1986, ein Jahr, das in die Geschichtsbücher einging, nicht nur durch die Katastrophe von Tschernobyl oder kulturelle Ikonen wie Madonna und Maradona, sondern auch für Zeng Zhiying, eine herausragende chinesische Tischtennisspielerin, die damals ihre Karriere unerwartet beendete.

Die Regeländerung, die den Einsatz zweifarbiger Schläger vorschrieb und somit das Spiel transparenter machte, traf Zeng hart. „Diese Regel hat mein Spiel zerstört“, erinnerte sie sich in einem Interview mit dem „Guardian“. Die Entscheidung, von eintönigen zu zweifarbigen Schlägern zu wechseln, entzog ihr die Grundlage ihrer Stärke und Strategie, was ihre Entscheidung, den Sport aufzugeben, maßgeblich beeinflusste.
Neues Kapitel im fernen Chile
Jahre nach ihrem Rücktritt fand Zeng im fernen Chile nicht nur eine neue Heimat, sondern auch zu ihrem einstigen Lebensinhalt zurück. Ursprünglich war es ein chinesischer Trainer, der Zeng im Jahr 1989 eine Chance gab, indem er ihr eine Stelle als Nachwuchstrainerin in Iquique, einer Stadt im äußersten Norden Chiles, vermittelte. Sie nahm einen westlichen Namen an und wurde fortan als Tania bekannt. Doch das Schicksal hatte offensichtlich mehr als nur ein neues berufliches Leben für sie vorgesehen.
Späte Triumphrückkehr
Ein Virus, das die Welt in Atem hielt, brachte nicht nur Unglück. Während des strikten Lockdowns in Chile, als eine stille Einsamkeit das Land umfing, entflammte in Zeng erneut die Leidenschaft für Tischtennis. Ein einfacher Tischtennistisch wurde zum Fenster in eine Welt, in der sie einst zu den Besten gehörte. Diese neu entdeckte Leidenschaft führte sie schließlich zu lokalen Turnieren, wo sie ihre unangefochtene Dominanz demonstrierte – sie gewann jede Auseinandersetzung, als wäre sie nie weg gewesen.
An der Spitze der Tischtennisrangliste
Ihre außergewöhnliche Leistung auf nationaler Ebene führte Zeng an die Spitze der chilenischen Tischtennisrangliste. Die ehemalige Profispielerin, nun 58, fand sich plötzlich in der Position wieder, ihr Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten – ein Gedanke, der ihr Jahre zuvor fernlag. Die täglichen drei Stunden Training zeugen von ihrem Engagement und ihrer Hingabe, trotz der körperlichen Herausforderungen, die das Alter mit sich bringt. „Wenn du jung bist, tut dir nichts weh. Jetzt schmerzt mir die Schulter, wenn ich zu lange spiele“, gibt Zeng zu.
In Chile bekannt als Tia Tania, hat sie die Herzen der Menschen nicht nur durch ihre sportlichen Leistungen, sondern auch durch ihre inspirierende Lebensgeschichte gewonnen. Ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen, die sie erst im Mai durch die Qualifikation sicherte, ist nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern auch ein Sieg des unerschütterlichen Geistes. „In meinem Alter muss man mit Freude spielen, nicht mit Angst“, sagt sie, bevor sie in Paris die wohl größte Bühne betritt, die der Sport zu bieten hat.
Zeng Zhiying, die ehemals ihre Träume in China zurücklassen musste, hat sie in Chile verwirklicht.

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