Eine lesbische Premierministerin in Serbien, Hooligans bedrohen die Balkan-Pride-Paraden, Spannungen und Gefahren für die LGBTQ-Community. Balkan und Queer – wie passt das zusammen?
Die Stadt Wien bewirbt momentan den Regenbogenmonat. Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr präsentierte Anfang des Monats eine groß angelegte Werbekampagne und neue LGBTQ-Initiativen. Unter dem Motto „Lebe deine Liebe!“ förderte die Stadt sinnvolle Projekte, die zur Gleichstellung und Akzeptanz beitragen sollen. Rund 50.000 Euro hat Wien in diese Projekte investiert.
LGBTQ, LGBTTIQ oder Queer
Eine Begriffsklärung vorweg: Die Abkürzung LGBTQ ist wohl die bekannteste in dieser Thematik. Anfangs noch LGB (Lesbian, Gay, Bisexuell), hat sich der Begriff schnell ausgedehnt und versucht heute der Vielfalt der Sexualität gerecht zu werden. LGBTQ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer – auf Deutsch: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer.
Wobei der Ausdruck Queer ein allumfassender zu seien scheint. Denn damit sind Menschen gemeint, die nicht heterosexuell empfinden.
Queer auf dem Balkan
Die Armee und die Kirche sind auf dem Balkan die vorherrschenden Kräfte. Sie genießen das höchste Ansehen in der Bevölkerung – das zeigt, dass noch immer eine konservative Grundhaltung besteht. Trotzdem lassen sich Tendenzen von Akzeptanz feststellen.
In Belgrad, Serbien, ist das einzige Pride Info Center des Landes zu finden. Als alleinige Anlaufstelle für Informationen über die Queer-Community leistet das Center einen aufklärenden und wichtigen Beitrag für die Bevölkerung. In Serbien gibt es nichts vergleichbares.
Und ob der mangelnden Angebote für die Queer-Community, befindet sich in Belgrad auch die meistbesuchte Institution der LGBTQ-Gruppe weltweit: das größte Zentrum für geschlechtsangleichende Operationen am Balkan mit vier Kliniken.
Ikone der Balkan-Transsexualität
Helena Vukovic ist heute Aktivistin für die LGBTQ-Community in Serbien. Früher war sie Offizier der serbischen Armee und ein Mann. Sie ist die berühmteste Transsexuelle auf dem Balkan und wurde durch ein Interview in der Newsweek bekannt. Damals wurden 250.000 Exemplare des Magazins kostenlos in ganz Serbien verteilt, um das Bewusstsein für das Thema zu erweitern. Laut Vukovic hätte sich durch ihr Interview die Wahrnehmung der Bevölkerung in Bezug auf Transsexualität gewandelt.
Trotzdem sieht es in der Realität vielleicht ein wenig anders aus. Denn noch immer werden die Pride-Paraden am Balkan von Hooligans gestört oder homosexuelle auf offener Straße zusammengeschlagen. Und wenn man über das Thema redet, dann nur mit vorgehaltener Hand oder einem Kichern.
In Kroatien ist das möglicherweise ein wenig anders. Was wohl dem EU-Beitritt geschuldet ist. Aber je weiter man in den Süd-Osten des Balkans sieht, desto konservativer wird die Bevölkerung und umso schwerer ist es für Queere-Personen dort ein angenehmes Leben zu führen.
Filmtipp zu LGBTQ auf dem Balkan
Die 3sat Reportage „Queer Balkan“ hat sich mit der LGBTQ-Community in Ländern wie Bosnien, Bulgarien und Serbien auseinandergesetzt.
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Hilfe bei Fragen rund um LGBTQ
• Belgrade Pride Info Center, Kralja Milana 20
• LGBTQ+ Bin ich anders? – Jugendservice
• Queer Base
• Courage Beratungsstelle 01 / 585 69 66
• Hosi Wien 01 / 216 66 04