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„Ja, ich bin Corona-positiv“

(FOTO: KOSMO/Helene Neuwirth)

Corona ist in aller Munde. Alle Medien berichten darüber und trotzdem fühlt es sich meilenweit entfernt an: Die anderen ja, aber ich nicht. Doch eine unserer KOSMO-Redakteurinnen ist tatsächlich an COVID-19 erkrankt und berichtet in drei Teilen von ihren Erfahrungen.

„Es kann uns alle treffen“ – Wie oft haben wir alle diesen Satz seit Ausbruch der Pandemie nun schon gehört? Beinahe bei jeder Pressekonferenz sagt ihn mindestens eines der Regierungsmitglieder. Ich weiß noch, wie oft ich dagesessen bin und zugehört habe wie unser Bundeskanzler oder unser Vize an die Bevölkerung appelliert hat: „Bitte halten Sie sich an die Maßnahmen. Schützen Sie sich, schützen Sie Ihre Liebsten, denn es kann uns alle treffen.“

Natürlich ist einem in diesem Augenblick bewusst, dass das neuartige Coronavirus tatsächlich jeden treffen kann. Und doch fühlt es sich irgendwie so entfernt an. So, als ob man zwar vielleicht über 100 Ecken jemanden kennen könnte, der tatsächlich daran erkrankt ist, aber auch gleichzeitig so, als ob es einen SELBST nicht erwischen würde… Und dieses Gefühl hält solange an, bis man selbst betroffen ist!

Ja, ich bin Corona-positiv!
Viele Menschen haben viele Fragen. Man liest viel in den Medien, aber auch diese Berichte – mögen sie auch noch so erschütternd sein – fühlen sich meilenweit entfernt an. Also werde ich, als hauptberufliche Journalistin, versuchen euch so nahe wie möglich bei meiner COVID-19-Erkrankung mitzunehmen. Und ich hoffe, dass dieser Beitrag zweierlei bewirkt: Zum einen soll er das Virus verständlicher und „greifbarer“ machen. Und zum anderen – und das ist mir persönlich sogar noch wichtiger – wird er hoffentlich auch noch die letzten Zweifler dazu bewegen zumindest ein BISSCHEN rücksichtsvoller gegenüber anderen Mitmenschen zu sein. Denn es ist nicht nur eine Floskel: Es kann uns wirklich alle treffen – das musste ich am eigenen Leib erfahren!

Wie alles begann…
Zunächst einmal: Ich weiß, dass euch vermutlich alle die gleichen Fragen interessieren, wie die meisten meiner Freunde und Bekannten: „Wie fühlt es sich an?/Welche Symptome hast du“, „Weißt du, wo du dich angesteckt hast?“ Und ich verspreche euch, das werde ich euch alles später noch ganz genau erzählen. Aber zunächst ist es wichtig, dass ihr versteht, wie es überhaupt dazu kommen konnte…

Also, bei mir begann alles am Freitag den 13., November (Bezeichnend ich weiß! Aber bitte an alle Abergläubischen unter euch: Bekommt jetzt nicht gleich einen Herzinfarkt!). An dem Tag bin ich – wie die ganze Woche davor auch schon – in die Arbeit gefahren. Doch diesmal hatte ich ziemliche Kopfschmerzen und etwas Husten. Hätte ich zu Hause bleiben sollen? Rückwirkend betrachtet: Auf jeden Fall! Aber seien wir uns ehrlich: Wie viele von euch sind auch schon öfters mit Kopfschmerzen und Husten arbeiten gegangen? Eben! Aber genau deshalb erzähle ich euch das! Denn auch das sind Corona-Symptome, es muss nicht immer Fieber sein! Und gerade jetzt in dieser Zeit sollte man nicht den Helden/die Heldin spielen und angeschlagen arbeiten gehen, denn man kann nie wissen was man hat!

„Kopfschmerzen und Husten. Auch das sind Corona-Symptome, es muss nicht immer Fieber sein!“

Jedenfalls, zurück zu diesem Tag: Ich brachte also äußerst unkonzentriert und schlapp meinen Arbeitstag zu Ende. Ja, ich war nicht nur abgelenkt von meinen Kopfschmerzen und meinem Husten, sondern auch extrem müde. Wie sich am Abend herausstellte, ging es meinem Freund ähnlich. Beim Fiebermessen zeigte sich dann: Leicht erhöhte Temperatur, beide. Wir beschlossen erstmal schlafen zu gehen und am nächsten Tag weiter zu schauen. Unsere Pläne fürs Wochenende haben wir vorsichtshalber einmal abgesagt. Gott sei Dank!

