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Käseprodukt

Käserei Gloggnitz: Serbe für 5 Tote zu 13 Monaten verurteilt

(FOTO: iStock/Gorodenkoff/arcady_31/Igor Ripak)
(FOTO: iStock/Gorodenkoff/arcady_31/Igor Ripak)

Ein Blick hinter die Kulissen der Käserei Gloggnitz in Niederösterreich hat das Gericht in Wiener Neustadt veranlasst. Der ehemaligen Geschäftsführer des Unternehmens wurde wegen grob fahrlässiger Tötung und mehrfacher schwerer Körperverletzung zu einer Haftstrafe von 13 Monaten verurteilt. Der Grund: In seinem „Kajmak“ – einem cremigen Käseprodukt – wurden tödliche Listerien gefunden.

Die Zeugenaussagen während des Prozesses, der im September 2023 begann, zeichneten ein düsteres Bild der Zustände in der Käserei: Ratten, Schwarzschimmel und ein unangenehmer Geruch waren nur einige der geschilderten Mängel. Zudem wurde offenbart, dass es keine Hygieneschulungen für die Mitarbeiter gab und Lieferfahrzeuge mangelhaft gekühlt waren.

Körperverletzung und Nötigung

Doch die Anklage gegen den aus Serbien stammenden Ex-Käsereichef, der seine Unschuld beteuert, wurde noch ausgeweitet. Die Staatsanwältin überraschte mit Vorwürfen der Untreue, Körperverletzung, versuchter Körperverletzung und Nötigung. „Er hat seine Frau im Büro am Körper verletzt, indem er sie grob am Hals gepackt und ihr eine Ohrfeige gegeben hat“, erklärte sie. Ein Video des Vorfalls vom 10. März 2023 wurde vorgespielt, auf dem eine laut schreiende Frau und ein wegstößender Mitarbeiter zu sehen waren. Der Angeklagte verteidigte sich: „Ich habe nicht auf sie eingeschlagen, ich habe sie gedrückt und vielleicht etwas fester angepackt an diesem Tag.“ Der Mitarbeiter, der als Zeuge aussagte, bestätigte: „Ich wurde dabei in keinster Weise verletzt.“

Konkurs

Ein weiterer Vorwurf betrifft den Konkurs der Käserei Gloggnitz. Der Ex-Chef soll Bargeld aus der Handkasse entwendet haben. Um das Verfahren nicht zu verzögern, wurden die neuen Vorwürfe ausgeschieden und sollen am 14. März verhandelt werden.

Ein Gutachter erklärte abschließend: „In den erkrankten Patienten wurde der gleiche Listerienstamm gefunden wie in der Käserei Gloggnitz. Es gibt keinen Zweifel, dass diese Stämme zusammengehören. Die Listerien können nur aus dieser Quelle stammen.“ Er fügte hinzu: „Wir sehen bei den vorliegenden Fällen nur die Spitze des Eisbergs. Es gab sicher viel mehr Erkrankungen, die unentdeckt blieben, weil sie milder verlaufen sind.“

Der Ex-Geschäftsführer zeigte in seinen Schlussworten Reue: „Das Tragischste an diesem Verfahren sind die Menschen, die jetzt nicht mehr unter uns leben. Unabhängig davon, ob ich Schuld daran trage, ist es das Ärgste, was passieren kann. Das tut mir unendlich leid.“ Er äußerte den Wunsch, dass das Verfahren schnell ein Ende finde und er sein Leben „redlich fortsetzen“ könne.

Neben der Haftstrafe von 13 Monaten wurde der ehemalige Käsereichef zu einer Zahlung von 25.000 Euro Schmerzengeld an drei Erkrankte verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.