Start Inland
Fremdsprache

Schuldirektorin: „Obwohl wir keine Brennpunktschule sind“ gibt es Sprachdefizite

Symbolfoto. FOTO: iStock/Memedozaslan
Symbolfoto. FOTO: iStock/Memedozaslan

Das neue Schuljahr ist in vollem Gange, doch die alten Probleme sind nach wie vor präsent – einige sind sogar noch gravierender geworden. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation im Bereich der Sprachkompetenz der Schüler.

In Österreich ist für 27 Prozent der Schüler Deutsch eine Fremdsprache, in Wien erreicht dieser Anteil sogar 51,6 Prozent. Als Quelle für die Zahlen dient hier der Integrationsfonds. Die Herausforderungen für Lehrer, Mitschüler und Eltern sind enorm. Der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher liegt in Wien bei 35,1 Prozent, während er in Niederösterreich am niedrigsten mit 12,9 Prozent ist. Eine erschreckende Studie belegt, dass ein Drittel der Schulanfänger in Wien nicht ausreichend Deutsch beherrscht, um dem Unterricht folgen zu können. Nun hat sich eine Wiener Schuldirektorin bei der Tageszeitung „Heute“ gemeldet. Sie möchte anonym bleiben.

Sprachliche Hürden im Unterricht

„Ja, einen so großen Anteil gibt es auch bei mir an der Schule, obwohl wir keine Brennpunktschule sind“, berichtet eine Wiener Schuldirektorin. Sie erklärt, dass an ihrer Schule zwei Deutschförderklassen existieren – mehr als 40 Schüler, die kaum Deutsch können. Die Direktorin schildert weiter: „Die Familien dieser Kinder leben lang genug in Österreich, aber sie kümmern sich einfach nicht darum, dass ihre Kinder die Sprache lernen.“ Dies betrifft Kinder, die in Österreich geboren wurden und gesetzlich verpflichtet sind, mindestens ein Jahr im Kindergarten zu verbringen. Doch trotz dieser Vorschrift kann jeder dritte Schulanfänger kaum ausreichend Deutsch.

Eltern als Schlüssel zur Lösung

Die Probleme beginnen häufig im Elternhaus: „Das sind zum Teil Eltern, die selbst die Sprache gut beherrschen. Doch sie verstehen nicht, dass es wichtig ist, sie ihrem Kind noch vor der Schule beizubringen.“ Die Direktorin berichtet, dass diese Kinder sogar in ihrer eigenen Muttersprache große Schwierigkeiten haben. „Da zeigen wir ihnen zum Beispiel ein Bild eines Ruderbootes. Die Kinder haben weder auf Deutsch noch in einer anderen Sprache eine Ahnung, wie es zu bezeichnen ist.“

Die Sprachdefizite belasten den Schulalltag erheblich. Lehrer und Schüler, die besser Deutsch können, leiden darunter. „Die anderen werden im Lernen extrem gebremst: Es ist immer schwierig. Man konzentriert sich leider auf die Schwächeren. Aber wenn ich zu wenig Lehrpersonal habe, was soll ich machen,“ erklärt die Schulleiterin.