Die Schuldenspirale dreht sich weiter: In Niederösterreich suchen immer mehr Menschen Hilfe bei Finanzproblemen – mit durchschnittlich 86.000 Euro Verbindlichkeiten.
Die Inflation der letzten Jahre belastet weiterhin zahlreiche Lebensbereiche. Ungeachtet diverser Gegenmaßnahmen spüren viele Menschen in Niederösterreich nach wie vor die finanziellen Auswirkungen. „Besonders einkommensschwache Haushalte und andere vulnerable Gruppen standen und stehen plötzlich vor Herausforderungen“, schildert Michael Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldenberatung Niederösterreich.
Die Anzahl der Hilfesuchenden bei der Schuldenberatung Niederösterreich stieg im Vorjahr um 2,4 Prozent im Vergleich zu 2023. Insgesamt wurden 4.110 Klientinnen und Klienten betreut, was einem Zuwachs von 2,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 entspricht. Die Schuldenlast belief sich durchschnittlich auf 86.000 Euro, wobei Männer tendenziell höhere Verbindlichkeiten aufwiesen als Frauen. Der Anteil männlicher Klienten lag bei 58 Prozent, jener der weiblichen bei 42 Prozent.
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Besonders häufig benötigen Menschen zwischen 36 und 40 Jahren Unterstützung. Als Hauptursachen für finanzielle Schwierigkeiten wurden Arbeitslosigkeit und Einkommensrückgänge identifiziert, gefolgt von problematischem Konsumverhalten sowie Scheidungen bzw. Trennungen. „Essenziell ist es, rechtzeitig den Weg zur Schuldenberatung anzutreten, und sich professionelle Hilfe zu holen, um den Weg aus der Schuldenspirale zu meistern“, so die zuständige Landesrätin Eva Prischl (SPÖ).
Überdurchschnittliche Verschuldung im Bundesländervergleich
Mit durchschnittlich 86.000 Euro Schulden liegen die Hilfesuchenden in Niederösterreich deutlich über dem österreichischen Bundesdurchschnitt von etwa 55.000 Euro. Diese Zahlen aus dem aktuellen Schuldenreport zeigen die besondere Belastung im Bundesland. Während in Niederösterreich rund 4.110 Personen betreut wurden, suchten in Wien im ersten Halbjahr 2023 bereits 7.600 überschuldete Menschen Rat bei Beratungseinrichtungen.
Bundesweit wurden über 60.500 Personen betreut, wobei die Zahl der Erstkontakte österreichweit um 17 Prozent gestiegen ist – der höchste Wert seit zwölf Jahren. Dieser Anstieg lässt sich auch in anderen Bundesländern beobachten und deutet auf eine bundesweite Verschärfung der Überschuldungsproblematik hin.
Präventive Bildungsmaßnahmen
Eine Stärkung der Wirtschaftsbildung soll als Präventionsmaßnahme dienen, unterstreicht Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) in einer Aussendung. Aus diesem Grund wurde der Finanzführerschein initiiert, den bereits 498 Schülerinnen und Schüler an 13 Polytechnischen Schulen erfolgreich absolviert haben.
Bereits im September 2023 wurde in der Landesbildungsreferentenkonferenz (Treffen der für Bildung zuständigen Landesregierungsmitglieder) der Wunsch nach verstärkter Finanzbildung in den Lehrplänen vorgebracht. Der niederösterreichische Landtag verabschiedete im Februar 2024 einstimmig einen Beschluss, die Bundesregierung aufzufordern, Wirtschafts- und Finanzbildung als fächerübergreifendes Thema in Lehrplänen weiter zu verankern oder präventive Beratungsangebote gegen Überschuldung von Jugendlichen zu fördern.
International zeigen vor allem skandinavische Länder mit umfassenden Finanzbildungsprogrammen und frühem Zugang zu Schuldnerberatung Erfolge. Dort konnten die Überschuldungsraten seit Jahren auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau gehalten werden – ein mögliches Vorbild für österreichische Initiativen.
„Wirtschaftsbildung ist der beste Schutz für mündige Konsumentinnen und Konsumenten sowie Anlegerinnen und Anleger. Wirtschaftsbildung ist eine Querschnittsmaterie, die sowohl in der Mathematik als auch in Psychologie, Geschichte oder Englisch verstärkt behandelt werden könnte“
So die Landesrätin.
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