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RASANTER ANSTIEG

Intensivbetten in Österreichs Spitälern immer knapper

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Die Zahl der Intensivpatienten ist in Österreich innerhalb einer Woche von 145 auf 203 Betten gestiegen. Das ist ein drastischer Anstieg um 40 Prozent. Mehrere Bundesländer zeigen dabei aktuell kritische Entwicklungen.

Die Auslastung liegt derzeit bei knapp 24 Prozent. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nannte zuletzt eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent als kritische Marke. Der bisherige Höchststand vom Frühjahr (mit 288 belegten Intensivbetten) wurde aber noch nicht erreicht. Entscheidend für die medizinische Versorgung sind auch weiterhin die Personalressourcen.

In ganz Österreich ging die Zahl der Intensivpatienten zuletzt rasch nach oben: Während der Sieben-Tages-Vergleich am Montag noch einen Anstieg von 30 Prozent auf 188 belegten Intensivbetten ergab, lag er am Dienstag mit 203 schon bei 40 Prozent. Die 14-tägige Prognose der Gesundheit Österreich (GÖG) sieht für den 4. November 243 Intensivbetten belegt. Das bedeutet jedoch, dass in den nächsten acht Tagen im Schnitt nicht mehr als fünf Patienten dazu kommen dürften, in den vergangenen acht Tagen waren es jedoch im Schnitt acht Personen.

Kollaps droht in mehreren Bundesländern
Zwar liegt die Auslastung der Intensivbetten in fast allen Bundesländern bei unter 25 Prozent,doch das eigentliche Problem sei das fehlende Pflegepersonal, warnen etwa Experten der  Linzer Kepler Uniklinikum (KUK): Wenn der Trend der Neuinfektionen weiter anhalte, wären in Oberösterreich die für Corona-Patienten geplanten Plätze Anfang November aufgebraucht.

„Teilweise am Limit“ sind nach Auskunft der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft auch die Kapazitäten in den steirischen KAGes-Spitälern. Dort könnte man derzeit zwar sowohl den Regelbetrieb, als auch die Versorgung von Covid-19 Patienten aufrecht erhalten, aber: „Wenn die Zahlen längere Zeit so ansteigen, kann es wieder zur Überlastung der Spitäler und folglich zu Verschiebungen im Regelbetrieb kommen“, warnte Vorstandsvorsitzender Karlheinz Tscheliessnigg.

Auch Wien muss jetzt Operationen verschieben
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker kündigte im „Ö1“-Morgenjournal an, dass Wien nun nicht notwendige Operationen verschieben müsste: „Es war immer klar, dass in dieser Gesundheitskrise andere Erkrankungsbehandlungen zurückgeschraubt werden müssen. Das betrifft natürlich nicht die lebenswichtigen Behandlungen wie etwa die Onkologie, aber verschiebbare Eingriffe werden verschoben werden müssen, damit wir Platz für Covid-Patienten haben“, so Hacker. Wer also etwa ein neues Knie oder eine neue Hüfte braucht, muss warten.

In Vorarlberg ist die Lage in manchen Orten ebenfalls bereits wirklich kritisch: Die Anzahl der Patienten, die wegen Corona insgesamt in Krankenhausbehandlung sind, stieg von 799 auf 1400 um 75 Prozent. Wurden am Sonntag noch 43 Covid-19-Infizierte in den dortigen Krankenhäusern behandelt, so waren es Dienstagmittag bereits 69. Man prüfe bereits täglich, ob Vorbereitungen für das Notversorgungszentrum auf dem Messegelände in Dornbirn zu treffen seien.

Erste Intensivstationen in Europa schon überlastet
Und auch mit Blick auf Europa ist der Anstieg an benötigten Intensivbetten bereits „besorgniserregend“. Erste Intensivstationen in Europa haben bereits eine Überlastung gemeldet. Dazu gehören etwa Provinzen in Belgien, Großbritannien und Tschechien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte: „Viele Länder auf der Nordhalbkugel sehen derzeit einen besorgniserregenden Anstieg von Fällen und Einweisungen ins Krankenhaus.“

Seit Beginn der Pandemie sind weltweit mehr als 40 Millionen Infektionen nachgewiesen worden. Mehr als eine Million Menschen sind in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

WHO appelliert an Menschen, Regeln einzuhalten
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte Verständnis dafür, dass viele Menschen eine „Pandemie-Müdigkeit“ fühlten. Die psychische und physische Belastung durch das Arbeiten von zu Hause sowie die Distanz zu Freunden und Familie sei hoch. Dennoch dürften die Menschen nicht aufgeben. Vor allem aber müssten die Gesundheitssysteme geschützt werden und die Menschen, die für sie arbeiteten. Die WHO rief die Menschen dazu auf, alle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um Ansteckungen zu vermeiden. Nur so könnten auch weitere Lockdowns verhindert werden.