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TRADITION

Im Wiener Café Central auf den Spuren von Freud & Co

1876 wurde das Café Central eröffnet. (Foto: Cafe Central)

Das Café Central im ersten Bezirk ist nicht nur für den guten Kaffee bekannt. Ein Stück Wiener Stadtgeschichte steckt in den Wänden des Gebäudes.   

Betritt man das Café Central fühlt man sich automatisch in eine andere Zeit zurückversetzt. Denn das Kaffeehaus spielt heute mindestens genauso eine wichtige Rolle im Wiener Stadtbild wie vor knapp 160 Jahren. Im Central haben sich Schriftsteller und andere Berühmtheiten aus der Monarchie zum Austausch getroffen. Beim Empfang steht die Theke, die quasi das Zentrum des Kaffeehauses bildet.

Davor steht eine Pappmachee-Figur von Peter Altenberg, ein Kaffeehausliterat. Das Central zählte zu seinem Stammcafé. Wurde der Dichter Altenberg nach seiner Wohnadresse gefragte, gab er Herrengasse 14 an, wo sich seit 1876 das Café Central befindet. Das Kaffeehaus im Ersten Bezirk wurde im ehemaligen Bank- und Börsengebäude, das heute nach seinem Architekten Heinrich von Ferstel Palais Ferstel genannt wird, errichtet.

Der Dichter Peter Altenberg gab das Central als seine Wohnadresse an. (Foto: Adisa Begic)

Vom Kaffeehaus zum Touristenmagnet

Dass die traditionellen Kaffeehäuser den Trends der Zeit nicht entfliehen können, spiegelten die Gäste wieder. Eines der berühmtesten Kaffeehäuser Wiens entwickelte sich vom geistigen Zentrum des 19. Jahrhunderts zum Touristenmagnet. Möchte man den Kaffee im Central in Ruhe genießen, sollte man das Kaffeehaus vormittags aufsuchen. Gegen halb zehn Uhr in der Früh trifft man hier zu meist Einheimische. Am Nachmittag teilen sich die Wiener das Café mit den Touristen. An den Wochenenden ist es schier unmöglich das Central zu betreten, weil fast jeder seriöse Reiseführer einen Besuch im traditionellen Wiener Kaffeehaus empfiehlt.

Möchte man den Kaffee im Central in Ruhe genießen, sollte man das Kaffeehaus vormittags aufsuchen. (Foto: Adisa Begic)

Was das Studio 54 für New York war, stellte im 19. Jahrhundert das Central für Wien dar. Die Blütezeit erlebte das Kaffeehaus um 1900 mit dem Zustrom von Intellektuellen, die nach der Schließung des Cafés Griensteidls, das sich in der Nähe befand, hier ein neues Wohnzimmer fanden. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Felix Salten zählten  zu den Stammgästen des Cafés. Das Central entwickelte sich zum geistigen Zentrum der Dekadenzdichtung, 250 Zeitungen in 22 Sprachen und Nachschlagewerke wurden hier angeboten.

Spagat zwischen Tradition und Moderne

Siegmund Freud soll seine potentiellen Patienten zuerst im Central beim Kaffee geprüft haben, bevor er sie auf seiner Couch Platz nehmen ließ. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Central seine Anziehungskraft als intellektuellerer Zufluchtsort.  Zwar florierte das Café noch in der Zwischenkriegszeit, musste jedoch 1947 geschlossen werden. Wiederauferstanden ist es im Jahr 1982, als Café im Arkadenhof, seit 1986 besteht es als Café Central im heutigen Zustand.

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