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KLARTEXT: Warum ich nie mit einem Jugo zusammen sein könnte

(FOTO: iStockphoto)

Alena Lagavska spricht in ihrem Blog KLARTEXT über all die Dinge, die man sich nie in der Balkan-Community – und darüber hinaus – zu sagen traut.

Prahler, Poser und patriarchale Strukturen – Es gibt sie überall, aber ganz besonders am Balkan. Sätze wie „Meine Frau führt den Haushalt, ich bringe das Geld nach Hause“ oder „Frauen müssen sich schon stylen und hübsch aussehen“ habe ich in meinem Leben schon oft genug gehört. Und ganz ehrlich: Wieso sollte ich mit so jemandem zusammen sein wollen!?

Ich bin ein Kind zweier Welten – meine Mutter kommt aus Mazedonien, mein Vater aus Österreich. Mein ganzes Leben spielte und spielt sich zwischen diesen beiden Parallelkulturen ab. Immer wieder wurde ich mit den Aussagen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Verwandten, Freunden und Bekannten konfrontiert und diese haben nicht unbedingt nur positive Spuren hinterlassen!

Die Maxime nach der jede perfekte Balkan-Frau leben sollte: Heiraten, Kinder kriegen und den Haushalt führen. Ganz ehrlich, ich könnte kotzen! Sicher, an einer Familienplanung ist definitiv nichts auszusetzen. Auch ich plane, irgendwann eine Familie zu gründen, aber dann, wann ich will, und nicht, wann es mir die Kultur oder „besorgte“ männliche Erwachsene vorschreiben: „Jetzt solltest du aber echt langsam schauen, dass du heiratest. Du bist schon fast 30 und wie willst du dann noch Kinder kriegen?“

Hat man schon einen Freund, ist zumindest eine Hürde geschafft, aber auch dann wird einem mahnend eingetrichtert: „Du musst schauen, dass du deinen Mann glücklich machst.“ Und wie? Setz ein Lächeln auf, zieh dich schön an, halte das Haus sauber und lies deinem Auserwählten jeden Wunsch von den Lippen ab – Sorry, aber ich werde sicher nicht zu einem hübschen Heimchen, während mein Mann die Brötchen verdient.

Auch das Image, dass sich vermeintlich starke „Jugo-Männer“ selbst verpassen, weckt in mir eher den Wunsch ganz schnell das Weite zu suchen. Fette Flitzer, Marken statt Manieren, Geld statt Charakter und die Frauen in die Küche statt Karriere. Mein Lieblingssatz: „Wie, du kannst nicht kochen? Aber du bist doch eine Frau!“ Wie wäre es denn, wenn du für mich kochst oder wir gemeinsam kochen lernen?

Reden über Gefühle? Fehlanzeige! „Dafür hast du doch deine Freundinnen, und Männer reden nicht über ihre Emotionen.“ Und warum nicht? Sicherlich nicht, weil sie keine haben. Aber das Image des starken Mannes ist für viele Jugos nun mal wichtiger, als das Wohl der Beziehung. Schließlich könnte sonst jemand noch meinen, ‚da si peder‘ (‚dass du schwul bist‘). Danke, aber darauf kann ich gerne verzichten!

„Du musst schauen, dass du deinen Mann glücklich machst.“

Frauen in die Küche, Männer bringen das Geld nach Hause? Sicher nicht!
Und überhaupt: Was soll eigentlich dieser Ego-Trip mit dem „Männer müssen das Geld nach Hause bringen“?! Eine gute Freundin hat mir mal erzählt, dass ein Typ doch tatsächlich zu ihr meinte „Ich würde das nicht ertragen, wenn du irgendwann mal mehr Gehalt verdienst als ich.“ Solche Einstellungen sind mir echt ein Rätsel. Ist eine gleichwertige Partnerschaft nicht viel wichtiger, in der jeder sein eigenes Geld verdient und etwas zum gemeinsamen Leben beiträgt. Wieso müssen Balkan-Männer denn einen Schwanzvergleich mit ihrer eigenen Freundin machen?

Natürlich sind diese Aussagen alle sehr pauschalisierend, aber was meine persönlichen Erfahrungen, und die meiner Freunde und Bekannten angeht, auch sehr zutreffend. Mag sein, dass es viele Jugo-Männer gibt, die einfühlsam und emanzipiert sind, aber solange ich auf keinen treffe, bleibe ich bei meiner Meinung: Lieber kein Jugo-Freund für mich!