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„BACK TO LIVE“-KONZERT

Musikfestival mit 1.500 Leuten mitten während Corona – und das legal! Wie ist das möglich?

(FOTOS: zVg.)

Am 20. März 2021 wurde in einer niederländischen Kleinstadt ein riesiges Musikfestival mit 1.500 Teilnehmern veranstaltet. Und das war legal.

„Back to Live“ – unter diesem Motto fand am 20. März 2021 im niederländischen Biddinghuizen zum ersten Mal seit August 2019 ein Musikfestival statt. 1.500 Leute durften zu dem Konzert auf das Festivalgelände, ohne Masken, ohne Sicherheitsabstand und das legal! Doch wie ist das möglich? Das sogenannte „Back to Live“-Experiment ist eine Initiative der niederländischen Partyindustrie und der Regierung. So sollte getestet werden, ob es trotz COVID-19 möglich ist, ein Live-Event sicher durchzuführen.

Die Vorbereitungen für das Festival begannen schon zwei Tage vor dem eigentlichen Konzert: Alle 1.500 Teilnehmer des Konzerts wurden bereist 48 Stunden vor Betreten des Geländes auf das Coronavirus getestet. Direkt vor dem Konzert wurden vom Veranstalter nochmals 150 Schnelltests bei zufällig ausgewählten Personen durchgeführt. 26 Menschen wurden positiv getestet und wurden sofort in Quarantäne geschickt, der Rest durfte rein.

Auf dem Festivalgelände gab es dann für jeden Teilnehmer einen Bewegungs-Tracker, den man verpflichtend bei sich tragen musste. Außerdem mussten alle eine zusätzliche Tracking-App herunterladen, damit ihre Bewegungen und Kontakte mit anderen Menschen genau aufgezeichnet werden konnten.

Für die Teilnehmer ist das „Back to Live“ die erste größere und legale Party seit über einem Jahr. In den Niederlanden ist die Lockdown-Situation ähnlich wie bei uns in Österreich: Seit 15. Dezember sind alle Geschäfte geschlossen, die nicht systemrelevant sind. Seit Ende Januar gibt es außerdem eine landesweite Ausgangssperre ab 21 Uhr. Bars und Restaurants sind seit Mitte Oktober zu. Eine der Konzertbesucherinnen, die 26-jährige Jessica, erzählt gegenüber VICE, dass die Langeweile des monatelangen Lockdowns in den Niederlanden sie richtig fertig mache: „Man weiß nicht wohin mit der ganzen Energie, das ist total frustrierend.“ Etwas, das ihr vermutlich viele Menschen nachfühlen können.

Ohne Abstand und Masken feierten die Besucher des „Back to Live“-Konzerts (FOTO: zVg.)

Doch für einen Tag können Jessica und die anderen Festivalbesucher die ganze Pandemie und alles um sich herum vergessen: Kellnerinnen verteilen in pinken Outfits kleine Schnäpse ans Publikum. Der niederländische Rapper Gotu Jum reicht den Fans in der ersten Reihe eine Flasche Champagner, aus der alle der Reihe nach unbekümmert trinken. Der Schauspieler und Rapper Bilal Wahib betritt die Bühne und fordert das Publikum sofort auf, sich zu umarmen. Ein Typ zündet sich drei Zigaretten auf einmal an und verteilt sie an seine Freunde. Andere schieben sich direkt auf der Tanzfläche ihre Zungen gegenseitig in den Rachen. Insgesamt herrscht in der Menge ein gesundes, spaßiges Chaos, wie der VICE-Reporter die Lage vor Ort schildert.

Forscher untersuchen Festivals als mögliches Superspreader-Event
Die große Frage, die die Forscher bei dem Experiment beantworten wollten: Wie wahrscheinlich ist es, dass ein potenzieller „Patient Null“ ein harmloses Zusammenkommen in ein tödliches Superspreader-Event verwandelt?

Dazu beobachteten die Wissenschaftler, wie die Menge sich bewegt und miteinander interagiert und schlussendlich, ob sie sich mit dem Coronavirus anstecken. Um den letzten Punkt zu untersuchen wurden alle Festivalteilnehmer am 25. und 26. März erneut auf Corona getestet. Man darf also gespannt sein, was dieses eintägige Festival voller Ausgelassenheit am Ende mit sich bringen wird. Eines ist jedoch klar: Für die Teilnehmer war es auf jeden Fall eine Art Flucht und Vergessen vor einem traumatischen Jahr voller Langeweile.

Quellen und Links: