KARRIERE

Kristina Ilić: „Frau muss sich nur trauen”

Kristina Ilić beim Bundesheer: „Frau muss sich nur trauen” (FOTO: Igor Ripak)

Nachdem wir euch in den vergangenen Ausgaben Ivan Budims Weg zum Unteroffizier vorgestellt haben, begleiten wir ab dieser Ausgabe Kristina Ilić, die sich ein Jahr freiwillig beim Österreichischen Bundesheer verpflichtet hat.

Wir trafen Kristina bei einer zweitägigen Übung zur Einsatzart „Verteidigung” am Gelände der Benedek-Kaserne im burgenländischen Bruckneudorf. Als Gruppenkommandantin musste Ilić die Geländebeschaffenheit beurteilen und den Einsatz ihrer Soldaten zur Verteidigung des Gebietes koordinieren. Außerdem verbrachte ihre Gruppe die ganze Nacht im Freien und sicherte das Gebiet im Zuge eines Dienstrades. Die 26-Jährige meisterte das Training mit Bravour. Bis vor kurzem trug sie jedoch keine Uniform, Tarnschminke und keinen Helm, sondern typische Bürokleidung.

Neue berufliche Herausforderung
„Ich habe Logistik und Sales Management studiert und neben der Uni auch in beiden Bereichen seit meinem Studienbeginn gearbeitet. Die Privatwirtschaft hat mich allerdings nicht so ganz angezogen, weshalb ich einen anderen beruflichen Weg einschlagen wollte. Ich wollte viel aktiver und in der Natur sein, meine Leidenschaft für Sport – ich trainiere mein ganzes Leben schon Karate – aber auch mein Studium einbringen. Und wo geht das besser als beim Österreichischen Bundesheer?”, so Kristina, deren Vater serbische und Mutter kroatisch-bosnische Wurzeln hat.

Auf die Entscheidung, sich freiwillig ein Jahr beim Bundesheer zu verpflichten, reagierte Kristinas Umfeld sehr positiv. „Meine Familie und Freunde sind sehr stolz und haben es auch irgendwie erwartet, dass ich solch einen Weg einschlage”, fügte sie hinzu. Ihr jahrelanges Karatetraining und ihr schwarzer Gürtel fanden auch bei der Ausbildung ihren Einsatz. Bei einem Nahkampfkurs vor einigen Wochen konnte Kristina ihre Kampfsportkenntnisse unter Beweis stellen.

TRAUM: Die 26-Jährige strebt eine Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie an.

Großes Ziel: Militärakademie
Ihr freiwilliges Jahr begann im September 2020 und seither hat sie die Kaderanwärterausbildung 1 bereits erfolgreich durchlaufen. Seit Anfang Februar 2021 befindet sich Kristina im zweiten Teil der dreiteiligen Ausbildung, welche insgesamt sieben Monate dauert. „Damit werden wir auf die Militärakademie vorbereitet. Eine Aufnahme in die Akademie ist mein großes Ziel, allerdings liegt bis zu den Aufnahmeprüfungen Ende Juli bzw. Anfang August noch ein langer Weg vor mir”, zeigt sich die 26-Jährige motiviert.

Kristina als Gruppenkommandantin: bei einer zweitägigen Übung kommandierte sie ihre Soldaten. (FOTO: Igor Ripak)

Über ihre bisherigen Eindrücke beim Österreichischen Bundesheer könnte sie Bücher schreiben. Am meisten Gefallen fand Kristina an den facettenreichen Herausforderungen, welche ihr im bisherigen Berufsumfeld gefehlt haben. Auch der Disziplin könne sie viel abgewinnen, da sie sich selbst als ordentlichen und strukturierten Menschen beschreibt. „Dennoch war das Bundesheer eine Veränderung. Die wohl größte Umstellung war, dass ich nicht mehr regelmäßig zu Hause bin. Daran gewöhnt man sich aber sehr schnell. Auch das frühe Aufstehen, also Tagwache um 6 Uhr morgens und bereits ab 6.30 Uhr aktiv unterwegs sein, war zu Beginn eine Herausforderung für mich”, so Kristina.

„Meine Familie und Freunde sind sehr stolz und haben es auch erwartet, dass ich solch einen Weg einschlage.”

Kristina Ilić

„Einfach trauen und mutig sein”
Die Tatsache, dass in ihrer Gruppe hauptsächlich Männer sind, stört die 26-Jährige überhaupt nicht. „Insgesamt sind wir zwei Frauen in meiner Gruppe. Sowohl sie als auch ich wurden vom ersten Moment an von unseren männlichen Kameraden gut aufgenommen und gleichbehandelt. Man muss jedoch schon dazu sagen, dass man sich auch beweisen will, nahezu dieselbe Leistung an den Tag legen zu können wie die Kameraden, und die Motivation, die ich nach kleinen Erfolgen von meinen männlichen Kameraden erhalte, ist etwas sehr Schönes.”

Bis vor kurzem trug die 26-Jährige keine Uniform, Waffe und keinen Helm, sondern typische Bürokleidung. (FOTO: Igor Ripak)

Vor ihrer Verpflichtung spielte Kristina bereits seit längerem mit dem Gedanken, zum Bundesheer zu gehen. Davor war es ihr jedoch wichtig, das Studium abzuschließen, ehe sie sich dieser neuen Herausforderung stellte. „Vieles, was ich während meiner Studienzeit gelernt habe, kann ich jetzt umsetzen, wie zum Beispiel das Präsentieren vor einer Gruppe, wenn wir uns in der Rolle eines Gruppenkommandanten befinden.”

Die 26-Jährige rät allen, die Interesse an einer Karriere beim Bundesheer haben, sich einfach zu trauen und mutig zu sein. „Alles andere kommt mit der Ausbildung. Ich selbst bin auch erst am Anfang, aber Übung macht den Meister und man sieht stets Fortschritte in seiner Entwicklung, was mich persönlich immer wieder aufs Neue motiviert, mein Bestes zu geben.”