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GAY PRIDE

Regenbogenmonat in Wien: wie sieht es mit LGBTQ auf dem Balkan aus?

(FOTO: iStock/Larisa Stefanuyk)
(FOTO: iStock/Larisa Stefanuyk)

Eine lesbische Premierministerin in Serbien, Hooligans bedrohen die Balkan-Pride-Paraden, Spannungen und Gefahren für die LGBTQ-Community. Balkan und Queer – wie passt das zusammen?

Die Stadt Wien bewirbt momentan den Regenbogenmonat, der am 01. Juni beginnt und am 18. Juni endet. Dabei fördert die Stadt Wien sinnvolle Projekte, die zur Gleichstellung und Akzeptanz der LGBTQ-Community beitragen sollen. Rund 50.000 Euro investiert Wien in diese Projekte.

LGBTQ, LGBTTIQ oder Queer

Eine Begriffsklärung vorweg: Die Abkürzung LGBTQ ist wohl die bekannteste in dieser Thematik. Anfangs noch LGB (Lesbian, Gay, Bisexuell), hat sich der Begriff schnell ausgedehnt und versucht heute der Vielfalt der Sexualität gerecht zu werden. LGBTQ steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer – auf Deutsch: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer.

Wobei der Ausdruck Queer ein allumfassender zu seien scheint. Denn damit sind Menschen gemeint, die nicht heterosexuell empfinden.

Queer auf dem Balkan

Die Armee und die Kirche sind auf dem Balkan die vorherrschenden Kräfte. Sie genießen das höchste Ansehen in der Bevölkerung – das zeigt, dass noch immer eine konservative Grundhaltung besteht. Trotzdem lassen sich Tendenzen von Akzeptanz feststellen.

In Belgrad, Serbien, ist das einzige Pride Info Center des Landes zu finden. Als alleinige Anlaufstelle für Informationen über die Queer-Community leistet das Center einen aufklärenden und wichtigen Beitrag für die Bevölkerung. In Serbien gibt es nichts vergleichbares.

Und ob der mangelnden Angebote für die Queer-Community, befindet sich in Belgrad auch die meistbesuchte Institution der LGBTQ-Gruppe weltweit: das größte Zentrum für geschlechtsangleichende Operationen am Balkan mit vier Kliniken.

Ikone der Balkan-Transsexualität

Helena Vukovic ist heute Aktivistin für die LGBTQ-Community in Serbien. Früher war sie Offizier der serbischen Armee und ein Mann. Sie ist die berühmteste Transsexuelle auf dem Balkan und wurde durch ein Interview in der Newsweek bekannt. Damals wurden 250.000 Exemplare des Magazins kostenlos in ganz Serbien verteilt, um das Bewusstsein für das Thema zu erweitern. Laut Vukovic hätte sich durch ihr Interview die Wahrnehmung der Bevölkerung in Bezug auf Transsexualität gewandelt.

Trotzdem sieht es in der Realität vielleicht ein wenig anders aus. Denn noch immer werden die Pride-Paraden am Balkan von Hooligans gestört oder homosexuelle auf offener Straße zusammengeschlagen. Und wenn man über das Thema redet, dann nur mit vorgehaltener Hand oder einem Kichern.

In Kroatien ist das möglicherweise ein wenig anders. Was wohl dem EU-Beitritt geschuldet ist. Aber je weiter man in den Süd-Osten des Balkans sieht, desto konservativer wird die Bevölkerung und umso schwerer ist es für Queere-Personen dort ein angenehmes Leben zu führen.

Filmtipp zu LGBTQ auf dem Balkan

Die 3sat Reportage „Queer Balkan“ hat sich mit der LGBTQ-Community in Ländern wie Bosnien, Bulgarien und Serbien auseinandergesetzt.

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Glosse: Die heimliche Sexualität homophober Menschen
Mai – Internationaler Tag gegen Homophobie

Hilfe bei Fragen rund um LGBTQ

Belgrade Pride Info Center, Kralja Milana 20
LGBTQ+ Bin ich anders? – Jugendservice
Queer Base
Courage Beratungsstelle 01 / 585 69 66
Hosi Wien 01 / 216 66 04

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.