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BANJA LUKA

Baby verschwindet nach Geburt in bosnischem Spital: „Wo ist meine Sara?“

Aleksandra und ihr Partner Мiloš suchen seit 3 Jahren nach ihrer kleinen Sara. (FOTO: iStockphoto, zVg.)

Ein Paar aus Bosnien ist verzweifelt. Ihre Tochter Sara ist seit ihrer Geburt verschwunden. Ärzte beteuern, dass sie tot sei – von ihrer Leiche bzw. ihrem Grab fehlt jedoch jede Spur.

Am 6. September 2018 brachte Aleksandra in der Universitätsklinik in Banja Luka ein kleines Mädchen zur Welt. Das Baby weinte während der Geburt nicht, aber der Mutter wurde mitgeteilt, dass alles in Ordnung sei. Dem Kleinkind soll die Speiseröhre sondiert worden sein und danach habe es ganz normal geweint. Währenddessen wurde Aleksandra in ein Krankenzimmer im dritten Stock verlegt. Ihre Tochter, die Sara heißen sollte, sah die junge Mutter nie wieder.

Die Ärzte gratulierten einstweilen Aleksandras Partner, Miloš die Geburt seiner Tochter. Sie sagten ihm, dass es viel Fruchtwasser gab und dass das Baby Wasser geschluckt habe. Der Geburtsarzt habe es jedoch mit einer Sonde entfernt. Ihm wurde außerdem gesagt, dass die Mutter und das Baby gesund seien und dass alles in Ordnung sei. Alexandra bat kurz nach ihrer Verlegung darum, das Baby zu sehen. Dies wurde ihr verwehrt. Auch Miloš sah die kleine Sara kein einziges Mal.

Als er am 8. September in der Apotheke Medikamente für Aleksandra kaufte, klingelte Miloš‘s Telefon. Eine unbekannte Stimme sagte ihm, dass ihr Baby an diesem Tag um 6 Uhr morgens gestorben sei. Die Todesursache wurde ihm nicht mitgeteilt.

Polizei und Staatsanwaltschaft weisen Anzeige ab
Aleksandra und Miloš, drei Jahre nachdem ihnen mitgeteilt wurde, dass ihr neugeborenes Kind zwei Tage nach der Geburt gestorben ist, sprechen zum ersten Mal öffentlich über alles. Sie warteten auf die Entscheidung der Bezirksstaatsanwaltschaft in Banja Luka. Aleksandra und Miloš erstatteten Anzeige wegen Kindsmordes bei der Polizei. Am 5. Oktober dieses Jahres erließ die Staatsanwaltschaft eine Anordnung, keine Ermittlungen durchzuführen.

„Auf Anordnung dieser Staatsanwaltschaft wurde eine fachkundige Untersuchung des Verlaufs von Aleksandras Schwangerschaft, der Geburt, ihrem Aufenthalt im UKC RS, sowie des Todes eines am 8. September 2018 verstorbenen Neugeborenen durchgeführt“, heißt es unter anderem in der Begründung der Verordnung über die Nichtuntersuchung des Falles. Die Staatsanwaltschaft erklärte in der Begründung, es bestehe keine Grundlage für den Verdacht einer Straftat.

In dieser Klinik in Banja Luka brachte Aleksandra die kleine Sara zur Welt. (FOTO: zVg.)

Ärztepfusch oder Kindsraub?
Alexandra und Miloš bezweifeln, dass im Krankenhaus alles glatt gelaufen ist. Für die Eltern kommen zwei Szenarien in Frage: entweder gab es Komplikationen bei der Geburt bzw. danach und die kleine Sara starb durch einen Ärztefehler, oder das Kind lebt und wurde ihnen geraubt.

