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Ausschreitungen

März-Pogrom im Kosovo: Ein Rückblick auf den 17. März 2004

(FOTO: EPA/VALDRIN XHEMAJ)
Britische KFOR-Truppen sichern das Gebäude der UN-Mission im Kosovo (UNMIK) in Pristina am 22.03.2004. (FOTO: EPA/VALDRIN XHEMAJ)

Am 17. März 2004 brach im Kosovo eine Gewaltwelle aus, die das Land erschütterte. Tausende von Kosovo-Albanern drangen in den serbisch kontrollierten Nordteil von Kosovska Mitrovica vor. Automatische Gewehre knallten, während serbische Häuser unter Beschuss gerieten.

Die Ausschreitungen von 2004, im Kosovo auch als März-Pogrom bekannt, sind in die Geschichte des Kosovo als eine der tragischsten und gewalttätigsten Episoden eingegangen, die sich am 17. März jenes Jahres entfalteten. An diesem Tag begann eine Welle von Unruhen und Gewalt, die über den März hinaus anhielt und schwerwiegende Auswirkungen auf die ethnischen Gemeinschaften im Kosovo hatte. Ausgelöst durch Spannungen zwischen Kosovo-Albanern und Kosovo-Serben, erreichte die Gewalt an diesem Tag ihren Höhepunkt in den Städten und Dörfern der Region.

16. März

Bereits am 16. März, einen Tag vor den Ereignissen, hatten Demonstrationen der sogenannten „war associations“ in vielen kosovo-albanisch besiedelten Städten im Kosovo stattgefunden. Diese Gruppen, bestehend aus ehemaligen UÇK-Kämpfern und ihren Unterstützern, protestierten gegen die Festnahme einiger ihrer Mitglieder wegen angeblicher Kriegsverbrechen. Diese Proteste schürten bereits eine Atmosphäre der Spannung und Unruhe im Kosovo.

17. März

Am 17. März, dem Tag des eigentlichen Ausbruchs der Gewalt, kam es zu einer Eskalation der Situation. In Kosovska Mitrovica, einer Stadt mit einer ethnischen Teilung zwischen Serben im Norden und Albanern im Süden, begannen Kosovo-Albaner auf den serbischen Teil der Stadt vorzudringen. Die KFOR, die internationale Friedenstruppe, versuchte die Lage zu kontrollieren, während bewaffnete Gruppen auf beiden Seiten aufeinander trafen. Schüsse fielen, Häuser wurden angegriffen, und sowohl Kosovo-Albaner als auch Kosovo-Serben wurden Opfer dieser Auseinandersetzungen.

Ethnische Spannungen

In anderen Teilen des Kosovo setzte sich die Gewalt fort. In Dörfern wie Čaglavica wurden Kosovo-Serben von albanischen Heckenschützen angegriffen. Kirchen und Häuser wurden niedergebrannt, während Tausende von Kosovo-Albanern durch die Region zogen.

Die Ereignisse des 17. März wurden von den Medien auf beiden Seiten stark aufgebauscht. Inmitten der Gewalt und Unruhen wurden fälschlicherweise Berichte verbreitet, die behaupteten, dass serbische Täter für den Tod von Kosovo-albanischen Kindern verantwortlich seien, die ertrunken seien. Spätere Untersuchungen ergaben jedoch, dass diese Berichte nicht der Realität entsprachen. Doch selbst während dieser Ausschreitungen blieben die genauen Umstände vieler Vorfälle unklar.

Der 17. März 2004 wird somit als ein dunkler Tag im Gedächtnis des Kosovo bleiben, geprägt von Gewalt, Zerstörung und tragischen Verlusten auf beiden Seiten. Die Ausschreitungen von 2004 hinterließen tiefe Wunden in der Gesellschaft des Kosovo und verdeutlichten die anhaltenden Spannungen und Herausforderungen auf dem Weg zu einem friedlichen Zusammenleben der ethnischen Gruppen in der Region.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.