Am nächsten Tag war das Fieber weg. Und nachdem es bis zu Mittag auch nicht wiedergekommen war, beschlossen wir einen Termin bei einer Corona-Checkbox auszumachen. Der nächste freie Termin war Dienstag, der 17.11. um 15 Uhr. Ihr müsst bedenken: In Gedanken war das alles immer noch eine Vorsichtsmaßnahme, denn nicht im Traum hätte ich mir gedacht, dass mein Testergebnis tatsächlich positiv ausfallen wird. Vorsichtshalber kündigte ich meinem Arbeitgeber auch an, dass ich die nächsten Tage von daheim aus arbeiten werde. Ich kann nur wieder sagen: Zum Glück!

Die Corona-Checkbox
Auch die Tage bis Dienstag verliefen Fieberfrei und ähnlich wie eine Erkältung. Zu meinem Husten bekam ich noch Schnupfen dazu und die ganze Zeit über dachte ich mir: Ja eh klar, jeden November dasselbe. Und dann kam die Checkbox…

In Wien gibt es derzeit 4 Corona-Checkboxen: Eine im 10., in der Ludwig von Höhnelgasse, eine im 11. (Hakelgasse), eine im 22., in der Erzherzog-Karl-Straße und eine im 16., am Mildeplatz, cirka 10 Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt. Dort angekommen sieht man drei nebeneinander aufgereihte Container, eigentlich recht unspektakulär, und einen Mann, der kontrolliert ob und wann man einen Termin hat. Danach wartet man in einer nicht ganz so deutlich erkennbaren Schlange – alle mit Masken und halbwegs mit Sicherheitsabstand – bis man dran ist. Und das geht eigentlich recht schnell und pünktlich vonstatten.

Kaum hatte ich mich in der Checkbox hingesetzt, fuhr mir auch schon eine nette, etwas beleibte Dame mit einem dünnen Stäbchen bis zum Anschlag meiner Nase. Zugegebener Maßen war das ziemlich unangenehm, allerdings weniger wegen dem langen Stäbchen und seiner Position in meinem Nasenloch, sondern eher, weil die Dame offensichtlich versuchte auch noch das letzte bisschen Rotz daraus zu entfernen. Als sie damit fertig war, fragten mich zwei nette Herren nach meinen Personalien. Ich versuchte ihnen diese möglichst deutlich mitzuteilen. Das gestaltete sich jedoch etwas schwierig angesichts der Tatsache, dass ich mit meiner Maske auf quer durch den Container schreien musste. Kaum war ich fertig, teilte mir die Dame auch schon mit, dass mein Schnelltest positiv ausgefallen ist und wir noch einen weiteren Abstrich für einen sichereren PCR-Test nehmen müssen. Was danach passiert ist, verlief irgendwie im Schnelldurchlauf. Vom Arzt bekam ich einen Absonderungsbescheid.

Da mein Freund ebenfalls positiv getestet wurde, ging auch niemand von einem falschen Ergebnis des Schnelltests aus. Wir wurden sofort nach Hause geschickt. Komplett überrumpelt und mit leerem Rucksack machten wir uns auf den Rückweg – eigentlich wollten wir nach dem Test noch einkaufen gehen, da unser Kühlschrank bereits gähnend leer war. In meinem Kopf raste es den ganzen Heimweg lang: Wo habe ich mich angesteckt? Wie soll ich das jetzt meinen Eltern erklären? Oh Gott, wen habe ich alles gesehen seitdem ich ansteckend bin? Meine Arbeitskollegen!

Nachdem ich endlich die richtigen Worte gefunden hatte, schrieb ich meinen Arbeitskollegen in unsere WhatsApp Gruppe eine Nachricht. Wie zu erwarten war, brach daraufhin Chaos aus, welches alle jedoch sehr schnell wieder in den Griff bekamen. Innerhalb einer halben Stunde war alles auf Schiene und jeder hatte sich um seinen Corona-Test gekümmert: Einige riefen die 1450 an, einige fuhren zu den Teststraßen und einige gingen zu den Corona-Checkboxen. Für alle galt mit sofortiger Wirkung: Homeoffice und Selbstisolation. Und ich? Ich saß nur daheim auf meinem Sessel und fragte mich: Okay, ich habe Corona. Aber was heißt das jetzt genau? Wen habe ich möglicherweise angesteckt? Und was wird noch alles auf mich zukommen?

Im nächsten Blog lest ihr…
• „Wo hast du dich angesteckt?“
• Schamgefühl und Schuldbewusstsein
• Kann nichts riechen kann nichts schmecken
• Alle negativ außer du