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Drogenmafia

Ottakring als Kriegszone: Wie kolumbianische Killer Balkan-Bosse jagten – „Dann tötet sie alle

Ottakringer Straße
FOTO: Google Maps- Screenshot

Unter dem Auto tickte die Bombe, doch die Batterie war zu schwach. In Wien-Ottakring warteten Killer mit schallgedämpften Pistolen – der Balkan-Mafia-Krieg erreichte Österreich.

Im Jänner 2020 entging ein Mitglied des Kavac-Clans (montenegrinische kriminelle Organisation) nur durch einen technischen Defekt dem sicheren Tod. Sicherheitsbehörden zufolge war unter seinem Fahrzeug ein Sprengsatz montiert worden, der beim Einsteigen detonieren sollte. Dass der Anschlag scheiterte, lag einzig an der zu schwachen Batterie des Zündmechanismus.

Nur wenige Wochen später folgte der nächste Mordversuch auf hochrangige Mitglieder des Kavac-Clans in einem Restaurant in Wien-Ottakring. Für diesen Anschlag reisten eigens Auftragskiller per Flugzeug nach Wien. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um Kolumbianer handelte, die die Nebenstraße observierten und mit schallgedämpften Pistolen bewaffnet waren. Auch dieser Anschlag misslang – offenbar wegen Kommunikationsproblemen mit einem serbischen Übersetzer, der den Kolumbianern Anweisungen geben sollte. Durch die Verzögerung konnte das Zielobjekt das Lokal unbehelligt verlassen.

Die Skrupellosigkeit der Auftraggeber zeigt sich in ihrer Reaktion auf Bedenken der Killer. Als diese über die Messaging-App mitteilten, dass sich zu viele Menschen um das Ziel befänden, lautete die kaltblütige Antwort: „Dann tötet sie alle.“

Tödliches Nachspiel

Das Nachspiel für die gescheiterten Attentäter war tödlich. Laut Bundeskriminalamt wurden beide verdächtigen Kolumbianer später von Mitgliedern des Kavac-Clans aufgespürt und liquidiert. Eine Interpol-Mitteilung, wonach einer der Männer in seiner Heimat an einer Pestizidvergiftung gestorben sei, halten die Ermittler für unglaubwürdig.

Die Aufdeckung dieser Mordpläne wäre ohne Zugang zur verschlüsselten Sky-App (kryptografische Kommunikationsplattform) nie möglich gewesen. Durch die Entschlüsselung der Crypto-Chats konnten die Beamten des österreichischen Bundeskriminalamts ein dichtes kriminelles Netzwerk aufdecken. Die Ermittlungen brachten nicht nur ans Licht, dass in den vergangenen Jahren mindestens 36 Tonnen Drogen nach und durch Österreich geschleust wurden – mit einem Gewinn von mindestens 86 Millionen Euro –, sondern auch, dass zwei montenegrinische Clans tief im heimischen Drogenhandel verwurzelt sind.

Mafia-Treffpunkt Ottakring

Das serbische Restaurant in einer Nebenstraße in Ottakring, Teil einer bekannten Restaurantkette mit traditioneller Balkanküche, steht schon länger im Fokus der Ermittler – nicht wegen seiner Köstlichkeiten, sondern als Treffpunkt der serbisch-montenegrinischen Drogenmafia. Bei einer Razzia in einem anderen Lokal derselben Kette hatten Polizisten vor einigen Jahren Kokain und Marihuana im Kilogrammbereich sowie ein AK-47-Sturmgewehr und zwei Pistolen sichergestellt.

Die geplanten Morde in dem Wiener Lokal im Jahr 2020, die vermutlich Mitglieder montenegrinischer Clans treffen sollten, wurden letztlich nur durch die Unfähigkeit der Attentäter vereitelt.

Die brutalen Mordpläne kamen erst durch die Auswertung verschlüsselter Kommunikation ans Licht.