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INTERVIEW

Senada: „Meine Sabina ist noch am Leben!“

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(FOTO: iStock, zVg., Amel Topčagić))

Die Geschichte einer Mutter: Seitdem Sabina S. 2014 im Alter von 15 Jähren aus Wien nach Syrien abgehauen ist, sorgt der Fall immer wieder für mediale große Aufmerksamkeit. Die Informationen und Kommentare können kaum unterschiedlicher sein, lediglich Sabinas engste Familienmitglieder wissen, was wirklich wahr ist. Sabinas Mutter Senada erzählte KOSMO bisher unbekannte Details.

Senada S. (44) stammt ebenso wie ihr Mann aus Bosnien-Herzegowina. Die beiden haben zwei Kinder, Sabina, und ihren vier Jahre jüngeren Bruder. Bis zum 10. April 2014 verlief das Leben der Familie, wie jenes vieler anderer in Wien, ohne Probleme und Stress. Und dann änderte sich alles an jenem Tag, als ihre fünfzehnjährige Tochter nicht von der Schule nach Hause kam.

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Und dann änderte sich alles an jenem Tag, als ihre fünfzehnjährige Tochter nicht von der Schule nach Hause kam.

KOSMO: Wie würden Sie ihre Tochter bis zu diesem schicksalhaften Tag beschreiben?
Senada S: Sie war immer ein gutes und gehorsames Kind, eine gute Schülerin. Sie ging aufs Gymnasium und wurde bereits in die HAK aufgenommen. Sie ging nicht aus, sie kam nicht zu spät nach Hause, sie bat für alles um meine Erlaubnis. Jeden Tag rief sie mich aus der Schule an, schrieb über die Geschehnisse, schickte mir Bilder aus dem Klassenzimmer. An diesem schicksalhaften Tag kamen keine Nachrichten von ihr, und sie kam auch nicht nach Hause. Als mein Mann nach Hause kam, war er ebenso erstaunt, dass sie noch nicht da war. Wir haben sie angerufen, aber ihr Telefon war aus. Er ging zur Familie K., mit deren Tochter Samra unsere Sabina befreundet war. Auch sie war nicht heimgekommen, wie er von Samras Schwester erfuhr und dann sahen sie, dass ihr Schrank leer war. Sabinas Sachen waren alle an ihrem Platz, aber als wir genauer nachschauten, sahen wir, dass ihr Pass fehlte. Wir haben nichts verstanden. Wir haben alles der Polizei gemeldet, die uns beruhigt und behauptet hat, dass Sabina, da sie noch minderjährig ist, Österreich nicht verlassen könne.

Mein Mann reiste sofort in die Türkei, in der Hoffnung, dort Sabina zu finden.

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KOSMO: Es stellte sich heraus, dass das nicht der Fall war, richtig?
Korrekt. Am nächsten Tag stellten wir fest, dass sie nicht in der Schule war, und niemand hat uns darüber informiert. Für alle Fälle gingen wir in die Moschee, wo Sabina und Samra manchmal hingingen. Aber auch dort wusste niemand etwas. Ich betone, dass wir im Haus nie den radikalen Islam gepflegt haben, wir waren und sind gemäßigte Gläubige. Am nächsten Tag verwies uns die Polizei an den Flughafen Schwechat, wo uns mitgeteilt wurde, dass unsere Tochter und eine Freundin den Flug Wien-Istanbul-Adana bestiegen haben. Sie verließen Österreich ungehindert, obwohl sie noch minderjährig waren. Mein Mann reiste sofort in die Türkei, in der Hoffnung, dort Sabina zu finden. Leider sah er dort nur das Filmmaterial am Flughafen, was den Verdacht bestätigte, dass es sich um eine geplante Flucht handelte.

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Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.