Die Alpenrepublik hatte schon immer ein spezielles Verhältnis zum Glücksspiel. Hier baute ein ehemaliger Wirtschaftsberater von Bundeskanzler Klaus einen weltweit agierenden staatlichen Glücksspielkonzern auf. Gleichzeitig stieg ein privater Hersteller von Spielautomaten zu einem weltweit führenden Konzern auf. In diesem Umfeld entwickelte sich Österreich daneben auch noch zum Poker-Hotspot Europas.

Dies war auf eine Gesetzeslücke zurückzuführen, die es privaten Betreibern ermöglichte, Poker-Casinos mithilfe einer Gewerbeberechtigung zu führen. Der Staat förderte sogar die Ausbildung der Pokerdealer mit staatlichen Hilfen, während der damalige staatliche dominierte Konzern Casinos Austria diese unerwünschte Konkurrenz ebenso bekämpfte wie das Finanzministerium.
Die Übernahmekämpfe sind beendet
Doch mittlerweile wurden viele dieser seltsam erscheinenden Entwicklungen geradegerückt. Österreich. Eine Reform des österreichischen Glücksspielgesetzes erklärte Poker zum Glücksspiel und führte so nach einer Übergangsfrist von vier Jahren zur Schließung aller privat betriebenen Poker-Casinos. Seither ist das Spiel nur noch in den Spielbanken der Casinos Austria zu finden.
Gleichzeitig vollzog sich ein massiver Umbruch im Markt, der dazu führte, dass aus dem ehemals staatlich dominierten Konzert Casinos Austria ein privates Unternehmen aus Tschechien geworden ist.
Der Finanzminister löste einen Dominoeffekt aus
Diese Entwicklung begann einst unter dem ehemaligen österreichischen Finanzminister Hans Jörg Schelling. Dieser kündigte öffentlich an, die Mehrheit über die Casinos Austria übernehmen zu wollen und bereitete ein Übernahmeangebot für die Anteile privater Aktieninhaber an.
Doch der Politiker hatte nicht damit gerechnet, was er damit auslösen würde. Denn plötzlich befand sich der Staat mitten in einem Übernahmekampf, bei dem die privaten Konzerne die besseren finanziellen Karten in der Hand zu halten schienen.
Nicht nur der heimische Spielautomatenhersteller Novomatic, sondern auch die tschechische Sazka-Gruppe interessierte sich für die Casinos Austria. Doch als der Politik die Zügel bereits aus der Hand zu gleiten schienen, platzte der Skandal um die Postenvergabe bei dem Konzern Casag und stellte die Weichen neu.
Novomatic gibt auf
Die Novomatic verlor das Interesse am heimischen Glücksspielmarkt und kündigte sichtlich frustriert an, sich aus Österreich zurückziehen zu wollen. Die logische Konsequenz war der Verkauf der Casinos-Austria-Anteile an den Mitbieter Sazka und die Übernahme der Mehrheit der Tschechen an dem ehemals heimischen Vorzeigekonzern. Doch dabei sollte es nicht bleiben.
Die Novomatic, die weltweit zu den bekanntesten Herstellern von Slots zählt, agiert in Österreich nicht nur als Hersteller, sondern auch als Betreiber. Eine der bekanntesten Marken ist zweifellos die Sportwettenkette Admiral. Diese ist im österreichischen Sport sehr präsent, schließlich sponsert Admiral auch den heimischen Fußball.
Doch der Rückzug der Novomatic aus ihrer Heimat scheint vollständig zu sein, denn in jüngster Vergangenheit hat der Konzern angekündigt, diese Marke zu verkaufen. Novomatic hat offenbar die endlosen Diskussionen in Österreich rund um seine Geschäftstätigkeit satt und möchte sich laut eigenen Angaben zukünftig ausschließlich auf sein internationales Geschäft konzentrieren. Das gibt den laufenden Entwicklungen im heimischen Glücksspielmarkt einen neuen Drive. Der Deal könnte lediglich der Vorbote weiterer Veränderungen sein.
