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Betreuungsreform

Kostenfalle für Familien“ – Streit um Kinderbetreuungspläne eskaliert

Fröhliche Kinder und Betreuer spielen mit buntem Spielzeug in lebhafter Indoor-Spielumgebung.
(Foto: Pexels)

Tirols Bildungslandesrätin Hagele treibt die Vereinheitlichung der Kinderbetreuung voran – mit einem Euro pro Stunde als möglichem Richtwert. Die Opposition wittert eine Kostenfalle für Familien.

Die Landesregierung in Tirol verfolgt konkrete Pläne für ein einheitliches Kinderbetreuungsangebot. Bildungslandesrätin Cornelia Hagele zeigt sich optimistisch, dass das Recht auf Kinderbildung und -betreuung noch vor der Landtagswahl 2027 verwirklicht werden kann. Sie betont dabei, dass Gemeinden mit bestehenden Gratis-Angeboten diese weiterhin beibehalten dürfen, während das übergeordnete Ziel in einer landesweiten Harmonisierung der Tarife liegt.

„Es ist aber nicht kostenfrei“, räumt Hagele ein und verweist darauf, dass die Umstellung für manche Familien teurer, für andere hingegen „viel billiger“ werden könnte. Als Orientierungswert nennt die Landesrätin etwa einen Euro pro Betreuungsstunde, wobei grundsätzlich nur die Nachmittagsbetreuung kostenpflichtig sein soll. Eine Ausnahme bildet der Kinderkrippenbereich, wo auch vormittags Gebühren anfallen – was in zahlreichen Gemeinden bereits jetzt der Fall ist und teilweise höhere Kosten verursacht.

Trotz leicht rückläufiger Geburtenzahlen hält Hagele am notwendigen Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur in Tirol fest.

Opposition warnt

Im Landtag formiert sich derweil Widerstand gegen diese Pläne. Die Opposition befürchtet, dass der Angebotsausbau letztlich zu Mehrbelastungen für Eltern führen könnte. „Von einer Vermittlung eines Betreuungsplatzes fehlt jede Spur. Jetzt droht sogar eine Verbitterung der Eltern, denn die Kinderbetreuung könnte in manchen Orten teurer und weniger werden“, warnt die grüne Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan.

Auch die Liste Fritz schließt sich der Kritik an und mahnt: „Kinderbetreuung darf für Eltern und Gemeinden nicht zur Kostenfalle werden.“ Die Oppositionsparteien sehen in den Regierungsplänen keine Verbesserung, sondern vielmehr eine drohende finanzielle Belastungswelle für Familien.

Große Preisunterschiede im Bundesland

Die aktuelle Tariflandschaft in Tirol ist von erheblichen Unterschieden zwischen den Gemeinden geprägt. In der Landeshauptstadt Innsbruck beispielsweise erhalten Kinder mit Hauptwohnsitz die Vormittagsbetreuung von 7:00 bis 13:00 Uhr kostenlos, während für die Nachmittagsbetreuung gestaffelte Tarife zwischen 30 und 60 Euro monatlich anfallen.

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Deutlich teurer wird es in Wörgl, wo Eltern ab September 2025 aufgrund einer 22-prozentigen Erhöhung rund 195 Euro für die Nachmittagsbetreuung zahlen müssen. In Hall in Tirol wiederum belaufen sich die wöchentlichen Kosten auf 63 Euro für das erste Kind, wenn die Betreuung über 14 Uhr hinausgeht. Besonders kostspielig sind Kinderkrippen, die dort je nach Stundenumfang zwischen 181,20 und 269 Euro monatlich kosten.

Rekordwerte erreicht

Die Statistik zeigt unterdessen Rekordwerte bei der Kinderbetreuung: Im Betreuungsjahr 2023/24 wurden mehr als 42.000 Kinder in entsprechenden Einrichtungen versorgt – so viele wie nie zuvor. Besonders deutlich steigt die Nachfrage bei Kindern unter zwei Jahren. Insgesamt sind 6460 Personen in diesem Sektor beschäftigt.

Die finanziellen Dimensionen sind beträchtlich: Ein Kinderkrippenplatz schlägt statistisch mit 12.850 Euro zu Buche, während ein Kindergartenplatz 6800 Euro und ein Hortplatz 6750 Euro kostet.

Ungeachtet der oppositionellen Bedenken hält die Landesregierung an ihrer Überzeugung fest, dass die angestrebte Tarifharmonisierung zu einer ausgewogenen Lösung für alle Beteiligten führen wird.