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Serbien

Proteste in Belgrad: Neue Beweise zum Einsatz von „Schallkanonen“ aufgetaucht

Belgrad Proteste
FOTO: EPA-EFE/ANDREJ CUKIC

In Belgrad endet eine Großdemonstration abrupt, die Regierungskritiker alarmiert. Schallkanonen-Vorwürfe und internationale Untersuchungsgesuche entfalten Brisanz.

Politische Spannungen

Inmitten der politischen Spannungen in Serbien ist eine Massendemonstration in Belgrad abrupt zu Ende gegangen, was zu einem Aufschrei der Regierungskritiker führte. Diese fordern nun eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse. Über 3.000 Demonstrationsteilnehmer haben bis Montag Aussagen gemacht, die den Einsatz einer Schallkanone belegen sollen. Die serbischen Behörden weisen diese Anschuldigungen entschieden zurück und planen rechtliche Schritte gegen die Verbreiter solcher Behauptungen.

Die Dynamik der Situation wird durch eine Petition verstärkt, die innerhalb von 24 Stunden von mehr als einer halben Million Menschen unterzeichnet wurde. Diese fordert eine internationale Untersuchung des Vorfalls durch das UNO-Menschenrechtskommissariat, den Europarat und die OSZE. Im Kontrast dazu schlägt Ministerpräsident Miloš Vučević vor, das FBI und den russischen Geheimdienst FSB in die Ermittlungen einzubeziehen.

Ungewöhnliche Phänomene

Teilnehmer der Demonstration berichteten, am Samstagabend gegen 19.11 Uhr und 19.12 Uhr ungewöhnliche Phänomene erlebt zu haben: eine Hitzewelle, ein Dröhnen und Motorengeräusche, gefolgt von einer Druckwelle, die viele zu Boden warf. Ein Augenzeuge schilderte dem Fernsehsender N1, dass ein lautes Geräusch Panik auslöste, Menschen zu Boden fielen und Schreie ertönten. Aufgrund dieser Panik entschlossen sich die Organisatoren, die Proteste abrupt zu beenden.

Medienberichte und Reaktionen

Serbische Medien berichten, dass Dutzende Menschen in Belgrader Krankenhäuser eingeliefert wurden, möglicherweise aufgrund von Beschwerden durch den Einsatz der Kanone. Diese Berichte wurden jedoch von den Krankenhäusern dementiert. Der frühere Polizeikommissar Božo Prelević äußerte die Vermutung, dass ein in den USA hergestelltes Gerät namens Genesis, das 2022 nach Serbien importiert wurde, zum Einsatz gekommen sein könnte. Solche Geräte könnten Hörschäden verursachen und Herzschrittmacher beeinflussen.

Die serbische Regierungsspitze lehnt die Vorwürfe vehement ab. Ministerpräsident Vučević betonte, dass keine Schallkanone auf den Straßen Belgrads eingesetzt wurde. Präsident Aleksandar Vučić forderte das Justizministerium auf, die Wahrheit über den angeblichen Einsatz der Schallkanone zu ermitteln und rechtliche Schritte gegen die Verbreiter solcher Täuschungen einzuleiten.

Ermittlungen und rechtliche Schritte

Inzwischen untersucht die Belgrader Staatsanwaltschaft die Herkunft der Informationen über die Krankenhausbehandlungen von Menschen mit Beschwerden, die möglicherweise durch eine Schallkanone verursacht wurden. Es wird wegen des Verdachts auf Hervorrufen von Panik und Unordnung ermittelt, ein Delikt, das mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann.

Es wird wegen des Verdachts auf Hervorrufen von Panik und Unordnung ermittelt, ein Delikt, das mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann.