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INTERVIEW

ShemA: „Ich hab‘ mir halt von Anfang an nichts g’schissen!“

ShemA
FOTO: Fabian Skala

In einem Interview mit Stefan Marković, dem 20-jährigen Rapper bekannt unter seinem Künstlernamen „ShemA“, erzählt er uns, wie er mit dem Rappen anfing und wie sich seine Karriere entwickelte. Stefan ist in Wien aufgewachsen, seine Eltern jedoch stammen aus Kotor Varoš, einer Stadt bei Banja Luka (Bosnien-Herzegowina).

KOSMO: Wann und wie hast du deine „Karriere“ gestartet?

ShemA: Ich hab begonnen vor fünf Jahren, da war ich 15. Durch einen Freund, der Rap-Musik gehört hat, bin ich auf die Musikrichtung gestoßen. Vor allem durch Kay One kam ich auf den Geschmack von Deutschrap. Ich habe gehört, dass er auch ab und zu „freestyled“ und habe beschlossen, dass ich das auch unbedingt tun will. Ich hab dann auch begonnen Texte zu schreiben und diese gleich auf Youtube veröffentlicht. Und ja so hat sich das Ganze weiterentwickelt. Ich hab mir halt nichts „gschissen“. (lacht)

Social Media war aber ein wichtiger Baustein, um an Popularität zu gewinnen, da ich durch den Support von Freunden, die meine Videos geteilt haben, an Zusehern und Followern gewann.

Warum gerade Rap?

Ich habe immer schon Musik geliebt und RnB und Hiphop gefeiert. Deutschrap hörte ich eigentlich nie bis zu meinem 15. Lebensjahr, doch als ich besser auf den Text geachtet habe, wollte ich gleich selber damit beginnen. Früher sah ich das sehr oberflächlich und dachte, Rap sei nur unsinniges Schimpfen. Ich wollte meine eigene Musik machen, weil ich gesehen hab, dass es „leiwand“ ist.

Wieso der Name ShemA? Wie bist du darauf gekommen?

Das ist eine lustige Geschichte. (lacht) Wegen meiner Eltern bin ich jährlich im Sommer in Kroatien am Meer in der Nähe von Split. Mit 14 oder 15 war ich dort und da war das Wort „šema“ eine Art Slangwort für cool, „leiwand“, ein Wort, dass man öfter benutzt hat, wenn jemand dazugestoßen ist: „koja šema“ – was ist grad los. Ich fand es so cool, dass ich dann einfach gesagt habe „ich bin šema“. Hatte einfach einen persönlichen Bezug dazu, weil ich Kroate bin.

„Man muss viel arbeiten, um Anerkennung zu erhalten.“

– ShemA

Das Musik-Business ist bekanntlich sehr hart. Wie kommst du damit klar?

Naja es ist besonders in Wien sehr hart, weil man wenig Support (Unterstützung) bekommt. Man muss viel arbeiten, um Anerkennung zu erhalten. Anfangs war es ziemlich schwer, da habe ich eine EP rausgebracht und jedes der Lieder hat glaub ich unter 1.000 Streams. Es hat sehr sehr lange gedauert, bis die Leute mich wahrgenommen haben. Je besser ich wurde, desto mehr Menschen teilten meine Videos und meine Musik, desto mehr Menschen haben mich „supportet“.

ShemA
FOTO: Fabian Skala

Wie gehst du mit Rückschlägen um? Zum Beispiel wenn du merkst, dass jemand dir gegenüber nicht loyal ist, oder ein Lied nicht gut ankommt.

Wie ich damit umgehe… ich arbeite dann noch mehr. Ich habe dann nicht das Verlangen jemanden etwas schlechtes zu wünschen, im Gegenteil! Ich wünsche allen das Beste. Ich versuche auf mich zu schauen. Und wenn der nächste Rückschlag kommt, arbeite ich noch mehr bis wieder etwas Positives kommt.

Bis jetzt hast du nur zwei Lieder auf Serbokroatisch veröffentlicht. Planst du in Zukunft weiterhin auch Lieder in deiner Muttersprache zu veröffentlichen?

Das ist eine gute Frage, denn eigentlich hab ich das nur aus Spaß gemacht. Da hab ich auch bei dem ersten Lied „Dolazim“ (ich komme) einfach irgendwas zusammengeschrieben. Und der zweite Song ist „Ljubav“ (Liebe). Da es mir etwas schwerer fällt diese Texte zu schreiben, dauert es dementsprechend auch länger. Die deutsche Sprache fällt mir einfach leichter.

„Wenn der nächste Rückschlag kommt, arbeite ich noch mehr bis wieder etwas Positives kommt.

– ShemA

Ich plane nicht demnächst ein Lied auf Serbokroatisch zu veröffentlichen, aber ich bin mir sicher, dass irgendwann wieder aus Spaß ein Song in meiner Muttersprache kommen wird.

Mit welchem Song hast du bis jetzt den größten Erfolg gehabt?

Eindeutig Nargila (kroatisch für Wasserpfeife)! Mit dem Song kam auch der Moment, dass Leute mich wahrgenommen haben und mich weiterhin verfolgt haben. Bis jetzt hat kein Lied Nargila übertroffen. Ab da wurde es auch professioneller was die Lieder und Videos angeht.

ShemA
FOTO: Fabian Skala

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus? Was wünschst du zu erreichen?

Weitermachen und mich verbessern. Mehr Thematik in meine Texte bringen. Ich will Alben, Mixtapes und EP’s rausbringen. Mit einem guten Freund von mir „MCL“, mit dem ich auch Musik mache, habe ich vor in Zukunft unsere Gruppe „Loyal to death“ zu erweitern und vielleicht irgendwann mal ein Label daraus zumachen. Ende Mai kommt auch die erste EP von MCL raus, da bin ich auch vertreten.

Was wäre dein größter Traum?

Seit meiner Kindheit war es mein größter Traum meinen Eltern ein Haus zu kaufen. Das war immer das was ich wollte. Karrieretechnisch wäre mein Ziel, dass ich irgendwann zu einem erfolgreichen Rapper werde. Dass ich es vielleicht schaffe die Stadthalle zu füllen wie RAF Camora, oder sogar ein Fußballstadion. Das sind Ziele, die ich mir setze um nicht aufzuhören. Dennoch wäre es cool, wenn ich mir mein Geld durchs Rappen verdienen könnte.

Du hast die nächste Frage schon perfekt eingeleitet. Denkst du, kann man von Österreich aus im Rap-Business richtig Erfolg haben? Hat RAF vielleicht die Weichen dafür gestellt?

Ich glaube auf jeden Fall schon. Er hat gezeigt, dass Wiener auch in der Deutschrap-Szene mithalten können. Er hat es geschafft als Wiener Künstler. Und ich denke, dass man es sicherlich von Wien aus schaffen könnte, auch wenn es schwerer ist als aus Deutschland, weil Rap dort populärer ist. Ich denke in den nächsten Jahren wird viel aus der Wiener Szene kommen. Demnächst wird auch wieder etwas Neues von Svaba Ortak kommen. Da er der eheste Nachzügler nach RAF Camora ist, hoffe ich, dass er mit dem Album „Eva und Adam“, das demnächst öffentlich gemacht wird, ein Statement für die Wiener Szene setzen wird.

Autorin: Patricia Trötzmüller