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INTERVIEW

Luka Marković: „Der serbische Dachverband war viel zu lange abgeschottet.“

Luka Marković: „Es ist äußerst wichtig, Menschen aus unserer Community mit den politischen Systemen in Österreich vertraut zu machen.“ (FOTO: KOSMO)

Haben Sie auch vor, den Dachverband gegenüber den anderen Communities außer der serbischen zu öffnen?
Natürlich ist es unsere Hauptaufgabe die serbischen Interessen zu vertreten und serbische Kultur zu pflegen aber wir müssen auch mit anderen zusammenarbeiten und nicht in unserem geschlossenen Kreis bleiben. Viele Communities arbeiten schon zusammen. Das Problem ist, dass sie das öffentlich nicht sagen wollen, weil sie versuchen, ihre Position auch unter Nationalisten zu bewahren. Das sollte aber nicht der Fall sein. Es ist ganz normal, dass wir alle als Bürger der Stadt Wien zusammenarbeiten. Wir sind alle Teil dieser Stadt. Nur durch eine offene Zusammenarbeit können wir uns gegenseitig, sowie die Position unserer Mitglieder in der Mehrheitsgesellschaft stärken. Daher ist eine Zusammenarbeit mit anderen Communities und der Stadt Wien für eine erfolgreiche Integration ausschlaggebend. Und eine erfolgreiche Integration geschieht nicht nur durch das Erlernen der deutschen Sprache, sondern durch die aktive gesellschaftliche Teilnahme. Diese Teilnahme kann nur stattfinden, wenn wir gegenüber anderen offen sind. Wir haben sehr gute Kooperationspartner, wie z. B. das Akzent Theater oder die Arbeiterkammer, aber uns hat es bisher immer am Inhalt gemangelt. Jetzt wollen wir unseres Programm so gestalten, dass es auch für andere zugänglich und verständlich ist. Ein Beispiel dafür wäre, dass wir für unsere Theaterstücke Übertitelung bereitstellen, sodass alle Menschen sie verstehen können. Apropos Abspaltung – viele serbische Vereine stehen untereinander im Wettkampf, anstatt sich dem Primärziel, nämlich der Pflege der serbischen Kultur zu widmen.

„Zusammenarbeit mit anderen Communities sowie mit der Stadt Wien ist für eine erfolgreiche Integration und ein produktives Zusammenleben ausschlaggebend.“

Heutzutage haben wir das Problem, dass viele Kinder, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind, nationalistisch sind und jede Gelegenheit nutzen, Parolen aus den 90-er Jahre zu skandieren. Können Vereine dem entgegenwirken und wäre das überhaupt die Aufgabe eines Vereines?
Natürlich sollen Vereine darauf reagieren. Der erste Schritt wäre, negatives nationalistisches Verhalten im eigenen Verein zu verbieten. Mitglieder unserer Vereine sollen sich auf die gemeinnützige Arbeit konzentrieren und wir werden sie dabei unterstützen. Außerdem sollten wir nicht zulassen, dass manche Einzelpersonen, die keine gute Arbeit hinter sich haben, Nationalismus als einziges Attribut nützen und dieses auch verbreiten, um die eigene Position in der Community zu stärken.

Viele Menschen aus unserer Community sind mehr mit der Balkan-Politik anstatt mit der österreichischen vertraut, sprich der Politik des Landes, in dem sie leben und ihre Kinder erziehen. Was kann gemacht werden, um diese Menschen mehr in die österreichische gesellschaftspolitische Angelegenheiten zu integrieren?
Es ist äußerst wichtig, Menschen aus unserer Community mit den politischen Systemen in Österreich vertraut zu machen. Das ermöglicht eben die aktive Teilnahme in der Mehrheitsgesellschaft. Es gibt viele Menschen, die sehr wohl Interesse für solche Themen haben, aber über zu wenig Wissen verfügen. Und es ist unsere Aufgabe, ihnen dieses Wissen zu ermitteln. Daher wollen wir, vor allem für junge Menschen, regelmäßig Treffen mit österreichischen Politikern organisieren und jegliche Vorurteile gegenüber der Politik brechen.