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Serbien am Scheideweg: BRICS-Beitritt oder EU-Integration?

FOTO: EPA-EFE/ANDREJ CUKIC
FOTO: EPA-EFE/ANDREJ CUKIC

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic gab bekannt, dass er bis Mitte Oktober über die Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum BRICS-Gipfel entscheiden wird. Diese Äußerung machte Vucic während der Inspektion des Wiederaufbaus einer Brücke in Karakaj, nahe der Grenze zu Bosnien und Herzegowina.

BRICS-Gipfel in Kasan

Der BRICS-Gipfel, an dem Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika teilnehmen, findet vom 22. bis 24. Oktober in Kasan, Russland, statt. Dabei sollen wichtige globale Fragen diskutiert werden. Ob Vucic daran teilnimmt, soll bis spätestens 15. Oktober entschieden sein.

Einladung durch Putin

Putin hatte Vucic und den serbischen Vizepremier Aleksandar Vulin bereits am Rande des Eastern Economic Forum am 4. September in Wladiwostok zur Teilnahme am BRICS-Gipfel eingeladen. In seiner ersten öffentlichen Antwort am 5. September erklärte Vucic, dass Serbien während des BRICS-Gipfels „wichtige Freunde aus dem Ausland“ treffen werde.

Sanktionen gegen Russland

Auffällig ist Serbiens Position in der internationalen Politik. Das Land hat sich bisher geweigert, den internationalen Sanktionen gegen Russland beizutreten. Diese wurden seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 verhängt. Der Balanceakt verdeutlichte Serbiens Bestreben, einerseits seinen europäischen Integrationsprozess voranzutreiben und andererseits die Beziehungen zu traditionellen Verbündeten wie Russland und China nicht zu gefährden.

Hypothetischer Beitritt

Ein Beitritt Serbiens zur BRICS-Gruppe könnte die Spannungen zwischen Serbien und der EU verschärfen. Die EU betrachtet den BRICS-Block, insbesondere Russland und China, oft kritisch. Denn die EU hält deren Einfluss in Europa für möglicherweise gefährlich. Ein solcher Schritt könnte den Einfluss der EU auf dem Balkan schwächen und andere Westbalkanländer ermutigen, enger mit BRICS-Staaten zusammenzuarbeiten. Dies könnte die geopolitischen Verhältnisse in der Region verändern und die Rivalität zwischen dem Westen und dem Osten verstärken.

Für Serbien selbst könnte ein BRICS-Beitritt sowohl wirtschaftliche als auch politische Vorteile bringen. Indem die Beziehungen zu Russland, China und anderen aufstrebenden Mächten vertieft werden. Insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Energie und Handel könnte Serbien von diesen Allianzen profitieren. Gleichzeitig steht das Land jedoch seit Jahren im EU-Beitrittsprozess, der durch ungelöste Fragen, insbesondere im Kosovo-Konflikt, erschwert wird. Ein BRICS-Beitritt könnte von der EU als Signal gewertet werden, dass Serbien sich weniger auf den EU-Beitritt konzentriert und stattdessen alternative Allianzen sucht. Was den Fortschritt in den Beitrittsverhandlungen erheblich beeinträchtigen könnte.

Darüber hinaus könnte die Entscheidung Serbiens für oder gegen BRICS innenpolitisch erhebliche Auswirkungen haben. Die Unterstützung der Bevölkerung für den EU-Beitritt ist gespalten. Ein BRICS-Beitritt könnte die Unterstützung für nationalistische und pro-russische Positionen stärken, während pro-europäische Kräfte geschwächt werden könnten.

Insgesamt ist die Entscheidung Serbiens, am BRICS-Gipfel teilzunehmen oder nicht, mehr als nur eine außenpolitische Weichenstellung. Sie könnte die geopolitische Landschaft auf dem Balkan beeinflussen, die Beziehungen zwischen Serbien und der EU weiter belasten und den EU-Beitrittsprozess des Landes stark behindern.