Corona ist in aller Munde. Alle Medien berichten darüber und trotzdem fühlt es sich meilenweit entfernt an. Doch eine unserer KOSMO-Redakteurinnen ist tatsächlich an COVID-19 erkrankt und berichtet in drei Teilen von ihren Erfahrungen.
„Weißt du, wo du dich angesteckt hast?“ – Das ist nicht nur die häufigste Frage, die man gestellt bekommt, sobald sich herausstellt, dass man Corona-positiv ist, sondern auch meistens die erste Frage. Es ist auch die Frage, die ich mir gestellt habe, tausende Male. Und ich werde versuchen euch in diesem Beitrag eine Antwort darauf zu geben…
Aber zunächst ein kurzer Rückblick: Ich bin KOSMO-Redakteurin und jetzt auch eine offizielle Zahl in der Corona-Statistik von Österreichs Infizierten. In meinem Blog versuche ich euch so nahe wie möglich bei meiner COVID-19-Erkrankung mitzunehmen. Nicht nur, um das Virus „greifbarer“ für alle zu machen, sondern auch um hoffentlich noch die letzten Zweifler dazu zu bewegen zumindest ein BISSCHEN rücksichtsvoller gegenüber anderen Mitmenschen zu sein. Denn es ist nicht nur eine Floskel: Es kann uns wirklich alle treffen – das musste ich am eigenen Leib erfahren! Wenn ihr meinen ersten Beitrag verpasst habt, könnt ihr ihn hier nachlesen.
Als ich die Nachricht bekommen habe, dass ich Corona-positiv bin, war das der Schock meines Lebens. Ich möchte dafür nicht bemitleidet werden, denn ich habe das große Glück, dass mein Verlauf recht milde ist! Das ist nicht der Grund, weshalb ich euch das erzähle. Aber trotzdem ist es eine Tatsache: Ich hatte Angst. Doch war es weniger die Angst vor der COVID-Erkrankung selbst, als vielmehr die Tatsache, dass es eine neue ungewohnte Situation ist. Man weiß nicht, was man erwarten soll. Und vor allem macht man sich Sorgen um die anderen. Die anderen, die man getroffen hat, die man möglicherweise unwissend und ungewollt angesteckt hat, die vielleicht keinen milden Verlauf haben werden.
In meinem Fall waren das meine Eltern und meine Arbeitskollegen. Neun Personen mit denen ich im fragwürdigen Zeitraum Kontakt hatte. Neun weitere Personen, die ich möglicherweise angesteckt habe. Oder hat vielleicht sogar umgekehrt jemand von ihnen mich angesteckt?
„Ich hatte Angst. Doch weniger vor der COVID-Erkrankung selbst, als vielmehr um die anderen, die vielleicht keinen milden Verlauf haben werden…“
Schamgefühl und Schuldbewusstsein
Die nächsten Tage in denen ich eine Antwort auf diese Frage erwartete, waren unerträglich. Auf der einen Seite hoffte ich natürlich, dass alle Tests negativ ausgehen, denn das würde bedeuten, dass ich niemanden angesteckt habe. Doch gleichzeitig – und ein bisschen schäme ich mich dafür das zu sagen – habe ich auch ein ganz klein wenig gehofft, dass noch jemand positiv ist. Und bevor sich gleich irgendjemand von euch aufregt: Natürlich nicht, weil ich wollte das noch jemand dasselbe durchmachen muss, sondern weil dann vielleicht die Frage geklärt gewesen wäre, wo ich mich angesteckt habe.
Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie deprimierend es ist, wenn man vor eine Tatsache gestellt wird und eigentlich keine Ahnung hat, wie es dazu gekommen ist!? Wäre ich so unverantwortlich gewesen, und wäre jedes Wochenende ohne Maske fortgegangen, oder hätte zur Begrüßung weiterhin alle umarmt und abgebusselt, oder auch nur: Hätte ich ganz normal weiterhin alle meine Freunde getroffen, dann hätte mich das nicht so sehr beschäftigt. Denn dann wäre klar: Selbst schuld Helene! Du hast dich nicht an die Maßnahmen gehalten und das ist das Ergebnis. Aber so war es nicht! Ich habe meine Kontakte eingeschränkt, Abstand gehalten und Maske getragen. Und trotzdem sitze ich jetzt mit Corona zu Hause und habe überhaupt keinen Plan, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Und dieses Gefühl wurde auch noch schlimmer denn:
Alle negativ, außer du
Nach und nach trudelten die Ergebnisse meiner Kollegen ein. Und jedes Mal, wenn jemand in die Gruppe schrieb „Ich bin negativ“ wurde gejubelt und der Person gratuliert. Und du sitzt da und denkst dir: „Scheiße! Wie kann das sein? Wieso ausgerechnet DU und wieso als einzige!?“ Aber ich nehme die geteilte Freude und Beglückwünschung zum negativen Ergebnis niemandem übel. Denn es ist klar, dass man erleichtert ist. Keiner will das blöde Virus haben und auch wenn man noch so aufgeklärt ist, gibt es doch in jedem von uns zumindest ein Fünkchen Angst vor dem Ungewissen.
Und trotzdem, nachdem alle meine Kontaktpersonen, einschließlich meiner Eltern, negativ getestet wurden, blieb für mich weiterhin eine Frage offen, nämlich: Wo habe ich mich jetzt eigentlich angesteckt? Ich fürchte, die Antwort wird euch nicht gefallen, denn ich finde sie auch nicht sehr befriedigend: Ich weiß es nicht!
Der Arzt bei der 1450 Hotline meinte: „Wahrscheinlich in den Öffis. Denn auch wenn man länger als 15, 20 Minuten mit ein und demselben Verkehrsmittel fährt, kann die Viruslast darin so stark werden, dass man sich selbst dort anstecken kann.“ Ich weiß, das ist weder eine befriedigende noch eine sehr beruhigende Antwort, aber es ist nun einmal die Wahrheit. Das, was ich aus dem ganzen mitgenommen habe ist, dass es extrem wichtig ist sich an die Maßnahmen der Regierung zu halten. Warum? Denn selbst, wenn man es beim besten Willen nicht schaffen sollte einer Ansteckung mit Corona zu entgehen und blöd gesagt „einfach Pech hat“, so kann man zumindest dafür sorgen, dass nicht auch noch andere Menschen dasselbe durchmachen müssen, wie man selbst.
Und noch während ich diesem Gedanken beschäftigt war, kam jedoch noch ein weiteres Problem mit voller Wucht und ganz ohne Vorbereitung auf mich zugerollt und drohte, mich wie eine Dampfwalze zu überrollen: Ich hatte meinen Geruchs- und meinen Geschmackssinn verloren! Auch das noch: Neben Husten und Schnupfen, gehörte ich jetzt auch noch zu den 78 Prozent der Corona-Infizierten die während ihrer Erkrankung jegliche Freude am Essen verlieren. Aber wenigstens kann ich euch jetzt auch dabei mitnehmen, denn ich persönlich konnte mir bis zu dem Zeitpunkt auch nicht wirklich vorstellen, wie es sich anfühlt nichts zu schmecken oder zu riechen…
Im nächsten Blog lest ihr…
● Kann nichts riechen kann nichts schmecken
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