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Trendprognose

Politisches Beben in Wien: SPÖ hält Spitze, FPÖ verdreifacht Stimmen, Strache enttäuscht

FOTO: Stadt Wien/Christian Jobst
FOTO: Stadt Wien/Christian Jobst

Politisches Beben in Wien: Die SPÖ bleibt trotz Verlusten stärkste Kraft, während die FPÖ ihren Stimmenanteil mehr als verdreifacht und zur zweitstärksten Partei aufsteigt.

Nach Schließung aller 1.504 Wahllokale in Wien liegen die ersten Trendprognosen zur Landtags- und Gemeinderatswahl vor. Die von Peter Hajek und Foresight erstellte Analyse, die auf 3.600 Interviews basiert, sieht die SPÖ unter Bürgermeister Michael Ludwig mit etwa 37 Prozent als stärkste Kraft – allerdings mit deutlichen Einbußen gegenüber dem Ergebnis von 2020.

Als klarer Gewinner der Wahl zeichnet sich die FPÖ unter Dominik Nepp ab, die auf prognostizierte 23,5 Prozent kommt. Die Grünen erreichen voraussichtlich 12,5 Prozent und liegen damit vor der ÖVP, die mit etwa 11,5 Prozent ihr Ergebnis aus der letzten Wahl nicht halten kann. Die Neos müssen mit 8,5 Prozent um ihre Position in einer möglichen Fortsetzung der Koalition mit der SPÖ bangen. Für Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache endet der Wahlgang mit lediglich 1,5 Prozent enttäuschend, während die KPÖ im Bündnis mit LINKS auf etwa 4 Prozent geschätzt wird.

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Vergleich zu 2020

Bei der vorangegangenen Wahl im Jahr 2020, die unter Corona-Bedingungen stattfand, hatte die SPÖ noch 41,6 Prozent der Stimmen für sich verbuchen können. Die ÖVP erreichte damals unter Gernot Blümel 20,4 Prozent, während die Grünen trotz eines Zuwachses auf 14,8 Prozent aus der Stadtregierung ausschieden. Die Neos stellten in der ablaufenden Legislaturperiode den Vizebürgermeister.

Die FPÖ war in Folge der Ibiza-Affäre auf 7,1 Prozent abgestürzt, und auch Heinz-Christian Strache verfehlte mit 3,3 Prozent den Einzug in den Gemeinderat.

Wählerwanderung und Koalitionsoptionen

Die deutliche Stimmenverschiebung zwischen den Parteien spiegelt erhebliche Wählerbewegungen wider: Erste Analysen zeigen, dass viele frühere ÖVP-Wählerinnen und -Wähler diesmal der FPÖ ihre Stimme gaben, was den drastischen Anstieg der Freiheitlichen und den simultanen Rückgang der Volkspartei erklärt. Die SPÖ verlor hingegen vorwiegend Stimmen an Nichtwähler sowie an das grüne und linke Spektrum.

Für Bürgermeister Michael Ludwig, der eine Zusammenarbeit mit der FPÖ weiterhin kategorisch ausschließt, bieten sich dennoch mehrere Optionen zur Regierungsbildung. Die Fortsetzung der rot-pinken Stadtregierung mit den NEOS wäre laut aktuellen Prognosen knapp möglich. Alternativ könnte die SPÖ auch mit den Grünen koalieren oder – bei entsprechender Mandatsmehrheit – ein Bündnis mit der ÖVP eingehen.

Weitere Auszählungen

Die erste Hochrechnung wird gegen 18.00 Uhr bzw. 18.30 Uhr erwartet, sobald die Wahlbehörden erste ausgezählte Sprengel gemeldet haben. Die statistische Schwankungsbreite wird dann nur noch bei ±1,5 Prozent liegen. Im Laufe des Abends werden die Prognosen kontinuierlich präzisiert, wobei die letzte Hochrechnung am Wahlsonntag voraussichtlich eine Schwankungsbreite von nur noch ±0,3 Prozent aufweisen wird.

Eine Wahlrechtsänderung ermöglicht die Auszählung des Großteils der Briefwahlstimmen bereits am Wahltag selbst, was allerdings zu zeitlichen Verzögerungen führt.

Mit einem vorläufigen Endergebnis ist nicht vor 21 Uhr zu rechnen. Dieses wird von Stadtwahlleiter Stadtrat Jürgen Czernohorszky im Rathaus verkündet werden. Die vom ORF veröffentlichten Foresight-Hochrechnungen prognostizieren bereits das für Montag erwartete Endergebnis inklusive aller Wahlkarten, wobei geringfügige Abweichungen zwischen den im Fernsehen und im Rathaus kommunizierten Zahlen möglich sind.

Ab 21 Uhr rücken auch die Bezirksvertretungswahlen in den Fokus, für die eigene Hochrechnungen erstellt werden.

In einigen als „Battlegrounds“ bezeichneten Bezirken könnten sich dabei Veränderungen in den politischen Mehrheitsverhältnissen ergeben.