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KUNST

Mobiler Wasserbrunnen in Brustform für Wiener Arbeiterstrich

Wasserbrunnen Milan Mijalkovic
Der mobile Wasserbrunnen wird acht Tage lang ab 7.30 Uhr zwischen der Triester Straße, der Herbststraße und der Brünner Straße verkehren. (Foto: Facebook/Milan Mijalkovic)

Ein Kaltwasserbrunnen versorgt den Wiener Arbeiterstrich mit Wasser. Mit einem ungewöhnlichen Werk möchte der Künstler Milan Mijalkovic auf die Situation der Betroffenen aufmerksam machen.

Der Architekt und Künstler Milan Mijalkovic, mit mazedonischen Wurzeln, lebt und arbeitet seit 2001 in Wien. Zu Beginn seines Studiums lernte auch er den österreichischen Schwarzarbeitermarkt kennen. (KOSMO hat über den Arbeiterstrich an der Triesterstraße berichtet). Mijalkovic musste, um sich das Leben in seiner neuen Heimat zu finanzieren, solchen Jobs nachgehen. Mit seinen Kunstwerken macht Mijalkovic auf die Situation der Betroffenen aufmerksam.

2016 entstand die „Arbeitsstrich-Sammlung“, eine Reihe von Alben, die heimlich aufgenommene Fotos einzelner Schwarzarbeiter von ihren Einsatzorten versammelten. Im gleichen Jahr nahm Mijalkovic an einer Gruppenausstellung im frei_raum Q21 zum 50-jährigen Jubiläum des Gastarbeiter-Abkommens zwischen Österreich und der Republik Jugoslawien teil. Auf Sockeln positionierte er vor den Eingängen zwei Schwarzarbeiter, die das Eintreffen des damaligen Außen- und Integrationsministers abwarteten und von denen einer Sebastian Kurz schließlich die Hand schüttelte.

Die Wiener Maria
Seine neuste Schöpfung ist eine weibliche Brust, mit einem Durchmesser von zwei Metern und einer porzellanartigen Oberfläche. Grundüberlegung für seine neue Aktion, „Die Wiener Maria“, ist, so sagt es Mijalkovic selbst, die Frage: „Welche anerkennende Geste bringt jeder von uns denjenigen, die für ihn arbeiten, entgegen?“. Das Glas Wasser als existentieller Minimalkonsens wird hier zum mobilen Brunnen. Auf seiner Homepage erklärt der Künster sein Werk: „Die weibliche, entblößte Brust steht für Verletzlichkeit und gegenseitige Abhängigkeit zugleich“, so Milan Mijalkovic.

Die Wiener Maria
„Die Wiener Maria“ (Foto: Milan Mijalkovic)

Fatale Arbeitsbedingungen
„Schwarzarbeiter, Schwarzarbeiter, kriegst ein Wasser“, hat Mijalkovic in einzelnen Buchstaben an einer Seite des LKWs anbringen lassen. Das Versprechen umrahmen Auszüge aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. „Jeder hat das Recht auf Arbeit und freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen“, lautet der erste Satz. Mit dem Riesenbusen möchte der 36-Jährige auf die Umstände der Männer, die aus Bulgarien, Rumänien, Polen, Ungarn, der Ukraine und dem Kosovo zum Arbeiten nach Österreich kommen, aufzeigen. An der Triester Straße warten sie täglich zu Dutzenden darauf, abgeholt und zu einer Baustelle im Umland gefahren zu werden. Sie haben kein Recht auf Entlohnung, sind weder sozial- noch kranken- oder unfallversichert.