Gegenüber „Guerilla Info“ erzählen die Beiden, dass ihnen während ihres Krankenhausaufenthalts widersprüchliche Informationen erhalten hat, die später nicht bestätigt wurden. Ihnen wurde gesagt, dass das Baby ohne unteren Darm und mit einem Lungen- sowie Herzfehler auf die Welt kam. Das Paar betonte jedoch, dass bei den regelmäßigen Kontrollen während der Schwangerschaft kein Problem festgestellt wurde. Aleksandra wurde lediglich wegen des Überschusses an Fruchtwasser zu einem Experten-Ultraschall geschickt.

Aleksandra sagt, die Ärzte hätten darüber diskutiert, sie nach Belgrad zu schicken, um dort das überschüssige Fruchtwasser entfernen zu lassen. Die Krankenhausbehandlung im Klinischen Zentrum Serbiens wurde von der Krankenkasse der Republika Srpska genehmigt. Kurz vor der Reise nach Belgrad, nach einem Ultraschall und einer Routineuntersuchung setzten die Wehen ein. Die Ärzte entschlossen sich, eine Frühgeburt per Kaiserschnitt durchzuführen. Sie sagen, dass das Baby mit 1800 Gramm geboren wurde, während der pathologische Befund besagt, dass das Baby 2200 Gramm wog.

Wo ist Saras Grab?
„Wir vermuten, dass unser Kind womöglich gar nicht tot ist, wir haben keine Beweise dafür“, sind sich Alexandra und Miloš einig. Die Beiden wissen bis heute nicht, wo das Kind begraben wurde. Ihnen wurde lediglich gesagt, dass Sara begraben wurde. Darüber wurden die Eltern jedoch weder informiert, noch haben sie ihre Zustimmung gegeben. Sie versuchen seit drei Jahren herauszufinden, wo das Baby begraben ist – allerdings erfolglos.

Angeblich wurde das Baby auf dem Friedhof in Pobrđe beigesetzt, aber die Firma Gradsko groblje kann ihnen keine Informationen über die Lage des Grabes geben. Mit der Erklärung, dass die Aufzeichnungen über die Beerdigung verloren gegangen seien – genau für den Monat, in dem ihr Baby beerdigt wurde.

In der Begründung der Anordnung, die Ermittlungen nicht durchzuführen, führt die Staatsanwaltschaft aus, sie habe eine Stellungnahme des Krankenhauses erhalten, wonach nach der Obduktion ein erfolgloser Versuch unternommen worden sei, die Familie über die Obduktion und die Absicht des Leichentransports zu informieren. Das Neugeborene soll am 11. September 2018 in die Leichenhalle transportiert worden sein. Die Beerdigung fand laut Staatsanwaltschaft am 8. Oktober 2018 statt.

„Ein Monat nach der Geburt und dem Tod des Babys wurde ein Paket und eine Gratulation zur Geburt eines Kindes an meine Adresse geschickt. Der Absender war das Kankenhaus“, erinnert sich Aleksandra. „Es ist unglaublich, dass sie uns auf dem Friedhof erzählen, dass es keine Aufzeichnungen über Beerdigungen für den Monat gäbe, in dem das Baby begraben wurde, und dass die Karten der Grabstätten verschwunden seien“, sagt Miloš.

Stadtfriedhof: „Beerdigung fand im Beisein der Familie statt“
In einem Antwortschreiben des Friedhofes von Banja Luka teilte diese der Staatsanwaltschaft mit, dass die Leiche des Babys am 11. September übernommen und am 8. Oktober 2018 im Beisein der Familie beigesetzt wurde. Das Krankenhaus beteuert außerdem, nach der Obduktion mehrfach versucht zu haben, die Eltern des Kindes zu erreichen. Da jedoch keine Antwort kam, wurde der Fall den zuständigen Behörden übergeben.

Aleksandras und Miloš‘s Rechtsanwalt, Dragan Tolimir, sagte gegenüber Gerila.info, dass er Einspruch gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft einlegen werde. „Die Eltern haben das Recht auf eine unabhängige Untersuchung und eine Exhumierung. Es ist unmöglich, dass der genaue Ort der Grabstätte unbekannt ist.“

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