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SPRACHENTWICKLUNG

Mehr Kindergartenpersonal für bessere Deutschförderung gefordert

Symbolfoto. FOTO: iStock/Lordn
Symbolfoto. FOTO: iStock/Lordn

Experten fordern mehr Fachkräfte in Bildungseinrichtungen, um die Sprachentwicklung von Kindern zu fördern. Sie betonen die Bedeutung von Mehrsprachigkeit und besserer pädagogischer Ausbildung.

Linguistin Verena Blaschitz von der Universität Wien sieht dringenden Handlungsbedarf im Fachkraft-Kind-Schlüssel in Bildungseinrichtungen. Aktuell ist das Verhältnis von pädagogischen Fachkräften zu Kindern unzureichend, was die gezielte Förderung der Sprachentwicklung erschwert. Blaschitz betont die Notwendigkeit von zusätzlichem Personal im Kindergarten, um besser auf die individuellen sprachlichen Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Für Volksschulen empfiehlt sie Teamteaching, bei dem eine der beiden Lehrpersonen idealerweise zweisprachig sein sollte. Dies würde den Deutschunterricht erheblich verbessern.

Ein operativer Ansatz wird ebenfalls infrage gestellt: Sollte der Zugang zu ganztägigen Bildungsangeboten wie verschränkten Ganztagsschulen oder Kindergärten wirklich von der Berufstätigkeit der Eltern abhängen? Diese Frage wirft Blaschitz auf, um mögliche Ungerechtigkeiten im Bildungssystems zu beleuchten.

Erfolgsmodell der Deutschförderung

Carina Schubert-Wachter, ehemalige Mitarbeiterin der Organisation „Teach For Austria“, hebt die Bedeutung einer hochwertigen Betreuung im Kindergarten für die Sprachentwicklung hervor. Zwei Jahre arbeitete sie in einem Wiener Kindergarten mit einem vielfältigen Team, das aus einer Pädagogin, einer Assistentin und einer Sprachförderkraft bestand. Diese intensive Betreuung bezeichnet Schubert-Wachter als „Luxus“, der bedeutende Fortschritte bei der Sprachentwicklung der Kinder ermöglichte. Trotz einer Gruppe mit großem sprachlichen Spektrum konnten schließlich alle Kinder erfolgreich in ihre Schulkarriere starten.

Neben der Personalausstattung war vor allem die Dauer des Kindergartenbesuchs entscheidend. Kinder, die bereits die Kleinkindgruppe besucht hatten, konnten schneller Deutsch lernen. Auch bei den halbtags betreuten Kindern zeigten individuelle Sprachspiele Wirkung. „Mehr Zeit mit der Sprache ist entscheidend“, fasst Schubert-Wachter zusammen.

Mehrsprachigkeit erforderlich

Blaschitz unterstreicht die Bedeutung, die Sprachenvielfalt von Kindern als wertvolle Ressource anzuerkennen. Zudem fordert sie, dass die Ausbildung von elementarpädagogischem Personal stärker auf die Themen Sprachförderung und Mehrsprachigkeit ausgerichtet ist. Langfristig müsse diese Ausbildung an Hochschulen integriert werden, damit auch Lehrer umfassender geschult sind.

Ein weiteres Problemfeld sieht Blaschitz im MIKA-D-Test, der den Status außerordentlicher Schüler in Wien bestimmt. Der Test liefert laut Blaschitz keine verlässlichen Ergebnisse über die Deutschkenntnisse der Kinder. Vielmehr misst er den aktiven Alltagswortschatz anstatt der notwendigen passiven Bildungssprachkompetenzen. „MIKA-D misst nicht, was er zu messen vorgib“, kritisiert Blaschitz. Dies führe zu einer fragwürdigen Datenbasis hinsichtlich der Fördernotwendigkeit.