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RUSSLAND-UKRAINE-KRISE

Serbische Bloggerin live aus Kiew: „Die Menschen fürchten einen Kriegsausbruch“

Auch die schönsten Sehenswürdigkeiten lassen die Menschen vor Ort nicht vergessen, dass der Krieg direkt vor ihrer Tür lauert (FOTOS: Instagram/@paunovicema)

Emilija Paunović reiste als serbische Bloggerin mitten in der Ukraine-Krise nach Kiew und berichtet gegenüber KOSMO von ihren Eindrücken vor Ort.

Die diplomierte Pharmazeutin und Bloggerin aus Serbien, Emilija Paunović, tat das, was sich in den letzten Tagen nur wenige trauen würden: Sie stieg in ein Flugzeug und flog gemeinsam mit einer Freundin als Touristin nach Kiew – und das mitten in der Ukraine-Krise. Gegenüber KOSMO erzählte Emilija von der aktuellen Situation vor Ort, den Geschehnissen nach ihrer Ankunft und ihre persönlichen Eindrücke.

Schon seit ihrer Kindheit war es Emilijas Wunsch eines Tages Kiew zu besuchen. Während ihres Aufenthalts im serbisch-orthodoxen Rukumija-Kloster in der Nähe von Požarevac hatte sie schon einiges von den ukrainischen und russischen Kirchen-Traditionen gehört und wollte sich selbst ein Bild davon machen. „Aber immer, wenn ich eine Reise dorthin plante, kam etwas dazwischen.“

Für ihr nächstes Reiseziel gemeinsam mit einer Freundin standen Israel und Kiew zur Auswahl: „Zuerst entschieden wir uns, nach Israel zu fliegen, doch nach ein paar Tagen wurde unser Flug storniert. Es war also unser Schicksal, nach Kiew zu reisen“, erklärt Emilija schmunzelnd. Ihre Familienmitglieder sahen ihr „ukrainisches Abenteuer“ in der aktuellen Situation jedoch alles andere als gelassen. Und dennoch – Emilija und ihre Freundin ließen sich auf das Abenteuer ein und reisten per Flieger nach Kiew:

„Nachdem wir mit einigen Menschen gesprochen hatten, die in der Ukraine leben, haben wir beschlossen, nicht auf unsere Reise zu verzichten. Die meisten Menschen halten uns wahrscheinlich für verrückt, aber wenn man sieht, wie schön Kiew ist, wird man uns verstehen“, schrieb Emilija auf ihrem Instagram-Profil, mit einem Foto vom Flughafen in Budapest, von wo aus sie in die Ukraine gereist war.

Doch auch die schönsten Gebäude und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten lassen die Menschen vor Ort nun mal nicht vergessen, dass sie möglicherweise direkt vor einem Krieg stehen. Die Bloggerin erzählt uns, dass die Angst der Menschen in Kiew allgegenwärtig zu spüren ist: „In den ersten Tagen schien alles normal zu sein. Die Menschen gingen zur Arbeit, sangen und tanzten auf den Straßen und besuchten die Nachtclubs. Aber in den letzten Tagen kann man schon eine gewisse Panik unter den Menschen spüren. Wir haben immer mehr Menschen getroffen, die Angst davor haben, was passieren könnte“, erzählt uns Emilija.

Zwar würden die Menschen nicht glauben, dass es momentan direkt in Kiew zu einem Krieg kommen würde, sondern vielmehr, dass sich erstmals alles im Osten des Landes abspielen wird. „Sie sind sich aber bewusst, dass sich der Krieg ausweiten kann“, fügte Emilija hinzu.

Die junge Frau schildert, dass die Meinungen der ukrainischen Bürger zur aktuellen Situation sehr gespalten sind. Jedoch haben alle dieselbe Angst vor einem möglichen bewaffneten Konflikt:

„Einige sagten uns, wir sollten einfach nicht die Nachrichten lesen und nicht alles glauben, was wir sehen oder hören. Andere wiederum glauben, dass die Russen kommen, ihre Macht demonstrieren und wieder nach Hause zurückkehren werden, wie uns eine nette Dame sagte, als wir auf der Straße Glühwein kauften.“

Obwohl Angst in der Luft liegt, betonte Emilija, dass die Ukrainer ein sehr freundliches Volk seien und dass sie sich in Kiew wie zu Hause gefühlt hat: „Die Ukrainer sind wunderbar und sehr freundlich. Sie bemühen sich, dass man sich wie zu Hause fühlt, egal wo man ist. Ich hoffe aufrichtig, dass Gott alle orthodoxen Menschen vereinen wird und dass ein ungünstiger Ausgang vermieden wird“, sagte Emilija abschließend.