Das Bilderbuch „Der Regenbogenfisch“ entfacht eine hitzige Debatte über seine Moral. Kritiker sehen darin toxische Botschaften, während Befürworter positive Werte betonen.
Das Bilderbuch „Der Regenbogenfisch“ von Marcus Pfister, seit seiner Veröffentlichung 1992 ein internationaler Klassiker, steht im Zentrum einer lebhaften Debatte über seine moralische Botschaft. Während es von vielen als wertvolle Lektion über das Teilen und den Verzicht auf Egoismus betrachtet wird, gibt es in den sozialen Medien auch kritische Stimmen, die das Buch als eines der „toxischsten Kinderbücher“ bezeichnen. Eine Nutzerin interpretiert die Moral als Aufforderung zum Teilen, während eine andere Nutzerin argumentiert, dass Teilen sich eher auf materielle Dinge wie Essen beziehen sollte, nicht auf Teile der eigenen Identität.
Einige Kritiker befürchten, dass das Buch Kindern nahelegt, sich anzupassen, um akzeptiert zu werden. Ein zynischer Kommentar, der über 13.000 Likes erhielt, beschreibt das Buch als Verkörperung des Gedankens: „Sie nehmen mir meinen Glanz“, was darauf hindeutet, dass Einzigartigkeit geopfert werden muss, um dazuzugehören. Andere Stimmen behaupten, die anderen Fische seien lediglich eifersüchtig auf den Regenbogenfisch, und die Freundschaft basiere auf dem Erhalt seiner glitzernden Schuppen. Diese Sichtweise könnte Kindern suggerieren, dass Zweckfreundschaften wertvoller sind als Einsamkeit.
@antje_simdorn "Der Regenbogenfisch" mag auf den ersten Blick wie eine süße Geschichte über Teilen wirken, aber bei genauerem Hinsehen vermittelt es eine sehr toxische Botschaft. Der Regenbogenfisch wird dazu gedrängt, das zu opfern, was ihn einzigartig macht, nur um von den anderen akzeptiert zu werden. Das Buch suggeriert, dass man geliebt und anerkannt wird, wenn man seine eigenen Bedürfnisse und Identität aufgibt, um anderen zu gefallen. Es gibt keinen Raum für gesunde Grenzen oder die Botschaft, dass man auch ohne Selbstaufgabe Freunde finden kann. Besonders für Kinder, die lernen, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu entwickeln, ist das eine problematische Lektion, die ihnen beibringt, sich selbst hintanzustellen, um Konflikte zu vermeiden oder dazugehören zu dürfen. #grenzensetzen #toxischeeltern #regenbogenfisch #toxischeskinderbuch #antjesimdorn #emotionaleerpressung ♬ Enya-style romantic fantasy waltz original – Yukari Okano
Kritische Perspektiven
Ob Kinder tatsächlich diese kritische Lesart des Buches verstehen, bleibt unklar. Die Entwicklungsexpertin Rita Messmer hält die negativen Interpretationen für übertrieben. Sie sieht den Regenbogenfisch als eine Figur, die etwas Schönes teilt, ohne selbst Schaden zu nehmen, und betont, dass dies positive Werte vermittelt. Messmer, die das Buch auch ihren eigenen Kindern vorgelesen hat, kritisiert die Neigung von Erwachsenen, ihre komplexen Weltanschauungen auf Kinder zu projizieren, die ihrer Meinung nach Dinge viel einfacher wahrnehmen. Sie nennt dies „Überpsychologisieren“ und warnt davor, dass Kinder lernen sollten, Teil eines größeren Ganzen zu sein, anstatt im Mittelpunkt der Welt zu stehen.
Messmer unterstreicht, dass das Eingliedern in ein soziales System sowohl dem Einzelnen als auch der Gemeinschaft zugutekommt.
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