Tipico kommt nach Österreich
Schließlich erhält Admiral einen prominenten Käufer. Es handelt sich um den deutschen Sportwetten-Anbieter Tipico. Damit endet eine Ära, schließlich war die Novomatic noch vor einigen Jahren einer der größten Player am heimischen Markt. So hielt der Konzern, der erst im Jahr 1980 gegründet worden war, 17 Prozent an den Casinos Austria und unterhielt gleichzeitig mehr als 200 Spiellokale und Sportsbars im Land.
Der Deal mit Tipico ist zunächst nur verkündet, jedoch bislang nicht unter Dach und Fach. Dabei fehlt noch die Zustimmung der Kartellbehörden, die Zuständigkeit dafür liegt bei der EU-Kommission.
Für die Novomatic fällt damit zukünftig der Ärger am heimischen Markt weg. Das Unternehmen ist mittlerweile in rund 50 Ländern weltweit tätig und beschäftigt mehr als 25.000 Mitarbeiter. Der österreichische Markt war schon bisher vernachlässigbar und trug lediglich wenige Prozente zum Jahresumsatz von mehr als 3 Milliarden Euro bei. Für den voraussichtlich neuen Eigentümer Tipico ergeben sich jedoch neue Wachstumschancen im Land. Schließlich war das Unternehmen bisher in Österreich lediglich online tätig.
Ein neuer Konkurrent für die Casag?
Sportwetten sind in Österreich auch von privaten Anbietern möglich, das gilt jedoch nicht für Glücksspiele. Trotzdem ist der Online-Markt auch in Österreich weitverbreitet. Der Marktanteil beläuft sich laut Schätzungen von Experten auf mindestens 50 Prozent. Das liegt auch an der fehlenden Regulierung des Staates. Ein Online-Casino mit Sofortüberweisung auf Casino.org bezahlt zwar zumeist Steuern im Land, dürfte aber seine Dienste nicht anbieten.
Das sehen die Betreiber allerdings anders, sie verweisen gerne auf die Dienstleistungsfreiheit der EU, die Inhabern ermöglicht, mit Lizenzen aus anderen EU-Ländern auf dem gesamten Gebiet der EU zu agieren. Doch der Staat steht auf dem Standpunkt, hierzulande sind Casinospiele ohne Lizenz verboten. Das könnte erst eine weitere, seit Jahren anstehende Reform des österreichischen Glücksspielgesetzes, ändern.
Tipico hingegen erweitert sein Kerngeschäft im Netz jetzt auch um stationäre Lokale. Dort werden die Kunden nicht nur Sportwetten, sondern auch das sogenannte kleine Automatenglücksspiel finden. Dieses zu gestatten, liegt weiterhin in der Kompetenz der jeweiligen Bundesländer und ist vielen weiterhin erlaubt.
Möglich, dass diesem Schritt auch eine Bewerbung um die demnächst startende Ausschreibung der Casinolizenzen und Online-Lizenz folgt. Diese befinden sich vorerst alle in der Hand der Casinos Austria, laufen jedoch ab dem Jahr 2025 aus. Angesichts der langen Vorlaufzeiten könnte die Vergabe bis zu zwei Jahre dauern, das bedeutet, dass es bald zu einem Bieterwettkampf um die Casinostandorte im Land kommen könnte.
Profiteur des Admiral-Deals ist jedenfalls der österreichische Fußball. Schon jetzt besitzt Admiral Sponsoringverträge mit dem österreichischen Fußball-Nationalmannschaft und der Bundesliga. Damit hätte Tipico neben der Deutschen Fußball-Bundesliga bald auch den heimischen Sport Nummer 1 in seiner Hand.
*Hierbei handelt es sich um eine entgeltliche Einschaltung.
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