verschiedenen Ethnien, aber ganz ehrlich wir schauen nicht drauf, sondern nur, ob du ein guter Mensch bist oder nicht. Unser nächstes großes Projekt bezieht sich auf die Wahlen in Bosnien und Herzegowina. Die heurige Wahl ist ein Schlüsselmoment, um die politische Situation in Bosnien und Herzegowina zu verändern, dabei spielen wir, die Diaspora, eine sehr große Rolle. Allein in Österreich gibt es fast 100.000 wahlberechtigte Bürger, die einen massiven Einfluss auf das Wahlergebnis haben können. Wir versuchen unsere Landsleute zu animieren wählen zu gehen und erklären auch wie sie wählen können. Dazu wird es auf unserer Webseite demnächst eine Landing-Page geben.

Warum sollten Personen mit bosnisch-herzegowinischer Herkunft ein Teil Ihres Vereins sein?

Unser Verein bietet, besonders den jungen Leuten, viel Möglichkeit durch Projekte neue Sachen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das kann zum Beispiel sein: wie führt man ein Interview, wie findet man einen Sponsor, wie wird ein Projekt aufgesetzt, wie funktioniert eine Social Media Kampagne und vieles mehr, also eigentlich Wissen, das morgen im Beruf eingesetzt werden kann. Der große Vorteil bei unseren Projekten ist es, dass Fehler erlaubt sind und man nie alleine da steht. Unsere erfahrenen VereinsmitgliederInnen unterstützen gerne, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. Ein weiterer Grund ist, dass man Teil einer Community ist und sehr tiefe Freunschaften sich entwickeln. In der Vergangenheit haben wir verschiedene Aktivitäten umgesetzt wie z.B.: eine Reise nach Sarajevo oder Rafting, was jedem sehr viel Spaß gemacht hat. Es ist aber auch vorgekommen, dass einige unsere MitgliederInnen ihre große Liebe bei uns gefunden haben. Also es gibt sehr viele Gründe, warum jemand bei unserem Verein mitmachen sollte.